Jetzt ist es offiziell: Die taz schreibt über unser Buch und entlarvt mich als "Karma-Ökonom"
Die Macht der Masse
SPENDEN Wenn viele wenig geben, kann viel passieren. Crowdfunding entwickelt sich im Internet dynamisch zu einem neuen Wirtschaftszweig
Ein gutes Beispiel ist Prime Le Van Bo. Der Berliner Nachwuchsarchitekt hat mit seinen Do-it-yourself-Möbeln schon einige Berühmtheit erlangt - was wohl auch mit dem Label "Hartz-IV" zusammenhängt. Passend zum Crowdfunding-Gedanken setzt Prim Le Van Bo auf Open-Source-Design. Die lizenzfreien Bauanleitungen für Sessel & Co. kann man kostenlos im Internet herunterladen. Um für sein Thema zu werben, plante Le Van Bo im letzten Jahr eine Design-Ausstellung im Kreuzberger Betahaus - unter dem Label "Hartz IV Wohnung". In der Ausstellung sollte eine komplette Einraumwohnung aus DIY-Möbeln gezeigt werden, speziell geeignet für den Original-Berliner Plattenbau. Für die Finanzierung des Low-Budget-Projekts wurde die Internet-Crowd angezapft. Le Van Bo konzipierte die Crowdfunding-Kampagne auf Startnext. Spendenziel waren 3.000 Euro. Wie es sich gehört, gab es auch ein "Pitch-Video", um die Spendermassen direkt anzusprechen: Es gehe darum, "auf minimalem Wohnraum maximale Lebensqualität zu ermöglichen: essen, arbeiten, schlafen und knutschen". Gesagt, getan: In wenigen Wochen waren die notwendigen Spenden im Kasten - 64 Unterstützer hatten 5.200 Euro gespendet.
Um die Idee noch weiter zu propagieren, lief bis Mitte März 2012 dann eine zweite Spendenkampagne - Le Van Bo will nun ein Do-it-yourself-Handbuch zum günstigen Möbelbauen herausbringen. Neben Crowdfunding setzte der selbst erklärte Karma-Ökonom dabei auf Crowdsourcing - via Facebook konnte seine Community auch über den Inhalt des Buchs mitbestimmen. ANSGAR WARNER