Alles begann in Nicaragua
„Ihr baut Schulen in Ghana, ich war ein Lehrer und produziere Westafrikanische Musik… Da sollte es doch einen Weg geben, wie wir das kombinieren können, oder?“ war so ungefähr, was ich mich Tim und Svenja sagen hörte.
Es war nach Mitternacht; nachdem wir den ganzen Tag einen Vulkan bestiegen hatten; nach dem vierten… wahrscheinlich fünften ‚Nica‘ Libre beim nachträglichen Feiern unserer Geburtstage.
Dort war es – an einem wackeligen Tisch, die Gesichter halb im Schatten einer niedrighängenden Lampe, in der El Indio Viejo Bar auf der Insel Ometepe mitten im See Nicaragua – wo ich zum ersten Mal diese Idee meinen neugefunden deutschen Freunden erzählte.
„Erzähl mir mehr!“
Wir hatten uns weniger als einen Monat zuvor in der Unterkunft einer Spanischschule in Antigua, Guatemala getroffen; Svenja und Tim gerade mit dem Flugzeug angereist; ich soeben von einer Vulkanbesteigung zurückgekehrt. Es mag an der Höhe gelegen haben oder an der hohen Konzentration des Schwefelgases, der ich ausgesetzt war – irgendetwas in mir vertraute den beiden. Vollumfänglich. Unmittelbar. Sogar an dem Punkt, an dem wir Mopeds ausliehen (und ich damit hinfiel und es zerstörte). Glücklicherweise waren nur mein Stolz und mein Portemonnaie leicht angeknackst, womit ich meine doch recht verrückte Idee nicht einmal auf Kopfverletzungen schieben konnte.
“Das heißt du willst mit uns nach Ghana kommen, ein mobiles Studio mitbringen, ohne eine Ahnung, ob es dort überhaupt Musiker gibt, die gut genug für Aufnahmen sind, um damit eine CD zu produzieren und mit dem Geld eine Schule in Ghana bauen…?“vergewisserte sich Tim.
Ich dachte einen Moment nach, um zu reflektieren, was ich zuvor gesagt hatte. „Glaub‘ schon?“
„Abgefahr‘n!“
Drei Monate später, zurück in England, sitze ich gerade an meinem Mischpult als ich einen Anruf aus Deutschland erhalte.
„Ich brauche deine Reisepassdaten für das Visum!“
„Welches Visum?“
Es gab keinen Zweifel daran. Diese Sätze, die ich angetrunken in Nicaragua ‚laut gedacht‘ hatte, hatten etwas ins Rollen gebracht, das ich nicht mehr stoppen konnte – Tim. Ob ich wollte oder nicht (und ich wollte wirklich), würde ich nach Ghana reisen, ein Album aufnehmen und versuchen dadurch eine Schule zu bauen. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Ich vertraute einfach Tim.
“Und du hast einen Gig in Hamburg!”