Das Album: Die Vision
Nichts an uns ist gleich: Unsere Herkunft, unsere Kultur, unsere Berufswege, geschweige denn unser äußeres Erscheinungsbild. Man könnte genauso gut Isaac Birituro bei Spotify unter ‘English Folktronica’ kategorisieren, wie man mich oder meine Musik mit ghanaischer verwechseln könnte. Aber wie sagt man so schön: Gegensätze ziehen sich an.
Als wir uns das erste Mal trafen, hatte ich zuvor noch nie mit einem „Balaphonisten“ gespielt (obwohl ich schon Erfahrungen durch Aufnahmen hatte) und Isaac hatte, überraschenderweise, noch nie mit einem Gitarristen gespielt – und sicherlich mit keinem, der einen langen roten Bart hatte. Doch als ich seine kolossalen, summenden Bassabfolgen hörte und sich meine Rhythmusgitarre damit verflocht, bemerkten wir, dass hier etwas Besonderes entstand.
Mir wurde klar, dass – obwohl er ein traditionelles Instrument in einer ebenfalls traditionellen Art spielte – Isaac durch westlich klingende Musik, die die Straßen Accras füllt, beeinflusst wurde. In der Tat hatte sein Vater Edmund ihn, halb herablassend und halb stolz, mit den Worten „Er spielt in einem modernen Stil…“ vorgestellt. Und obwohl die Vorstellung, dass dieser Wikinger, der vor ihm saß und sich so anhörte als wäre er über Burkina Faso nach Ghana gekommen, sich wohl irgendwie nicht richtig anfühlte, gab es keinen Zweifel daran, dass ich meine Gitarre zu sehr wie Saiteninstrumente aus Mali spielte, als dass es nur aus Zufall war.
Und darum geht es bei diesem Album: eine Kombination von Unterschieden; ein Vergrößerungsglas über die Schnittmengendiagramme unser Lebenserfahrungen; das unergründliche Sich-Treffen paralleler Linien. Es ist weder mein Album, noch seins, noch das unserer Band. Es gibt zwei unterschiedliche Bestandteile: Isaac und mich; Xylophon und Gitarre; Ghana und Großbritannien. Aber da wir den Einfluss fremder Musikstile und das Verlangen danach, das Gewöhnliche ungewöhnlich zu machen gemein haben…, passen wir zusammen.
In dem Moment, als wir uns die Aufnahmen des ersten Tages anhörten, empfanden wir viel mehr als das, was die Mikrophone aufgenommen hatten. Vor meinem „geistigen Ohr“ konnte ich Kit Drums, Streichinstrumente und Holzbläser hören sowie Refrains und Ngonis.
Und das steht nun vor uns. Das ist es, was es nun umzusetzen gilt. Unsere Vorstellungskraft. Wir brauchen lediglich etwas Unterstützung, um diese Vorstellungskraft aufzunehmen.