Die interstellarum-Story: Heft 1
Die interstellarum-Story
Teil 2: Das erste Heft
Letzte Woche habe ich erzählt, wie alles begann. Heute geht es um die erste Ausgabe.
Erste Schritte
Im Juni 1994 begannen die konkreten Arbeiten am ersten Heft von interstellarum. Mit meinen beiden Freunden Jürgen Lamprecht und Klaus Veit hatten wir beschlossen, die erste Nummer im November 1994 herauszubringen. Aber keiner von uns hatte Ahnung vom Zeitschriftenmachen.
Wie soll das Layout aussehen? Wer versendet die Zeitschrift? Und wie funktioniert eigentlich alles steuerrechtlich? Viele Fragezeichen taten sich auf. Eine enorme Herausforderung war vor allem die Herstellung. Da ein Rechner allein die Aufgabe nicht bewältigen konnte, kombinierten wir zwei Computer, damit das Layoutprogramm einigermaßen flüssig lief. Abstürze waren dennoch an der Tagesordnung, bis der Arbeitsspeicher auf heute lächerlich anmutende, damals aber bewunderswerte 16MB hochgerüstet wurde.
Neue Wege
Mit Leidenschaft und Ausdauer diskutierten wir jede einzelne Kleinigkeit. Das war demokratisch, aber ziemlich ineffektiv. Erst mit der Zeit kristallisierte sich eine Aufgabenteilung heraus: Jürgen war der Mann am Rechner. Er scante die damals noch fast ausschließlich analogen Bilder, setzte die Layoutdatei und bereitete den Druck vor. Klaus war der Organisator im Hintergrund: Er verwaltete die Daten der Abonnenten und erstellte die Versandliste. Meine Aufgabe war das Zusammenstellen des Inhalts und die Kommunikation mit den Autoren.
In der ersten Nummer, das war klar, wollten wir alle unseren Spaß am Hobby vermitteln. Wichtiger war uns aber noch, dass möglichst viele Leser zu Wort kamen. Sie sollten durch ihre Artikel, Zeichnungen, Fotos und Beobachtungsberichte die eigentlichen Stars sein. Dazu hatten wir uns schon im Juni 1994 auf der Gründungstagung das Beobachtungsprojekt »Objekte der Saison« überlegt: Die Redaktion gibt eine Reihe von Zielobjekten vor, die Leser beobachten diese dann, und die Ergebnisse werden nebeneinander im Heft veröffentlicht. Bis heute ist dies in jeder Ausgabe von interstellarum so!
Ohne Unterstützung gehts nicht
Ganz wichtig war die Unterstützung durch motivierte Astrofreunde, so dass wir einen interessanten Themenmix auf die Beine stellen konnten: Beobachtungsanregungen, Tourenvorschläge (Thomas Jägers erste »Starhopper«-Kolumne), theoretische Hintergrundartikel, Anleitungen zum Selbstbau, Berichte von Treffen und Tagungen, Know-how für Fotografen, Rezensionen – alles Inhalte, die auch heute noch jede Ausgabe von interstellarum auszeichnen.
Für die Finanzierung der ersten Nummer wichtig war auch die Unterstützung durch insgesamt neun Anzeigenkunden, die das Wagnis eingingen und ein Inserat im noch unbekannten Medium buchten. Damit konnten wir den Druck der ersten Ausgabe vorfinanzieren, denn private Vermögen hatten wir keine einzubringen und die Heftpreise waren so kalkuliert, dass lediglich die Druckkosten getragen werden konnten. Alles andere stemmten wir drei selbst durch unser rein ehrenamtliches Engagement.
Ein großes Thema war das erste Coverbild. Lange suchten wir nach einem geeigneten Motiv. Nach vielen Diskussionen sendete mir Philipp Keller das Original einer Aufnahme von IC 1396, die er mit Georg Schmidbauer aufgenommen hatte. Aufgenommen auf Mittelformatfilm, besaß es eine schier unglaubliche Auflösung und Tiefe. Das Bild war einfach der Hammer – genau das richtige für unsere erste Ausgabe.
interstellarum unterm Christbaum
Wie zu erwarten wurde die Zeit knapp. Im »Hauptberuf« waren wir ja alle drei Studenten, und das Beobachten sollte auch nicht zurückstehen. Erst zu Weihnachten 1994 war es geschafft: die erste Ausgabe mit 72 Seiten war fertig. Von der Gesamtauflage von 350 Stück gingen etwa 100 an Abonnenten, die »blind« unterschrieben hatten. Wir waren uns sehr unsicher, ob die restlichen 250 einen Abnehmer finden würden – denn der Inhalt war für damalige Verhältnisse doch sehr gewagt: Von Beobachtungszielen wie Jones 1 oder Kugelsternhaufen in M 31 hatte kaum jemand zuvor gehört. Und die Mischung aus Anleitungen, Tipps und Erlebnisberichten war durchaus anspruchsvoll.
Tatsächlich kam genau diese Mischung an: Nach zwei Wochen war die Auflage bereits vergriffen. In den nachfolgenden Monaten blieben Exemplare der Nr. 1 so heiß begehrt, dass wir ein Jahr später einen Nachdruck von 500 Exemplaren machen mussten – der ebenfalls nicht lange hielt. Der Grundstock für die interstellarum-Story war gelegt.
Nächste Woche: Die drei Hobby-Zeitschriftenmacher kommen an ihre Grenzen – und die Post ebenfalls.
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