Die Aufnahmen Beginnen
Früh geweckt durch meine etwas verwirrte körpereigene Uhr und, um ehrlich zu sein, meine Aufregung, frühstückte ich schnell und fragte nach den Schlüsseln. Father Eugene hatte die Kirche zur Verfügung gestellt, da keine Messe geplant und sie der einzige Raum mit zuverlässiger Elektrizität war. Am Abend zuvor bat er zu meinem Unmut einen der kleineren Jungen, der in der Kirche auf den Trommeln spielte, bei uns mitzumachen. (Ich hatte nun endlich einen guten Musiker gefunden und wollte nicht, dass es irgendein kleiner Junge gleich wieder vermasselt).
Ich nahm mein Equipment und einen Kaffee mit hinüber und begann aufzubauen. Ziemlich pünktlich kam Bernard dazu und half mir. Um sicherzugehen, dass er mich nicht durch ein unermüdliches Getrommel aus der Ruhe brächte, bat ich ihn, die Ventilatorständer aus den Schlafzimmern zu holen, um sie als Mikrofonständer zu nutzen. Um kurz nach 10 Uhr und mit der Hilfe meines stillen Assistenten waren wir fertig. Fertig, hätten wir einen Xylophonisten bei uns gehabt oder zumindest ein Xylophon…
Bernards Pünktlichkeit zunichtemachend und ja… es war nun mal Afrika, kam Isaac ‚zu spät‘. Am Tag zuvor hatten wir 10 Uhr morgens vereinbart. Um genau zu sein zwischen 10 und 12 Uhr, was schon ein unglaublich großes Zeitfenster war und das wohl in Wirklichkeit bedeutete „Komm‘ gerne um 10 Uhr, wenn du magst. Wir werden ab 12 Uhr hier sein.“
Schließlich bat ich Bernard ein wenig zu trommeln, um die Zeit vergehen zu lassen und ihm die Chance zu geben etwas vorzuspielen. Doch die Trommeln waren zu laut und auch zu klapprig, weshalb ich ihn bat auf ein paar Metall-Congas zu spielen, die so mit Paketband verklebt waren, als würden sie ohne kaum noch existieren. Er war gut, richtig gut. Es war nicht nur sein Groove, sondern die Art wie er den Sound aus diesem Bausatz zu holen vermochte. Während wir spielten kam sein Kumpel dazu und bot auf noch heruntergekommeneren Trommeln einen der Besten brodelnden und ineinandergreifenden Rhythmen dar, die ich bisher gehört hatte.
Plötzlich, um 12:04 Uhr – also offiziell nur 4 Minuten zu spät – hörten wir ein „Sounds good!“. Spät, zugegebener Weise, war Isaac nun da. Am Abend zuvor waren er und Edmund auf der Fahrt durch die Dunkelheit nach Hause mit dem von Father Eugene ausgeborgten Moped gestürzt und Edmund hatte sein Knie verletzt.
Die nächsten drei Tage spielten wir, mal zu viert, mal zu dritt oder auch nur wir beide – wenn die Jungs zu Schule mussten – und nahmen das Album auf. Als ich nach dem ersten Tag die Tür schloss, konnte ich es kaum glauben. Dies war schon etwas sehr Besonderes.