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"An Fortschritt glauben heißt nicht glauben, daß ein Fortschritt schon geschehen ist. Das wäre kein Glauben." - Franz Kafka

Der Dokumentarfilm „Die Kafka-Konferenz“ behandelt den als „Prager Frühling“ bekannten Reformsozialismus in der Tschechoslowakei. Die Schriftsteller*innen und Künstler*innen, die als Wegbereiter*innen gelten, stehen im Fokus. Sogar der bereits verstorbene Autor Franz Kafka scheint Einfluss auf den Reformprozess gehabt zu haben. Eine seinem Werk gewidmete Konferenz deutet 1963 schon die Liberalisierung an, die 1968 ihren Höhepunkt erreicht. Dann bereiten sowjetische Panzer ihr ein jähes Ende.
Datenschutzhinweis
Finanzierungszeitraum
09.12.19 - 17.01.20
Realisierungszeitraum
Januar - April 2020
Website & Social Media
Mindestbetrag (Startlevel): 2.000 €

Der Dreh ist beendet, aber wir brauchen noch Mittel für die Postproduktion: Schnitt, Voiceover-Tonaufnahmen, Tonmischung, Lizenzgebühren für Archivmaterial.

Stadt
Kassel
Kategorie
Film / Video
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Worum geht es in dem Projekt?

Die titelgebende Konferenz findet 1963 auf Schloss Liblice in der Tschechoslowakei statt. Dort debattieren Referent*innen aus Warschauer–Pakt–Ländern, aber auch aus Österreich und Frankreich, über unterschiedliche Deutungen von Franz Kafkas Werk aus marxistischer Sicht. Viele von ihnen fordern, Kafka auch in den kommunistischen Ländern zu publizieren, wo er bisher verpönt war. Diese Forderung wird verknüpft mit einer allgemeinen Kritik nicht nur an der Kulturpolitik, sondern auch am Stalinismus und seinen Überbleibseln. Die von Kafka beschriebene Entfremdung gebe es auch noch im Sozialismus und sie habe im Stalinismus sogar erschreckende Ausmaße angenommen.

Eduard Goldstücker, einer der Organisatoren der Konferenz, hat das am eigenen Leibe erfahren. In den 50er Jahren, als er Botschafter in Israel ist, wird er Opfer der von Antisemitismus geprägten Slánský– Prozesse. Er gehört zu den wenigen, die nicht hingerichtet und die später rehabilitiert werden.

Für die Tschechoslowakei deutet die Kafka–Konferenz den Beginn der Liberalisierung an. 1968, also fünf Jahre später, erreicht diese ihren Höhepunkt. Alexander Dubček, der neue Erste Vorsitzende der Kommunistischen Partei, und andere Reformer*innen setzen sich für einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ ein. Eduard Goldstücker wird Vorsitzender des Schriftstellerverbandes.

Die Schriftsteller*innen stellen eine wichtige Säule des Reformprozesses dar. Nach Aufhebung der Zensur werden die vom Verband herausgegebenen „Literární listy“ („Literaturblätter“) zu einem der wichtigsten Sprachrohre für neue Ideen.

Die Meinungsvielfalt nimmt ein Ausmaß an, das auf die Sowjetunion und andere sozialistische „Brüderländer“ erschreckend wirkt. Außerdem sehen die Sowjets ihren Einfuss gefährdet. Nach etlichen gescheiterten Einschüchterungsversuchen führt dies schließlich zum Einmarsch einiger Warschauer–Pakt– Staaten in die Tschechoslowakei, in der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968. Angeblich soll eine „Konterrevolution“ verhindert werden. Die Kafka–Konferenz wird rückblickend zu deren Vorreiter erklärt.

Auch einige Nebenhandlungen wie ein geplantes Kafka-Drehbuch, das Miloš Forman und (der spätere Präsident Tschechiens) Václav Havel 1960 planten, tauchen im Film auf.

Und schließlich spannen wir auch einen Bogen zu aktuellen Protestbewegungen, wie sie in der Slowakei durch die Ermordung des Journalisten Ján Kuciak und in Tschechien durch die Korruptionsvorwürfe gegen den Ministerpräsidenten Andrej Babiš ausgelöst wurden.

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Ein paar Beispiele für die von uns geführten Interviews findet ihr hier: https://vimeo.com/377615869/d584e65258

Wer noch weitere Ausschnitte aus dem Projekt sehen will, hat vom 12. - 15.12. bei der Ausstellung "Examen 2019" in der documenta-Halle in Kassel die Gelegenheit dazu.

