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Ohne Kultur isses für'n Arsch! Deswegen: Hamstert Klopapier für die Unterstützung der freien Kulturszene in Kassel

Ohne Kultur isses für'n Arsch! Deswegen: Hamstert Klopapier für die Kasseler Kultur und unterstützt damit die Kulturschaffenden der freien Szene in Kassel! Denn Klopapier ist zurzeit die härteste Währung in Deutschland! Für 50 € gibt es ein Blatt hochwertiges Klopapier, von Hand bestempelt mit einer Zeichnung des Kasseler Karikaturisten Gerhard Glück, mehrfacher Träger des Deutschen Karikaturenpreises. Für 100 € zwei Blatt, für 150 € drei usw.
Finanzierungszeitraum
08.04.20 - 20.05.20
Realisierungszeitraum
April bis Juni 2020
Website & Social Media
Stadt
Kassel
Kategorie
Kunst
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Gefördert von
23.04.2020

„Jetzt steht der StoryCamper in der Garage und kostet Geld.“

Anne Zimmermann
Anne Zimmermann5 min Lesezeit

Liebe Kirsten, wer bist du und was machst du?

Ich bin Kirsten Stein, mit Herzblut Erzählkünstlerin und biete professionelles ErzählTheater (unter anderem auf Bühnen, in der Natur, thematisch begleitend zu anderen kulturellen Aktivitäten und mit meinem StoryCamper). Dabei greife ich autobiografische, literarische und märchenhafte Inhalte auf und gestalte Sie in einer Art „EinFrauTheater“– oder so: Ich erwecke Worte zum Leben.


Wie hat sich dein Schaffen seit Beginn der Corona-Pandemie verändert?

Seit Anfang März erlebe ich einen totalen Stillstand. Erst war es nur äußerlich bzw. beruflich, mittlerweile erstreckt sich das auch auf mein inneres Erleben. Es ist wie eine Schockstarre. Normalerweise bin ich es gewohnt zu kämpfen und mich aus schwierigen Situationen wieder zu befreien. Diesmal ist es irgendwie anders. Die katastrophale finanzielle Lage hemmt die Kreativität. Meine Gedanken kreisen oft um das „Wie soll es weitergehen?“. Es ist wie strampeln um nicht zu ertrinken und dabei passiert genau das.

Seit Anfang März sind fast alle meine Auftritte abgesagt und es kommen keine neuen Anfragen. Der Blick in die Zukunft ist leer, das macht mir Angst und lähmt mich. In diesem Jahr war der StoryCamper (ein Oldtimer-Wohnwagen als mobile Erzählbühne) in mehreren Städten gebucht. Jetzt steht er in der Garage und kostet Geld.

Das Erzählen selbst fehlt mir auch sehr! Es ist ja nicht nur ein Beruf und Broterwerb, es ist meine Liebe und Berufung.
Für Proben fehlte mir bisher die Energie (siehe oben), doch langsam nähere ich mich dem wieder an. Das ich in dieser Situation nicht alleine stehe beunruhigt mich und ich fühle mit jedem Einzelnen mit!

Im Alltag erledige ich das Eine oder Andere, das ich jahrelang etwas vernachlässigt habe. Ich achte mehr auf meine Gesundheit, arbeite Möbel auf und ordne Dinge – das und die allgemeine Entschleunigung ist zumindest positiv in der momentanen Situation.


Was hältst du von Konzerten oder Ausstellungen im Netz?

Ich bin sehr zwiegespalten. Einerseits ist es nachvollziehbar, denn kreative Ideen müssen irgendwie raus und wollen gelebt werden. Dazu ist da noch die Angst, nicht relevant zu sein und vergessen zu werden. Und diese Angst habe ich auch.
Andererseits wird jetzt kostenlos rausgehauen, was geht. Wo greift denn da bitte noch das Argument, dass Kultur einen Wert hat? Nach dem alten Motto: „Aber Sie haben doch Spaß dabei, dann ist es keine Arbeit etc“. Für mich ist das eine kontraproduktive Taktik, um über Wertschätzung und Bezahlung zu verhandeln.
Hier sei mal ein extremer und utopischer Gedanke gesponnen:
Wie wäre es mit einem zweiwöchigen KulturShutDown? Wahrscheinlich nicht machbar, aber vielleicht effektiver. Denn manchmal weckt Mangel auch Begehrlichkeiten.

