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Stoppt den Tod durch den Strang!

Latif, ein junger Delfin im Roten Meer vor Hurghada, wird sterben, wenn wir ihn nicht retten. Seit geraumer Zeit schleppt er ein Seil hinter sich her, das um seine Schwanzflosse gewickelt ist. Das Seil schneidet in Latifs Fleisch, verursacht Schmerzen und Infektionsgefahren. Irgendwann, so die Befürchtung, wird die Schwanzflosse durch das Seil amputiert werden - der sichere Tod für den Delfin. Aber Latif ist nicht der einzige mit dem Problem: Drei weitere Delfine leiden an Seilschlingen.
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01.12.21 - 28.02.22
Realisierungszeitraum
2022
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Stadt
Pulheim
Kategorie
Umwelt
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09.02.2022

Wie befreit man einen Delfin?

Ulf Marquardt
Ulf Marquardt4 min Lesezeit

Wenn sich ein Delfin wie Latif in einem Seil oder in einem Fischernetz verheddert, ist sein Leben in Gefahr. Aber auch jeder Rettungsversuch ist riskant.

Der wohl berühmteste Vorfall mit einem verhedderten Delfin, sorgt immer mal wieder bei Youtube für Aufsehen: Der amerikanische Naturschützer Keller Laros war 2013 zum Nachttauchen vor Hawaii unterwegs, als plötzlich ein Großer Tümmler aus dem Dunkel auftauchte und offensichtlich um Hilfe bat: Eine Angelleine hatte sich um seine Brustflosse gewickelt, ein Haken bohrte sich in seine Haut. Der Delfin schwamm ganz nahe zu Keller, wartete geduldig, bis dieser Haken und Leine entfernt hatte und verschwand danach ruhig und sicherlich auch erleichtert wieder in der Dunkelheit.
So viel Kooperation kann das Team der Dolphin Watch Alliance von Latif nicht erwarten – Latif ist ein sehr schüchterner kleiner Delfin: Obwohl er schon älter als zwei Jahre ist, bleibt er immer ganz nah bei seiner Mutter. Nie unternimmt er kleine Ausflüge auf eigene Faust, wie andere Delfinjunge das machen.
Die Details, wie genau das Team der DWA Latif von dem tödlichen Seil befreien wollen, sind noch nicht entschieden: Wenn es so weit ist, wird man Latif zuerst genau beobachten und dann die Vorgehensweise nach der Situation vor Ort entscheiden.
Daher lohnt es sich, einmal zu schauen, wie Delfinbefreiungen in anderen Teil der Welt schon abgelaufen sind. Denn Latif ist nicht der erste Delfin, der Hilfe brauchte – die Gefahr für Meerestiere, sich in Fischereigerät zu verheddern, ist allgegenwärtig.
In einer aktuellen Studie heißt es beispielsweise, beinahe die Hälfte aller Hummerfischer in Schottland hätten angegeben, dass sich in den Seilen ihrer Hummerkörbe schon einmal Wale und Delfine verfangen hatten.
In den USA existieren zahlreiche private Gruppen zum Retten von Delfinen, zudem verfügen die zuständige Behörden, der Fish and Wildlife Service oder die NOAA, über eigens ausgebildete Rettungsteams. Privatleuten ist das Retten von Meeressäugern gesetzlich verboten – wer auf eigene Faust ein Tier rettet, kann sogar hinter Gittern landen.
Die Teams versuchen dann, den Delfin in Not einzufangen und die gefährliche Leine möglichst schnell abzuschneiden. Das Einfangen geschieht in der Regel mit Netzen. Enorm hilfreich ist es, wenn das Meer dabei so flach ist, dass die Helfer stehen können.
Im US-Bundesstaat Georgia konnte ein verheddertes Tier einfach am unerwünschten Seil festgehalten werden – Video siehe unten.
Das Problem beim Einfangen: Für manche Tiere bedeutet es extrem viel Stress. Sie haben ja keine Ahnung, dass ihnen in Wahrheit geholfen werden soll. Meeresbiologen erinnern sich mit Grausen an jenen Vorfall, als im Golf von Kalifornien einer der letzten Vaquita-Delfine eingefangen wurde, um die Tierart zu retten. Das gestresste Tier verstarb, und die gutgemeinte Aktion erreicht das Gegenteil ihres ursprünglichen Ziels: Sie brauchte tatsächlich Vaquita dem Aussterben einen weiteren Schritt näher.
Leider sind solche Probleme auch bei der Rettungsaktion für Latif nicht auszuschließen. Daher wird das Team extrem genau abwägen, wie genau und ob überhaupt die Rettung versucht werden kann.
Aber selbst Jahre nach einer möglichen Rettungsaktion kann es noch Probleme geben: In Florida starb kürzlich ein Delfin-Kalb zwei Jahre nach seiner Befreiung: Die Angelschnur, die ein FSW-Team von Flossen und Schnabel entfernten, hatte den Kiefer des kleinen Delfins so stark deformiert, dass er irgendwann nicht mehr genug fressen konnte.
Bei all diesen gravierenden Probledmen ist es umso wichtiger, alle Beteiligten – Behörden, Politiker und natürlich auch die Fischer – darüber aufzuklären, dass das Verheddern die Tiere um jeden Preis vermieden werden muss. Die Population der Indopazifischen Delfine im nördlichen Roten Meer ist nicht gerade riesig, und die Sterblichkeit durch Fischereigerät oder als Beifang sind nach aktuellen Schätzungen erschreckend hoch.
Daher wird – dank der großzügigen Hilfe durch mittlerweile 100 Unterstützer:innen – auf jeden Fall ein Film entstehen, der möglichst wirkungsvoll auf das Problem aufmerksam machen soll. Mit viel Glück wird darin auch ein befreiter Latif zu sehen sein.

Dieses Video zeigt in etwa, was Latif passiert ist: Taucher konnten vor Teneriffa einen Delfin filmen, der sich in einem Seil der Fischerei verfangen hatte: https://youtu.be/FOUlAbkVbgA?t=42
Das Georgia Department of Natural Resources hat eine relativ einfache Befreiung gefilmt: https://youtu.be/QOcQTc-A3E0
In Florida wurde dieses Delfinkalb eingefangen und von Haken und Angelschnur befreit: https://videos.fisheries.noaa.gov/detail/videos/dolphins-porpoises/video/6013191155001/dolphin-calf-disentangled-and-released-in-florida?autoStart=true
Ein Delfin, der um Hilfe bittet? Seht selbst! https://youtu.be/2gvgkHSyKFE

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USt-IdNr.: DE172764879
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