Was sind die Ziele und wer ist die Zielgruppe?

Wir bearbeiten Ereignisse, die v.a. jüngeren Generationen noch zu wenig bekannt sind, aus einer zeitgenössischen Perspektive. Brüche und möglicherweise ungenutzte Potenziale in der Geschichte werden am Beispiel Prager Frühling ins Bewusstsein gerufen.

Der Film soll an die Macht der öffentlichen Meinung erinnern. Er soll aber auch darauf hinweisen, wie bedroht Meinungsvielfalt, Kunst– und Pressefreiheit waren und sind.

Zur Zielgruppe zählen Literatur-, Geschichts- und Politikinteressierte.

Warum sollte jemand dieses Projekt unterstützen?

Uns interessiert der Prager Frühling nicht nur als historisches Phänomen, sondern auch aufgrund seiner fortdauernden Relevanz. Die filmische Methode ist die assoziative Konfrontation von Vergangenheit und Gegenwart. Zeitzeug*innen veranschaulichen den damaligen Demokratisierungsversuch anhand persönlicher Berichte. Außerdem trafen wir tschechische und slowakische Aktivist*innen, die aktuell für Demokratie kämpfen. Wir machen grenzübergreifend auf die Möglichkeit von Systemveränderung aufmerksam.

„Die Kafka–Konferenz“ wird eine essayistische Form haben. Folgende Essayfilmer*innen wären z.B. als Vorbilder zu nennen: Chris Marker („Sans Soleil“, „Le fond de l'air est rouge“), Harun Farocki („Bilder der Welt und Inschrift des Krieges“), Agnès Varda („Les plages d'Agnès“), Jean–Luc Godard („Ici et ailleurs“). Der Essayfilm bietet die Möglichkeit, Assoziationsketten zu knüpfen, sich frei in Raum und Zeit zu bewegen und sich einem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu nähern. Er macht Gedanken sichtbar und zeichnet sich durch Reflexion aus. Christa Blümlinger beschrieb diese als „eine Art gedankliches Flanieren (...) ihre Waffen sind Humor, Ironie und Paradoxon; ihr Prinzip ist der Widerspruch, die Kollision.“ Die Zuschauer*innen werden in einen „filmischen Diskurs“ mit einbezogen. Die Offenheit des Essayfilms ist besonders angemessen, um sich mit dem Prager Frühling auseinanderzusetzen, da es hier um einen Prozess geht, der unabgeschlossen bleiben musste.

Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?

Dank bisheriger Förderzusagen konnte der Dreh (mehr als 30 Stunden Material) abgeschlossen werden. Leider brauchen wir aber noch weitere Mittel für die Postproduktion. Für Schnitt und Tonmischung sollen Gagen gezahlt werden. Außerdem müssen Nutzungsrechte für Archivmaterial erworben werden. Warum ist dieses Archivmaterial wichtig? Zum einen, um auch visuell einen Eindruck vom historischen Geschehen zu vermitteln, zum anderen, um bereits verstorbene Protagonisten selbst zu Wort kommen zu lassen.

Wer steht hinter dem Projekt?

Ich, Tobi Sauer, führe Regie. Ich studiere an der Kunsthochschule Kassel in der Klasse Film und bewegtes Bild bei Prof. Jan Peters. Während meines Studiums realisierte ich bereits einige Kurzfilme. Sie wurden bei internationalen Filmfestivals gezeigt (u.a. fünf Jahre in Folge beim Kasseler Dokfest, sowie in Argentinien, Frankreich, Kanada, Polen, Portugal, Spanien) und erhielten Preise wie den Lichter Art Award beim Lichter Filmfest Frankfurt. An Erfolge wie diese möchte ich mit „Die Kafka–Konferenz“, meinem ersten Langfilm, anknüpfen. Es ist auch mein Abschlussfilm.

Ich werde von einem erfahrenen und motivierten Team unterstützt: Samuel Nerl (Produktionsleitung), Till Krüger (Kamera), Eeva Ojanperä (Ton), Monika Kostrzewa (Schnitt), Klara Schnieber (Regieassistenz), You Jia (2. Kamera).

Teammitglieder mit tschechischen, polnischen, russischen und chinesischen Wurzeln bereichern das Projekt mit ihren jeweiligen Perspektiven. Außerhalb des Kernteams unterstützen uns tschechische Berater*innen wie der Medienkünstler Petr Vrána.

Die Kafka-Konferenz

Impressum
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Die Kafka-Konferenz (Dokumentarfilm)
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