Die Autoren stellen sich vor! Heute: Dr. Lill Rastad Bjørst
Dr. Lill Rastad Bjørst promovierte zu Arctic Studies am Department of Cross-Cultural and Regional Studies an der Universität Kopenhagen und arbeitet derzeit als Assistenzprofessorin an der Aalborg Universität in Dänemark. Ihre Forschungen während ihrer Doktorarbeit fokussierten auf Debatten um den Klimawandel in Grönland. Derzeit erforscht sie den politischen Diskurs um Grönlands Uranabbau. Sie ist stellvertretende Forschungskoordinatorin am Centre for Innovation and Research in Culture and Learning in the Arctic (CIRCLA) und akademische Koordinatorin für Arktische Studien (Arctic Studies) im Rahmen des Programms »Culture, Communication and Globalization« an der Aalborg Universität. Ihre Forschungsinteressen umfassen Kultur und Gesellschaft der Inuit, Klimawandel und Nachhaltigkeit, Bergbau und Industrialisierung, Postkolonialismus und Tourismus. Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen zählen: »Steaming Up or Staying Cool? Tourism Development and Greenlandic Futures in the Light of Climate Change« (zusammen mit Carina Ren), in: Arctic Anthropology (2015,52: 91-101) and »Climate Testimonies and Climate-crisis Narratives. Inuit Delegated to Speak on Behalf of the Climate«, in: Acta Borealia (2012 29: 1, 98-113).
Fragen an die Autorin:
Woher kommt dein Interesse für Grönland?
Ich denke, dass Grönland aus der Perspektive eines Forschers so viele interessante Themen bietet, wie beispielsweise Kultur, Sprache, Gesellschaft, Umwelt und Ressourcen. Ein Großteil des gesellschaftlichen Diskurs des Westens in den letzten 200 Jahren war geprägt von der Entgegensetzung zwischen dem Westen und dem Rest der Welt als eine Rahmenerzählung, die auch in der Arktis anzutreffen ist. Mein Hauptinteresse in den letzten 10 Jahren bestand darin diese rivalisierenden Erzählungen und Diskurse zu analysieren und zu hinterfragen. Seit Franz Boas seine erste Feldforschung auf Baffin Island im Jahr 1888 unternahm, ist die Auswirkungen des Klimas auf die Inuit und vor allem auf die arktischen Jäger ein beherrschendes Thema in der arktischen Anthropologie. Aus Klimaberichten und Medien lässt sich eine große Klimawandel-Erzählung rekonstruieren, die nicht nur das Abschmelzen des arktischen Meereises beinhaltet, sondern auch die arktischen Jäger als Paradebeispiel für eine gefährdete Gruppe benennt. Das Studium der grönländischen Klimadebatte und die Befragung der lokalen Bevölkerung offenbart etwas anderes. Vor diesem Hintergrund finde ich es relevant, die bisherigen Auffassungen über arktische Gemeinden zu überdenken, wenn es um den Klimawandel geht. Mein Beitrag in dem Grönlandbuch ist ein Beispiel für ein derartige Vorgehensweise.
Welche Forschungsergebnisse stellst Du in dem Grönlandbuch vor?
Während meiner Feldforschungen zum Klimawandeldiskurs in Grönland erkannte ich, dass die Erzählung des Klimawandels global gerahmt ist und eine bestimmte Position für „lokale Zeugen“ vorsieht. Daher werden diese „lokalen Zeugen“ befähigt und beteiligt über globale und lokale Naturen mitzusprechen. Die Ergebnisse, die in dem Buch vorgestellt werden, basieren auf Erkenntnissen aus meiner Dissertation über arktische Diskurse und Klimawandel in Grönland (Arktiske diskurser og klimaforandringer I Grønland) und konzentrieren sich auf lokale grönländische Klimatheorien.
Warum würdest Du jemandem den Sammelband empfehlen?
In der Wissenschaft und in der politischen Debatte sehe ich einen immer stärker werdenden Wunsch, sich für arktische Gesellschaften zu interessieren. Um etwas über die heutige Arktis aussagen zu können, bedarf es auch eines Wissens über arktische Kulturen und Gesellschaften. Das Buch präsentiert zum ersten Mal in deutscher Sprache aktuelle arktische Forschungen, die sich auf die menschlichen und die kulturellen Dimensionen konzentrieren.
So ist die Autorin zu erreichen:
http://personprofil.aau.dk/126631?lang=en#/forskning