Viele meiner Kolleginnen und Kollegen haben unbezahlte Online-Auftritte. Diese nehme ich mit gemischten Gefühlen wahr. Einerseits sehe ich alle an mir vorüberziehen, während ich im Hintergrund bleibe, andererseits lebt das Erzählen von der Interaktion und der persönlichen Begegnung, und Online-Auftritte sind da eher flach und bieten wenig Sinneserfahrung. Besser könnte ich mir einen guten Film anschauen oder ein Buch lesen.

Während ich vorher oft weite Reisen gemacht habe, um meine Kolleginnen und Kollegen zu erleben, habe ich zur Zeit keine Lust, mir Ihre Online-Auftritte anzusehen. Eigentlich wäre es jetzt eine gute Chance, viele Erzähler zu erleben ohne vor die Tür zu gehen, doch meine Aufmerksamkeitsspanne ist da eher gering.

Aber sag niemals nie… Vielleicht bin ich früher oder später auch an dem Punkt es zu tun.

Im Netz gibt es Filme, die vor der Krise im StoryCamper entstanden sind… Vielleicht bekommt der Kanal jetzt etwas mehr Aufmerksamkeit: Gerne könnt ihr Euch für das Projekt selbst filmen und mir die Filme für den Kanal zur Verfügung stellen.

https://www.youtube.com/channel/UCcoHbNmJNlkX8p--KKdMOqg


Greifen staatliche Hilfsprogramme in deiner Situation?

Nein, leider nicht bzw nur bedingt. Die Soforthilfe greift bei mir, wie bei allen anderen, nur bedingt, also für die Betriebskosten. Und das hilft mir nicht wirklich. Es gibt in Baden-Württemberg die Möglichkeit, auch ein fiktives Gehalt zu beantragen und das sollte für alle gelten bzw. bundesweit in allen Ländern greifen. ALG II ist für alle raus, die in einer „Bedarfsgemeinschaft“ leben, und das trifft mich auch. Es ist auch eine zusätzliche Belastung für Partnerschaften.
Ich warte und hoffe auf Nachbesserungen.

Aktuelle Nachrichten zur Situation im Kulturbereich findet ihr z.B. auf Facebook bei “Paul Klinger Künstlersozialwerk e.V.” oder “Kultur erhalten”. “Deutschlandfunk Kultur” hat Sendungen zum Thema, die auch nachgehört werden können.

Fazit: Bei mir ist es also, wie bei den meisten und das ist ein Drama ohne Unterhaltungswert!


Warum sollten nun alle Kasseler BürgerInnen diese Kampagne unterstützen?

Bisher gab es eine vielfältige Kulturlandschaft in Kassel und wenn das so bleiben soll, müssen Kulturschaffende in ihrer Existenz unterstützt und abgesichert werden. Mit diesem Projekt kann jeder etwas dazu tun, der ein paar Euro über hat. Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein, er braucht auch die Kultur zum Leben.

Die Kasseler Kulturschaffenden geben seit Jahren sehr viel, um Kassel zu einer guten und lebenswerten Stadt zu machen, und das hat Wertschätzung verdient.
Von Applaus allein kann niemand leben.

Und mal ehrlich: Der Druck auf Klopapier ist doch die perfekte Klotür-Deko!


Was sind deine Wünsche für eine bessere Welt nach der Krise?

Dass wir in dieser Zeit erkennen, was wir wirklich brauchen. Vor allem wünsche ich mir eine bunte und vielfältige Kultur-Welt mit einem kreativen Miteinander.

Und natürlich, dass ich mir um Finanzen keine Sorgen machen muss und weiter kreativ sein kann, denn das ist mein Job.


Links zum Schaffen von Kirsten Stein:

www.kirstenstein-erzaehlkunst.de

www.story-camper.de/

https://www.facebook.com/kirstenstein.erzaehlkunst/

https://www.youtube.com/channel/UCcoHbNmJNlkX8p--KKdMOqg

Impressum
KulturBahnhof Kassel e.V.
Inka Bachmann
Rainer-Dierichs-Platz1
34117 Kassel Deutschland
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