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Mit Eurer Unterstützung entsteht das Hörbuch+ von "Reinventing Organizations“. PLUS, weil wir für eine lebendige Hörbuchfassung Organisationen besuchen, die ein neues, lebendiges Selbstverständnis von sinnstiftender Zusammenarbeit leben und in denen Menschen zufriedener arbeiten. PLUS, weil eine Online-Landkarte für alle nutzbar Wege in eine neue Arbeitswelt aufzeigt und dieses wertvolle Wissen zugänglicher wird. Das fertige Produkt stellen wir nach dem Pay what you want-Prinzip zur Verfügung.
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Finanzierungszeitraum
15.06.16 - 15.09.16
Realisierungszeitraum
August bis Dezember 2016
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Mindestbetrag (Startlevel): €
10.000 €
Stadt
Berlin
Kategorie
Community
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09.08.2016

Nach Führung forschen

Katharina Zink
Katharina Zink7 min Lesezeit

Schon seit einigen Jahren beschäftigt sich das Team vom Leadership3-Festival mit der Frage wie integrale Führung wirksam erlebbar gemacht werden kann. Die unterschiedlichen Menschen, die als Teilnehmer zu dem Festival kommen, gehen mit neuen Methoden und Erfahrungen in ihre Arbeitsfelder zurück. Im besten Fall können sie dort weiter mit einer Arbeitskultur experimentieren, die mehr zufriedene und sinnstiftende Zusammenarbeit ermöglicht. Auf dem Festival treffen sich Berufsanfänger mit Leuten mit viel Erfahrung auch in Führungspositionen. Viele kommen wieder, die das Festival schon erlebt haben, genauso wie ganze Gruppen aus Unternehmen den Erfahrungsraum des Festivals nutzen.

Emily hat sich mit unserem Kollegen Jonathan Klodt getroffen und ihn zum Festival und zum Thema integrale Führung interviewt. Jonathan hat das Festival 2012 mitgegründet und arbeitet selbst auch als Berater für integrale Führung.

Was ist deine eigene Verbindung zu dem Thema Führung?
Ich habe im BWL-Studium vermisst, wie Wirtschaft verändert werden kann und habe so die Rolle, die Führung dabei spielt, für mich entdeckt. Allerdings nicht über die Vorlesungen, sondern über den Bereich Entrepreneurship. Ich habe selbst gegründet und so Führung in der Praxis erlebt. Auch meine Abschlussarbeit handelte von beteiligungsorientierter Führungskultur in einem Start-Up, dass kurz vor dem Börsengang war und diese Führungskultur trotz des schnellen Wachstums aufrecht erhalten wollte. Spätestens da hat es bei mir Klick gemacht, dass Kulturentwicklung und -veränderung ein ganz wichtiger Schlüssel ist. Führung kann etwas vorleben, anders machen und damit positiv die Wirtschaft verändern.

Wie kam es von dort zu dem Leadership3-Festival?
Ich glaube, wenn wir in der Wirtschaft anfangen und über Unternehmen viele Menschen erreichen können, dann hat das Auswirkungen auf alle anderen Lebensbereiche. Der direkte Kontakt zu Leadership3 entstand über den World Shift Leadership Summit, den ich in Frankreich mit organisiert habe. Dort habe ich Hendryk und Samir kennengelernt und auch Erfahrung gesammelt, wie auf einer solchen Konferenz ein Feld entstehen kann, in dem Menschen, die aus der Wirtschaft kommen, mit einer großen Offenheit und Herzlichkeit miteinander umgehen. Da haben wir beschlossen, dass wir im Rahmen eines Wochenendes einen Forschungsraum schaffen wollen, an dem in einem ergebnisoffenen Prozess Führung neu gedacht und erlebt werden soll. Das war eine großartige Referenzerfahrung, die wir weitergeben wollten – von Freunden für Freunde ohne Teilnehmer, sondern mit Teilgebern: Jeder bringt sich mit seinen Fähigkeiten, Kompetenzen und seinem Wissen ein.

Konkret werden auf unserem Festival viele Workshops als Open Space Formate angeboten, es gibt morgens beispielsweise auch mal eine Yogasession und insgesamt eine große Vielfalt, die aus den unterschiedlichen Teilgebern entsteht. Wenn wir die Farben aufgreifen, gibt es genauso auch blaue Phasen, in denen wir viel Struktur vorgeben oder Effizienz-orientiert eher orangene Elemente verwenden mit klassischen Vorträgen und ähnliches. Es geht uns darum, aus einem integralen Bewusstsein, die Qualitäten aller Ebenen zu nutzen und beispielsweise auch unserer Intuition nachzugehen, weil die Komplexität eines solchen Festivals – rational, individuell und kollektiv – nicht mehr zu greifen ist.

