Das erste Mal alles auf einmal
Trotz einer jahrzehntelangen Musiktheatertradition in Zeuthen – über die ich in den nächsten Tagen mehr schreiben werde –gibt es hier leider kein Theater. Also musste die Bühne erst konstruiert werden. Mit viel Hilfe von den älteren Darstellern und Projekthelfern haben wir die Podeste für die Bühne aus verschiedenen Orten hergefahren. Die Firma O.Zach-Dachservice hatte uns am Donnerstag Türme zur Verfügung gestellt. Wir hatten zwischenzeitlich schon gar nicht mehr darauf gehofft. Man glaubt vielleicht, dass es viele Firmen gibt, die Gerüste zur Verfügung stellen könnten. Aber wir haben monatelang fast alle in der Region angefragt und – wenn überhaupt – nach anfänglichem Interesse nur eine Absage erhalten. Kulturarbeit mit Kindern ist einerseits unterstützenswert, scheint aber andererseits keinen Aufwand machen zu dürfen. Allerdings – das muss hier deutlich gesagt werden – gab es auch Firmen, die uns gern unterstützt hätten, wenn sie nur ausreichend viele Gerüste zum Ausleihen gehabt hätten. Mehr als 20 Podeste und drei Baugerüste für die Bühne, aus den Gerüsten wurden zwei Türme gemacht. Das ist viel Arbeit! Doch sie hat sich gelohnt. Die Kinder sahen nun zum ersten Mal die richtige Bühne und waren beeindruckend.
Die Atmosphäre auf den Proben am letzten Wochenende war wie immer konzentriert, aber auch fröhlich. Dabei brauchten alle eine Menge Kraft an drei aufeinander folgenden Tagen zu proben, Samstag und Sonntag sogar 6 Stunden! Und es ist immer wunderbar zu sehen, wie die verschiedenen Altersgruppen miteinander arbeiten. Da gibt es kein Ausgrenzen, weil jemand noch so jung ist. Interessant ist auch, dass die Jüngeren auch keine Angst vor den Großen haben. Sie sitzen zusammen in einem Boot und jeder bringt seine Fähigkeiten ein. Während die älteren und starken Jungs beim Bühnenaufbau helfen, proben die Jüngeren Walzertanz mit Herrn Eggerath. Das Miteinander und die Fröhlichkeit braucht es auch, um den Druck aushalten zu können. Und es macht Druck, wenn die Kinder nicht nur szenisch proben, sondern nebenbei auch mit Frau Moll-Firl am Gesang arbeiten und mit Frau Hill die Kostüme anprobiert werden müssen. Die Kinder kennen das zwar von den regulären Proben, aber hier passierte plötzlich alles zur selben Zeit. Da kommt schnell mal Verwirrung auf, wenn man aus der musikalischen Probe in die Kostümprobe geschickt wird, danach gleich wieder in die musikalische Probe muss und fünf Minuten später auf der Bühne eine ganz andere Szene spielen soll. Und dennoch gibt es immer wieder Wartezeiten! Kuno und Kilian/Ottokar spielen nur in den ersten und der letzten Szene mit. Also mussten sie zwischendrin warten. Die Brautjungfern und der Chor hingegen mussten fast immer auf der Bühne sein. Da war das „Ausruhen“ mitten im Stück auch mal ganz schön.
Bei allem Stress macht es den Kindern aber Spaß! Dieser Spaß kommt durch den Anspruch der professionellen Leiter zustande, die ihnen zeigen können, warum es besser ist, die Dinge gut zu machen und nicht nur irgendwie. Kinder wollen ja zeigen was sie können! Also macht es ihnen Spaß besser zu werden. So ist der Spaß nicht nur flüchtig, verbindet sich mit Stolz auf die eigene Leistung, und hallt so viel länger nach.