Gastbeitrag: Birgit Schattling
Seit Mai 2018 bin ich glückliche Besitzerin eines Vertikalbeetes. Auf meinem 5 m² kleinen Westbalkon ermöglicht es mir, den wenigen Platz besser auszunutzen, geordnet zu gärtnern und meine Pflanzen auf den oberen Etagen der 7 Tassen auf angenehmer Höhe beim Wachsen zu beobachten. Mir macht dieses Vertikalbeet richtig Spaß. Es ist von sehr guter Qualität und praktisch. In meinen Vorträgen und Workshops „Mein Biotop auf dem Balkon. Naturerlebnis und Ernteglück mitten in der Stadt“ empfehle ich immer, vertikal zu Gärtnern und schwärme von meinem Vertikalbeet. Wir Stadtgärtner wollen viel ernten, dazu brauchen wir Anbaufläche. Der Platz auf städtischen Balkons ist meist beengt, Vertikalbeete ermöglichen eine effiziente Platzausnutzung. Ich liebe den Blick auf dieses Beet mit seinem Materialmix aus einheimischem Lärchenholz und verzinktem Stahl in Verbindung mit dem satten, üppigen, ganzjährigen Pflanzengrün. Sehr erfolgreich ernte ich Asia Salate, Rucola, Feldsalat, Tomaten, Grünkohl, Mangold, Zucchini, Selleriekraut, Radieschen. Von allein siedeln sich jedes Jahr Sonnenblumen aus der Vogelfütterung an. Dazu essbare Wildpflanzen wie Löwenzahn, Franzosenkraut und Vogelmiere, die meine Salate und die Grünen Smoothies veredeln.
Wie in allen meinen Pflanzgefäßen wird die Erde im Frühjahr nicht komplett ausgetauscht, sondern aufgepeppt mit Wurmhumus aus der Wurmkiste. Dazu gieße ich regelmäßig mit Effektiven Mikroorganismen. Das Vertikalbeet steht massiv auf „Füssen“ und ist nicht mit der Hauswand verbunden. Die Hauswand braucht also nicht angebohrt zu werden. Die Rückwand bildet ein durchgehender Erdkörper. Zur Hauswand ist Platz, so dass Luft zirkulieren kann. „Durchgehender Erdkörper“ bedeutet: Von der oberen Etage bis zur unteren Etage bildet die Rückwand das Erdsubstrat. Wandwärts wird es von einer Platte gehalten, nach vorn offen in die sieben Erdtassen. In diesen durchgehenden Erdkörper hinein wird oben in durchgehende Rohre mit kleinen Austrittsöffnungen gegossen. Die Wurzeln richten sich aus zum Erdkörper, von dort holen sie sich das Wasser. Sie bilden durch diese Ausrichtung zum Erdkörper hin sehr kräftige Wurzeln, weil das Gießwasser nur hinten im Erdkörper zur Verfügung steht. Zum Angießen bei Neupflanzungen oder Aussaaten ist es natürlich erforderlich, in jede Erdtasse direkt zu gießen. Günstig ist, das Substrat nicht glatt einzufüllen, sondern angeschrägt. Vorgezogene kräftige Jungpflanzen schräg in dieses angeschrägt eingefüllte Substrat einsetzen, damit deren Wurzeln gleich in Richtung Erdwand zur Feuchte wachsen. Ich kann bestätigen, dass es funktioniert. Wahrscheinlich siehst Du das an auch an den Bildern. Es war schon üppig.
Aufgrund der Bauweise braucht mein Vertikalbeet verhältnismäßig wenig Substrat, was gleichzeitig bedeutet, dass weniger Gewicht anfällt. Ein Riesenvorteil für Balkone, wo wir die Traglast immer im Blick haben sollten. Aufgrund der Punktbelastung, meist auch noch wandwärts, gibt es keine Probleme mit der Traglast. Aufgrund der Bauweise und des guten Erdsubstrates braucht es auch weniger Gießwasser. Bei meinem Modell befülle ich die Gießröhren über Gießkanne mit Wasser. Regelmäßig mussich die Röhren von innen reinigen, um die Ablagerungen zu lösen. Beim nächsten Modell würde ich mich für eine automatische Bewässerung entscheiden.
Birgit Schattling
Platz ist in der kleinsten Hütte! Das trifft auf den »Balkon-Garten« von Birgit Schattling im wahrsten Sinne des Wortes zu. Neun Quadratmeter verteilt auf zwei Balkone hat sie in einen grünen Dschungel verwandelt, der von Insekten, Vögeln und sogar Eichhörnchen besucht wird. Von A wie Apfelbaum bis Z wie Zucchini, baut sie jedes erdenkliche Obst und Gemüse an. Ihre Erfahrungen teilt sie auf ihrer Hompage www.bio-balkon.de. Die Berliner Balkongärtnerin, Autorin und Kongressorganisatorin ist Medienpreisträgerin 2018 der Deutschen Gartenbaugesellschaft. 2017 und 2019 war sie für den „European Award for Ecological Gardening“ nominiert. Im gleichen Jahr erhielt sie beim Grüne-LigaWettbewerb „Giftfreies Gärtnern“ einen Sonderpreis für Gärtnern auf kleinstem Raum.