Ihr bietet also den Rahmen und alle, die zum Leadership3-Festival kommen, gestalten mit?
Genau – das ist die Grundidee. Wir haben uns aber natürlich auch einen Prozess für das Festival überlegt. Am ersten Tag geht es beispielsweise darum, den Raum zu schaffen, sich gegenseitig wirklich kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen. Aus diesem Vertrauen heraus wird ermöglicht, dass Menschen sich in ihrer Verletzlichkeit zeigen können, was sie sonst im Alltag im professionellen Kontext eigentlich nicht erleben. Das ist für viele eine wichtige Referenzerfahrung, wie Miteinander auch sein kann. Das ist auch für mich über die Jahre das Highlight, zu spüren, dass ich mich auf dem Festival mehr traue, in eine Kreativität komme und Verbindungen entstehen lasse, die sonst nicht entstehen können, weil ich mich auf eine Art zeige, die ich sonst vielleicht so nicht zulasse.

Wie läuft das konkret ab?
Ich habe beispielsweise über die Jahre die Angst verloren, Fehler zu machen und traue mich mittlerweile mehr, selbst den Prozess in die Hand zu nehmen, wenn ich den Impuls danach verspüre. Dazu ermutigen wir jeden, der oder die kommt. Bei jedem Festival gab es den Moment, in dem sich etwas festgefahren hatte, eine Art Konflikt entstanden war. Was sich verändert hat, ist, dass wir immer schneller und immer gezielter auf diesen Moment zusteuern können und es danach eine totale Erlösung gibt. Das Vertrauen in diesen Prozess hilft, auch die Konflikte als Prozesselemente anzunehmen und damit mutig und zuversichtlich umzugehen, sie nicht als Störung wahrzunehmen, die den Prozess aufhalten, sondern im Gegenteil, dass Menschen sich danach mehr trauen. Sie sehen, dass Stimmen, die sonst marginalisiert werden, hier explizit eingeladen sind. Wenn wir uns mit unseren verletzlichen Seiten zeigen können, kann Heilung entstehen und eine neue Art von Kreativität. Auch weil wir uns trauen, unsere Fähigkeiten, Talente und unser Potenzial zu zeigen.

Wie macht ihr, damit integrale Führung erlebbar wird?
Wir zeigen uns als ganze Menschen, auch am Arbeitsplatz. Wir sind nicht nur als Arbeits- und Fachkraft angestellt, sondern mit allem, was wir mitbringen. Mit unserer männlichen und unserer weiblichen Seite, mit unserer fachlichen, aber auch mit unserer emotionalen Seite, mit unserer intuitiven und rationalen Seite. Das alles kann Platz finden und damit eine höhere Zufriedenheit und Erfüllung ermöglichen.

Betriebswirtschaftlich gesehen, kann auf diese Weise die Innovationskraft und Kreativität gesteigert werden, es wird mehr Begeisterung und Engagement gefördert. Wenn wir einen persönlichen Bezug zu dem herstellen, woran wir arbeiten, werden ganz andere Energieressourcen freigesetzt, als wenn uns das alles gar nicht tangiert.

Wie verändert sich Führung in deinen Augen gerade?
Es gibt bei vielen Menschen eine tiefe Sehnsucht nach dieser Ganzheit, danach sich zu engagieren und nicht von 9 bis 17 Uhr Arbeitskraft abzuliefern und danach erst das Leben zu leben. Gerade erst habe ich einen Workshop mit Jugendlichen moderiert, auf dem für alle klar war, dass sie die Trennung zwischen Leben und Arbeiten so nicht wollen. Das sind natürlich nur Stichproben, aber es gibt immer mehr Menschen, die gezielt danach suchen. Wer das mal erlebt hat, diesen Funken, den wir auch auf dem Leadership3-Festival versuchen zu entfachen, der wird dran bleiben und versuchen dieser Sehnsucht und Hoffnung nachzugehen, weil es anders gehen kann.

Du hast gerade schon die Konflikte angesprochen, die entstehen können. Was sind das für Hürden, die eine integrale Arbeitsweise mit sich bringt?
Es gibt einen wichtigen Bewusstseinswandel, dass Konflikte nicht mehr negativ wahrgenommen werden, sondern als wertvolle Chance zur Beziehungsvertiefung. Dass wir Konflikte nicht aus dem Weg gehen oder unterdrücken, sondern ermutigen mit ihnen zu arbeiten und ganz wichtig auch: dass wir nicht alleine mit ihnen gelassen werden, sondern sie gemeinsam bewältigen, in Kommunikation damit bleiben.

Ich weiß noch, wie wir uns in den ersten Jahren schwer damit getan haben und einige Leute auch rausgegangen sind, weil es ihnen zu intensiv war, sich auf den Konflikt einzulassen. Einige Leute reagieren sehr rational und andere emotional und diese Perspektiven scheinen dann erstmal nicht vereinbar. Aus dem Prozess heraus ergeben sich dann Konstellationen, in denen gar nicht mehr so klar ist, wer hier den Prozess führt. Die Leute, die rausgegangen sind, haben einen parallelen Prozess gestartet, sich mit einem anderen vielleicht viel leichteren Thema beschäftigt und wenn wir beides wieder zusammengeführt haben, wurde klar: Das war total wichtig, dass jeder in die Selbstverantwortung geht und drauf achtet, dass es stimmig bleibt. Diese kreative Konfliktlösung kann dann aus einer euphorischen Anfangsgemeinschaft eine tiefer verbundene Gemeinschaft entstehen lassen.

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