Kleine Leseprobe: Ich fahr dann mal los - der Tourstart
„Nun fahren wir doch endlich los!“ purzelten die Worte aus meinem Mund ins Mikrofon. Die vielen Menschen vor der Tribüne auf dem Marienplatz, mitten im Herzen von München, machten mich verlegen. Ich setzte noch eins drauf: „Übrigens, Outdoorleute sind per du!“ „Ich bin Hepp“, sagte eine Stimme neben mir. „Ich bin Gunda.“ Damit war das kurze Zwiegespräch zwischen Hep Monatzeder, Münchens damaligem 3. Bürgermeister und mir, einer 70-jährigen Rentnerin mit einer verrückten Idee, auch schon wieder zu Ende. Es war bereits nach 12 Uhr, das Glockenspiel im Rathausturm wieder verstummt und nur noch die übliche Geräuschkulisse eines frühen Nachmittags auf dem Marienplatz zu hören.
Der ganze Rummel um meine Person begann bereits vor dem Auftritt auf der Bühne, mit einem Pressetermin im Prunkhof des Neuen Rathauses. Mein Dackel Sauser, der mich auf die große Tour begleiten sollte, hatte es gut: Er musste den anwesenden Damen und Herren der Presse nicht Rede und Antwort stehen. Meine Freundin Verena Willenberg hielt ihn weitgehend vom Trubel fern. Plötzlich so im Rampenlicht zu stehen war sehr gewöhnungsbedürftig. Und all das nur, weil ich von München nach Rügen radeln wollte. Heute war der Tag, an dem aus meiner Idee Wirklichkeit werden sollte. Ich kam mir vor wie der Zauberlehrling, der die Geister rief. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?
Mein Tag hatte sehr früh begonnen: Nach einer sehr kurzen, vor Aufregung schlaflosen Nacht sprang ich um fünf Uhr morgens aus den Federn. Noch nicht ganz wach, schossen mir tausend Gedanken durch mein Kopf: Habe ich wirklich alles eingepackt, was ich für so eine lange Reise brauche? Sind die Blumen für die nächsten Tage gegossen, der Kühlschrank geleert, die Wasserhähne von der Wasch- und Spülmaschine abgedreht, der Wohnungsschlüssel bei der Freundin abgegeben, und, und, und …? Endlich war alles erledigt. Nur noch rasch den Anfall in die Mülltonne bringen und dann nichts wie los … Ich schloss die Wohnungstür ab – jetzt gab es kein Zurück mehr. Das Herzklopfen wollte gar nicht aufhören ...
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