Wie Jan zu H.O.P.E. kam
Ich lebe schon lange mit der Klimakrise. Also, nicht bezogen auf die Auswirkungen, die für uns alle ja mehr oder weniger gleich sind, sondern mit der Sorge darum. Jahre bevor Greta Thunberg mit ihrem Pappschild vor dem schwedischen Parlament saß und das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen war, habe ich im Jahr 2005 sorgenvoll meine Daten in einen CO2-Rechner eingetragen und konsterniert festgestellt, wie weit ich von einem klimaneutralen Leben entfernt bin.
Ich begann dann, aus Mangel an besseren Ideen, meinen Firmenwagen für den Außendienst extrem sparsam zu fahren und hörte gigabyteweise Hörbücher über die Effekte von Treibhausgasen, während ich mit 90 km/h im Windschatten von Lastwagen die A3 entlangzuckelte und den Rekordwert von 4,4 Litern Diesel / 100 km fotografisch festhielt. Meine Kollegen waren davon ziemlich genervt und machten den Witz, dass sie jetzt um so härter das Gaspedal durchdrücken würden, um das auszugleichen. Lustig.
So richtig verstanden habe ich den Effekt damals noch nicht, aber spätestens nachdem ich 2014 meinen Blog „Der Graslutscher“ gestartet habe, wurde mir klar: Gute Argumente allein bringen Menschen nicht zwingend dazu, ihr Verhalten zu überdenken. Und das sah ich ja auch an mir: Dass Klimaemissionen für unsere ganze Spezies zu einer großen Gefahr werden und dass aus einem Autoauspuff nicht nur Blütenstaub und Morgentau entweichen, war mir ja durchaus bewusst.
Mit den reinen Fakten ist es also oft nicht getan. Effektiver Klimaschutz ist zu einem kleinen Teil CO2-Reduktion und zu einem viel größeren Psychologie, hat mal irgendwer Schlaues gesagt. Ja, darüber kann man manchmal verzweifeln und zynisch werden. Oder man hat das Glück, dass ein Co-Worker namens Konrad ins Gemeinschaftsbüro geschneit kommt und eher unscheinbar vorschlägt, uns seine Idee vorzustellen.
Und wow, was für eine Idee das war! Anstatt Leuten zu erklären, was sie alles falsch machen, belohnen wir sie für das, was sie richtig machen. Anstatt vieler Vorwürfe, bekommen sie einen Haufen Umarmungen und Schulterklopfer via Smartphone-App, und schützen das Klima dann nicht aus Angst und Scham, sondern weil es ihnen Spaß macht.
Was ich Menschen seit 6 Jahren mühsam per Blog-Artikeln zu erklären versuche, bekommen Menschen jetzt viel effektiver per App kommuniziert. Der Jan von 2005 könnte sie runterladen, bekäme viel bessere Vorschläge und hätte eine Community, die ihn bestärken und den Hohn der Kollegen vergessen ließe. Ich habe selten so schnell eine so schwerwiegende Entscheidung getroffen und habe noch am selben Tag angeboten, an H.O.P.E. mitzuarbeiten.
And here we are :)