Konstruktiv statt manipulativ
Viele tägliche Nachrichten sind nicht nur negativ, sondern auch manipulativ und suggestiv. Bei Straftaten werden Vermutungen angestellt und Verdächtigungen ausgesprochen, ohne die Ermittlungen abzuwarten – diffuse Ängste bei den Lesern werden dadurch geschürt. Ein Beispiel: Nach dem Anschlag von Orlando berichteten sämtliche Medien über eine Verbindung des Täters zum IS - obwohl die Motive des Täters bis heute nicht restlos geklärt sind. Mit solchen vorschnellen Verurteilungen spielen Medien letztendlich rechtslastigen Stimmungsmachern in die Hände.
Meine Aufgabe als Journalistin sehe ich darin, über Fakten zu berichten und mir zu überlegen, welche Meldungen für die Leser relevant sind. Ist es wirklich notwendig, über Unfälle, Straftaten oder Krankheiten in fernen Ländern zu berichten? Welchen Nutzen bringt das den Medienkonsumenten?
Mein Zugang: Ich suche bei jeder Nachricht nach einem konstruktiven Ansatz. Ein weiteres Beispiel: die Meldungen über ertrunkene Flüchtlinge im Mittelmeer häufen sich. Die Fragen, die sich mir hier stellen, lauten: Was kann getan werden, um das zu verhindern? Welche Lösungsansätze gibt es? Wer ist innerhalb der EU zuständig, um legale Fluchtwege zu schaffen? Welche Möglichkeiten gibt es, Flüchtlinge gerecht auf europäische Länder aufzuteilen? Und welche Organisationen setzen sich im Mittelmeer für die Rettung von Flüchtlingen ein? Kurz gesagt: Ich konzentriere mich bei meinen Recherchen auf Lösungen, statt die Leser mit Horrormeldungen alleine zu lassen.