Kleine Leseprobe: Gnädiges Fräulein, darf ich bitten?
Von einer jungen Frau wurde damals erwartet, dass sie sich einen Mann sucht, um versorgt zu sein. Eine ausgezeichnete Möglichkeit, den „Richtigen“ zu finden, sahen meine Eltern in den Tanzveranstaltungen der studentischen Corps. Mein Vater hatte als „Alter Herr“ einer Studentenverbindung allerbeste Kontakte. Ich fand das zeremonielle Brimborium drum herum ziemlich lächerlich. Doch ich fügte mich zähneknirschend ins Unvermeidliche. Am Abend eines Balls tauchte der jeweilige Galan auf, der auserkoren war, mich zu begleiten. In Corps-Uniform. Mit zwei Blumensträußen. Der größere war für die „Gnädige Frau“, meine Mutter. Der kleinere für mich, das „Gnädige Fräulein“. Meine Mutter war begeistert von den jungen Männern, oft mehr als ich. Es hätte schließlich der Schwiegersohn in spe sein können!
Für die Bälle gab es exakte Vorschriften. Frauen mussten Röcke oder Kleider tragen. Allerhöchstens drei Tänze mit einem Mann waren erlaubt, danach wurde die Frau zum Tisch zurückgeführt. Eine ältere Aufpasserin überwachte mit Argusaugen, dass ja alles korrekt ablief. Und wehe, jemand wollte einen vierten Tanz mit derselben Partnerin beginnen – da funkte sie sofort dazwischen! Nach einem Ball wollte meine Mutter immer alles über meinen Begleiter erfahren. Was er studiere, welchen Beruf sein Vater ausübe und ob er katholisch oder evangelisch sei. Ich versuchte ihre Neugier abzuwehren: „Mutti, was interessiert dich das, ich will ihn doch gar nicht heiraten.“ Ihr Drängen hatte vor allem einen Effekt: Es verhinderte, dass ich mich für einen der jungen Männer stärker interessierte. So ging das etwa vier Jahre lang. Ich wurde älter und die Knäblein immer jünger. Zudem lebte ich als Berufstätige in einer anderen Welt als die Studenten. Deshalb ging ich irgendwann nicht mehr zu den Bällen ...
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