Die Autoren stellen sich vor! Heute: PD Dr. Kerstin Pasda
PD Dr. Kerstin Pasda ist Archäozoologin (Dr. rer. nat., Dr. phil. habil.), promovierte im Jahr 2004 an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und habilitierte 2010 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seit 2009 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Paläoanatomie und Geschichte der Tiermedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie seit 2011 als Privatdozentin am Institut für Vor- und Frühgeschichte der LMU beschäftigt. Ihre Forschungsinteressen umfassen archäologische und ethnoarchäologische Themen in mehreren Gebieten (Europa, Nordamerika, Asien) und aus verschiedenen Zeiten (Paläolithikum bis Gegenwart). Seit 1999 liegt ihr Forschungsschwerpunkt in arktischen Regionen, vor allem in Grönland. In einem derzeit laufenden DFG-Projekt untersucht sie die Karibujagd in der Vergangenheit und Gegenwart (Documenta Archaeobiologiae Vol. 7, 2009; Quaternary International 238, 2011; Archäologie in Deutschland. Ulm/Stuttgart 2013(3)) und führte hierzu unter anderem zahlreiche Interviews mit grönländischen Karibujägern (bisher erschienen Anthropozoologica 48(1), 2013; Beiträge z. Archäozool. u. Prähist. Anthropol. IX, 2013).
Fragen an die Autorin:
Woher kommt dein Interesse für Grönland?
Das Studium des Hauptfachs Urgeschichte (Jägerische Archäologie) beinhaltete eine Spezialisierung auf archäologische Fragestellungen in einer arktischen Umgebung. Im Rahmen des Studiums erfolgte eine weitere Spezialisierung auf den Wissenschaftszweig der Archäozoologie. Das primäre Ziel der Archäozoologie ist, das Verhalten von Menschen in der Vergangenheit mit Hilfe von Tierüberresten, meist Tierknochen, aus archäologischen Zusammenhängen zu erforschen. Die Möglichkeit der Teilnahme an archäologischen Surveys in Grönland ließ eigene Forschungen zur jägerischen Archäologie entstehen. Grönländische Karibujäger verfolgten seit Jahrtausenden Jagdmethoden, die auf die gleiche Weise noch bis in die jüngste Zeit praktiziert wurden. Ein Umbruch in der jägerischen Tradition, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen hat und bis heute andauert, ist durch neue technische Möglichkeiten und durch die Veränderung der gesamten Lebenssituation der Menschen bedingt. Durch Begleitung der Jäger auf die Jagd, durch Interviews und Beobachtungen konnten Tätigkeiten verschiedener Generationen dokumentiert werden. Zahlreiche praktische Tätigkeiten, die in archäologischen Zusammenhängen nur noch lückenhaft rekonstruierbar sind, ließen sich aus der Sicht der Jäger erklären. Beispielsweise interessierte uns, was die Jäger mit den Jagdabfällen machten. Manche Knochen wurden oberflächlich und nahe beim Wohnplatz deponiert, manche vergraben, manche verstreut, manche verbrannt, manche weit weg getragen, manche ins Wasser geworfen. Diese Reste sind das, was Archäologen schließlich finden und Archäozoologen benutzen, um das Verhalten der Menschen in der Vergangenheit zu erklären.
Welche Forschungsergebnisse stellst Du in dem Grönlandbuch vor?
Am Beispiel eines Tagebuchs eines grönländischen Küstenbewohners und Jägers aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden die harten Lebensumstände in dieser Region und der Wandel in der Karibunutzung dargestellt.
Warum würdest Du jemandem den Sammelband empfehlen?
Empfehlenswert ist der Band für jeden, der mehr über die jüngste Vergangenheit und die gegenwärtige Lebenssituation der Grönländer erfahren möchte. Verschiedene Themen beleuchten die speziellen Lebensumstände in dieser aus der Sicht eines Mitteleuropäers lebensfeindlichen Umwelt eines friedlichen Volkes.
So ist die Autorin zu erreichen:
www.archaeozoologie-pasda.de