Die Halbzeitansprache
Die Tür geht auf und der Trainer kommt rein. Gespräche verstummen. Blicke konzentrieren sich. Pause. Erwartungen steigen. Atmosphäre entwickelt sich. Einatmen. Ausatmen. Ein lächelnder Blick. Und die folgenden Worte richten sich an dich:
Wir können stolz auf uns sein. In den vergangenen 35 Tagen haben wir mehr als 6000 Euro gesammelt. Konnten fast 100 Unterstützer für ein Projekt gewinnen, welches noch so fern und so undurchsichtig ist. Haben gekämpft und gelitten. Zusagen für Unterstützungen bekommen und wieder verloren. Vorträge gehalten und Sponsoren getroffen. Interviews gehabt und nicht zeigen können. Und auch haben wir beim Crowdfunding viel aus unseren eigenen Fehlern und Erfahrungen lernen dürfen. Vor allem ich selbst.
Ich haben unsere eigene Reichweite völlig falsch abgeschätzt. Natürlich sind wir fast 750.000 Handballer in Deutschland. Aber diese zu erreichen war für uns nicht möglich. Besonders in dieser an Berichten, Interviews, Pressekonferenzen, Spielübertragungen, Zusammenfassungen und Artikeln überschwemmenden EM. Der Plan war es eigentlich auf der Welle der EM zu reiten, stattdessen wurden wir gnadenlos von ihr erdrückt. Auch das Medium Crowdfunding ist als Finanzierungsstrategie vermutlich nicht die passendste Wahl für unsere konservative Handball-Community gewesen und mit einem doch sehr umfangreichen Drang nach Aktionismus (Integrationsprojekt, Lehrvideos, Hospitationen, Soziale Projektarbeit, Dokumentarfilm, Fortbildungen usw.) viel zu unübersichtlich geworden.
Doch würde ich den Matchplan wieder so aufstellen, denn die Analyse über den „Gegner“ und unsere Stärken und Ziele würden mich zu eben jenen Entscheidungen bringen. Doch jetzt haben wir gemeinsam Erfahrungen aus den ersten 30 Minuten sammeln können und stehen auf einer völlig neuen Position. Wir haben gelernt, dass die Zeit zu kurz und unsere Fundingschwelle zu hoch gewählt war. Wir müssen unsere Ziele also realistisch anpassen und bekommen von Startnext dafür einmalig die Möglichkeit.
Das Crowdfunding verlängert sich bis zum 18. März. Durch den sehr kurzen Zeitraum und die Bindung vieler Ressourcen durch die EM konnten wir unsere Spielzüge nicht richtig starten und das soll sich nun ändern. Die Journalisten und Spieler kehren von der EM zurück und haben uns viel Unterstützung zugesichert. Durch Interviews und Podcasts (unter anderem KreisAb, Handball-World, MyPerformanceCoaching, RadioFOM, Handball-Woche, WDR, SWR u.v.m) können wir nochmal unsere Reichweite vergrößern und unsere Vision mit Handballern in ganz Deutschland teilen. Ebenfalls haben Spieler und Experten wie Blaženko Lacković, Paul Drux, Dominik Klein, Andrej Klimovets, Hans Lindberg, Silvio Heinevetter, Simon Ernst und selbst der Bundestrainer Christian Prokop angeboten mit ihrem Netzwerk zu helfen. Mit diesen neuen Auslösehandlungen können wir noch einmal richtig Bewegung in die Abwehr bringen und uns ins Spiel zurück kämpfen.
Natürlich ist der Rückstand enorm. Ich habe als Ziel 80.000 Euro vorgegeben, welche mir angesichts der Menge an Handballern und Referenzprojekten (Ecke Schuß Gold) auch möglich erschien, aber leider die beschriebene, eigene Kadersituation nicht bedacht. Es ist wichtig große Visionen zu haben, doch diese können auch mit kleinen Zwischenzielen erreicht werden. Deshalb habe ich die Möglichkeit genutzt die Schwelle einmalig auf 16.000 Euro herab zusetzen. Ich werde die entstehenden Kosten für das Projekt weiter optimieren. Ein privat gekaufter und ausgebauter Van für Europa und die Möglichkeiten des Couchsurfings bzw. bei Gastfamilien zu wohnen sollen z.B. erhebliche Kosten einsparen. Ebenfalls werden wir mit diesem Geld zwar die Lehrmaterialien und Spielanalysen während der Reise erstellen, aber nicht die Kosten für einen vollumfänglichen Dokumentarfilm decken können. Doch mit Eindrücken aus über einem Jahr Inspiration und dem Entwickeln einer großen Handball.inspires-Communtiy besteht die Möglichkeit die Finanzierung für die nächsten Kontinente oder den abschließenden Film erneut in Angriff zu nehmen. Ich werde mein persönliches Engagement (Film-Equipment, Van, Programme, Versicherungen …) ebenfalls weiter erhöhen und damit mehr an Zeit gewinnen.
Mein Wunsch ist und bleibt es ein Handball-Projekt mit der Community zusammen zu realisieren. Deshalb hoffe ich auf euer Verständnis für die Anpassung der Ziele und die weitere Unterstützung für das Projekt. Solltet ihr jedoch mit der Entwicklung nicht konform gehen, habt ihr die Möglichkeit eure Unterstützung zu stornieren.
Wir sitzen jetzt mit hängenden Köpfen hier zusammen. Doch Handball ist am Ende auch nur ein Spiel. Und selbst wenn der Gegner übermächtig erscheint. Wir wollen frei, unabhängig und mit Freude dieses Spiel spielen. Uns maximal fordern und ständig weiterentwickeln. Denn nur das bringt uns langfristig nach vorne. Deshalb gehen wir jetzt dort gemeinsam raus und richten den Blick weg von der Anzeigetafel. Hin zur nächsten Möglichkeit den Ball zugewinnen, den Nebenmann frei zu spielen und die eigene Stärke wiederzufinden. Wir werden dieses Spiel nicht mehr gewinnen, aber wir haben auch noch nicht aufgegeben und uns dadurch verloren. Unsere Möglichkeiten sind grenzenlos.