Von Chamäleons und Pubertätspoesie
Wir sind Chamäleons! Wenn sich das Kunstbiotop ändert, ändert sich eben auch die Farbe der Kunst, wobei der Wert erhalten bleibt. In diesem Sinne hatte ich in der vergangenen Woche zwei Livestream-Auftritte und ein Podcast-Interview über das Telefon. Ich kann nicht sagen, dass es dem hautnahen Publikum gleichkäme, aber es ist schön zu sehen, wie sich die Kunst immer ihren Weg bahnt! Zuerst war diese Kamera viel furchteinflößender für mich als jede Publikumsgröße, aber wir nähern uns langsam an. Wir versuchen beide, das Vorteilhafte am anderen zu sehen. :)
Manchmal wurde ich schon gefragt: Wie wird man Spokenword-Künstlerin?
Das weiß ich nicht, aber ich möchte Euch gerne erzählen, wie ich es wurde.
Geht man in der Menschheitsgeschichte weit zurück, so ca. 16 Jahre, finden sich erste Aufzeichnungen: Im Jahre 2003 erlernte jene die Fähigkeit des Schreibens (Danke Frau Zimmermann). Die Klassenlehrerin schrieb in ihr erstes Zeugnis: „Leah kann eigene kleine Geschichten verständlich und phantasievoll erzählen. Beim Abschreiben von Wörtern und Sätzen macht sie noch einige Fehler.“ (Ups.)
Kurz darauf versuchte jener Dreikäsehoch seinen Klassenkameraden die Hobbys in Gedichtsform vorzutragen, dazu änderte sie die Wortendungen einfach so ab, dass sie einen Reim ergaben. Recht bald stellte sie fest, dass sie den Deutschunterricht gar nicht so blöd fand, wie die anderen Kinder. