Ein Tag im Studio mit Könich H.
Hallo liebe Untertanen!
Zunächst muss ich den Titel dieses Blogeintrags ein bisschen revidieren. Ich möchte Euch heute nämlich die spannende Geschichte des beschwerlichen Weges erzählen, den so ein Lied gehen muss, bis es fertig ist. Und das dauert deutlich länger als nur einen Tag im Studio.
Am Anfang steht die Idee. Das heißt, dass ich ein Lied geschrieben habe: mit Text, Melodie und seinem groben Ablauf. Das spiele ich dann Andreas vor. Andreas ist mein Produzent - sprich, ihm gehört das Studio, in dem wir aufnehmen. Er macht die Tontechnik, Mikrophonierung, spielt Schlagzeug, schneidet und mischt die Aufnahmen. Außerdem arbeitet er maßgeblich bei den Arrangements der Lieder mit.
Wenn ich ihm das Lied vorgespielt habe, setzen wir uns gemeinsam in den Schlagzeugaufnahmeraum und erarbeiten das Schlagzeug. Dabei spiele ich das Lied oder einzelne Teile auf der Gitarre immer wieder durch. Andreas spielt dazu mit und macht Vorschläge, was zu welchem Part passen könnte. Gleichzeitig äußere ich auch meine Wünsche, was wie klingen soll. So entsteht nach und nach die Schlagzeugspur.
Wenn das Schlagzeug des Liedes dann steht, geht es allerdings erstmal wieder mit mir weiter: Ich spiele dann einen "Guide-Track" ein. Das bedeutet, dass das Lied möglichst rhytmisch genau über ein Metronom aufgenommen wird. Der Guide-Track besteht schließlich auch nur aus einer einzelnen Gitarre und meinem Gesang.
Diesen nutzt Andreas im Anschluss als Basis für sein Schlagzeugspiel, damit er bei der Aufnahme nicht komplett auswendig trommeln muss. Nun spielt Andreas mehrfach die Schlagzeugspur ein und wiederholt auch einige Fill-ins. Somit haben wir beim anschließenden Zusammenschnitt der Schlagzeugspur verschiedene Varianten zur Auswahl und können uns die besten Teile herauspicken.
Im Gegensatz zu einer Live-Situation haben wir im Studio viel mehr Zeit und viel mehr als nur einen Versuch. Daher können wir uns darauf konzentrieren, dass das Lied am Ende auf der Platte möglichst gut klingt. Deshalb werden mitunter sehr häufig Dinge wiederholt und zurechtgeschnitten, bis sie wirklich gut sitzen und passen.
Wenn das Schlagzeug eingespielt ist, geht es mit dem Bass weiter. Den spielt für mich bei den meisten Liedern der Kristof mit k&f ein. Auch hier gibt es mehrere Versuche und zwischendurch Dikussionen, was wie wo an welcher Stelle gespielt wird und wie es klingen soll: zum Beispiel, ob Töne eher lang ausgehalten, oder kurz gespielt werden, ob wir vielleicht Effekttöne einbauen wollen und dergleichen mehr.
Wenn Schlagzeug und Bass im Kasten sind, ist meistens schon ein ganzer Studiotag vorbei. Am nächsten Morgen geht es dann mit den Gitarren weiter. Ja, DEN Gitarren: Mehrzahl. Für das Album benutzen wir insgesamt 5 verschiedene Gitarren: Eine akustische mit 6 Stahlsaiten (vulgo: Western), eine akustische mit 12 Stahlsaiten, eine akustische mit 6 Nylonsaiten (vulgo: Klassik), eine normale E-Gitarre mit 6 Saiten und eine elektrische Baritongitarre. Die hat ebenfalls 6 Saiten, klingt aber eine ganze Oktave tiefer und damit äußerst wuchtig und fett.
Nicht jede Gitarre kommt immer zum Einsatz, aber immer mindestens zwei. Wir beginnen in der Regel mit meiner roten Westerngitarre, da sie das Instrument ist, was ich auch live spiele, wenn ich als Singer-Songwriter unterwegs bin. Es folgt das gleiche Spiel wie bei Schlagzeug und Bass: Ich wiederhole die verschiedenen Teile des Liedes so lange, bis sie sitzen. Das Gleiche passiert dann mit der E-Gitarre und gegebenfalls den anderen Gitarren.
Mit Gitarre, Bass und Schlagzeug steht nun die Basis und es kommt zu den Overdubs. Dabei handelt es sich um zusätzliche Aufnahmen von kleineren Zwischenmelodien oder Effekten, wie Verstärkerfeedbacks oder Regengeräusche. Manchmal auch noch zusätzliche Percussion, Keyboards oder andere Instrumente. Für das Lied, von dem es gleich eine Vorschau gibt, haben wir auch ein Cello aufgenommen, das mir die liebe Sophia eingespielt hat.
Zum Schluss kommt der Gesang. Meistens von mir. "Meistens" deswegen, weil es auf dem Album auch zwei Duette geben wird. Der Gesang teilt sich in drei verschiedene Komponenten auf: Erstens die Lead-Vocals, die eigentliche Gesangsmelodie; zweitens die Backing-Vocals, also zusätzliche Stimmen, die den Gesang voller und harmonischer machen; und drittens der Chor, der hintergründige Ahahaaaaaas und Schubidus beisteuert.
Jetzt sind mittlerweile drei bis vier Studiotage vergangen und alles ist eingespielt. Nun beginnt Andreas mit dem Editieren und Mischen der Aufnahmen. Er schneidet dabei alles so zurecht, dass es rhythmisch und tonal passt. Außerdem werden die Frequenzspektren der einzelnen Spuren mit Hilfe von Equalizern so bearbeitet, dass sich die einzelnen Instrumente akustisch nicht behindern. Dadurch wird die Musik klarer und es lassen sich später die einzelnen Instrumente selbst dann gut wahrnehmen, wenn viele gleichzeitig spielen.
Während des Mischens schickt mir Andreas ab und an Zwischenergebnisse und ich gebe ihm Feedback, z. B. dass ich die Sologitarre nach der zweiten Strophe gerne etwas lauter hätte oder solcherlei Sachen.
Wenn dann der Mix irgendwann steht, geht das Lied ins Mastering. Im Mastering wird das Lied als Ganzes nochmals abgemischt, wobei hier im Fokus steht, dass es auf möglichst vielen verschiedenen Abspielgeräten gut klingt (Stereo-Anlage, Kopfhörer, Boombox, Brüllwürfel, ...).
Tja, und dann ist es fertig und kann veröffentlicht werden.
Und nun wie versprochen, eine kleine Vorschau auf "Spiegelbild". Dieses Lied befindet sich zwar eigentlich noch in der Phase des Mischens, wir haben es aber schon einmal provisorisch fertiggemischt und gemastert. Zwar gibt es noch einige klangliche Details, die sich ändern werden, aber ich wünsche Euch trotzdem viel Spaß und genau so viel Vorfreude auf die fertige Version, wie ich sie habe!