Biologie des Kuschelns
Hallo liebe Unterstützer,
wie schön, dass ihr gleich in der ersten Woche bei uns mit dabei seid!
Heute erzähle ich euch ein bisschen, was es mit dem professionellen Kuscheln eigentlich auf sich hat.
Kuscheln ist angenehme, absichtslose Berührung. Das bedeutet, sie ist nicht sexuell, sondern fühlt sich eher mütterlich an. Der Körper macht hier biochemisch eine klare Unterscheidung. Sexuelle Berührung ist eher anregend und schüttet Dopamin aus, absichtslose Berührung führ zu einer Ausschüttung von Oxytocin. Wir nennen es auch das Kuschelhormon und es gehört zu unserem Arbeitsmaterial. Unsere Hände streicheln oder halten also die Haut, welche mit unterschiedlichsten Rezeptoren gespickt ist. Diese leiten die Botschaft an das Gehirn weiter. Hier wird dann das Hormon ausgeschüttet, das sich dann im ganzen Körper verteilt.
Die erste Auswirkung erkennt man sogleich, wenn man vorher gestresst war: Der Herzschlag beruhigt sich, die Atmung wird tiefer, die Muskeln können entspannend. Das ist die erste Wirkung von Kuscheln. Bei regelmäßiger Anwendung werden noch andere Effekte deutlich: Man spürt schneller, wann man satt ist. Das Immunsystem wird gestärkt, man wird also weniger oft krank. Wunden und Krankheiten heilen schneller. Auch psychologisch gibt es maßgebliche Auswirkungen. Zum Beispiel hebt sich die allgemeine Stimmung. Man wird optimistischer und vertrauensvoller.
Was Oxytocin jedoch vor allem macht, ist, eine Verbindung zu schaffen. (Deswegen wird es auch das Bindungshormon genannt.) Ohne Bindung kann ein Mensch kaum überleben. Man kann davon ausgehen, dass Konsum und Suchtverhalten oft eine Ersatzbefriedigung für Bindung ist. Ist man völlig einsam, dann kann es zudem schnell passieren, dass man durch die eine oder andere Krankheit stirbt. Das hat auch Manfred Spitzer in seinem neuen Buch beschrieben. (Titel: Einsamkeit) Das Kuscheln stellt also erstmal wieder eine zwischenmenschliche Verbindung her, damit der Körper vom Überlebensmodus in den Lebensmodus wechseln kann.
Martin Grunwald hat sich ausführlich mit dem Thema Berührung beschäftigt, er ist auch unser Experte für den Tastsinn. Hier seht ihr ihn in einem Interview mit Stern:
https://www.stern.de/panorama/video/stern-exklusiv/warum-beruehrung-verbindung-schafft---interview-mit-haptik-experte-martin-grunwald-6325446.html
All diese Aspekte werden noch ausführlicher in meinem Buch besprochen werden. Ich kann mich dabei auf viele Experten aus den Bereichen der Psychologie und Naturwissenschaft stützen. Falls ihr jetzt schon neugierig geworden seid, könnt ihr zum Beispiel hier nachlesen:
Werner Bartens: Wie Berührung hilft
Cem Ekmekcioglu: Das Glück der Berührung
Martin Grunwald: Homo Hapticus
Bitte teilt unser Projekt mit euren Freunden, damit wir gemeinsam die Einsamkeit in unserer Gesellschaft bekämpfen können. Danke!
Eure Elisa