Was steckt hinter der Methode?
Uns erreichen immer wieder Fragen, wie denn genau unsere Lernmethode funktioniert.
Teilweise können sich auch viele Menschen einfach nicht vorstellen, dass Spracherwerb so einfach sein kann.
Deshalb möchte ich heute noch einmal kurz auf den methodischen und sprachdidaktischen Aufbau eingehen.
Traditionelle Sprachlernmethoden bauen auf einen systematischen Erwerb der Sprachstruktur (Grammatik) und des Lexikons (Wortschatz). Schritt für Schritt soll ein Verständnis für die Sprache entstehen, um die erlernten Regeln anzuwenden. Durch Konversationstraining sollen sich dann diese Regeln festigen und in ein fundiertes Hörverständnis und eine gute Aussprache übergehen.
In Anlehnung an die neueste Spracherwerbsforschung drehen wir den Spieß um und bedienen uns an wichtigen Elementen des Erstspracherwerbs: Um Deine Muttersprache zu lernen, musstest Du keine Grammatikbücher lesen, keine Konjugationstabellen herunterbeten oder Vokabeln über Karteikarten lernen. Deine Muttersprache hast Du ganz natürlich und intuitiv erlernt, durch Interaktion, durch Nachahmung, Fremd- und Selbstreparaturen und durch Neugier. Neueste Studien belegen außerdem, dass Du bereits im Mutterleib Elemente Deiner Muttersprache erlernt hast: z.B. das Verständnis für produzierte Laute und ein Gefühl für die Melodie der Sprache.
Genau hier setzt Jicki an: wir vermitteln Dir zu Beginn vor allem das Sprachgefühl und das Hörverständnis und bauen hier nach und nach lebensnahen Wortschatz auf. Mit der Zeit baut sich bei Dir wie von selbst ein Verständnis für die Grammatik der Sprache auf.
Genau so sind auch die kostenlosen Deutschkurse für Geflüchtete konzipiert:
Nach einer kurzen Entspannungsübung, die die Lernenden in einen möglichst aufnahmebereiten Zustand bringt, werden deutsche Vokabeln mit arabischer Entsprechung in natürlicher Sprache vorgetragen. Vokabular der Zielsprache wird so schrittweise mit dem bestehenden Wortschatz der vorhandenen Sprachkompetenz verknüpft und immer auch ein Gefühl für Intonation und grammatischem Aufbau vermittelt. Wichtig dabei ist, dass nicht einzelne abstrakte oder rein unflektierte Formen erlernt werden, sondern auch vollständige Formulierungen und Scripte, die in alltäglichen Situationen abgerufen werden können.
Schon bald stellt sich ein Verständnis für die Dialogsituationen ein; die Fremdsprache wird zur Freundsprache. Auf diese Weise wird die innere Hürde abgebaut, die viele Menschen davon abhält ins aktive Sprechen zu kommen: die Sprache erscheint nicht mehr als komplizierter Korpus, der aus dem Verhältnis von Kasus, Genus, Modus und Numerus besteht, sondern als kognitiv-vertrauter Weg der Kommunikation und Interaktion. Jetzt ist es leichter möglich, sein Befinden beim Arztbesuch zu formulieren oder im Supermarkt nach dem Mehl zu fragen.
Wenn Du weitere Fragen zur Methode hast, schreibe Deine Fragen einfach in die Kommentare!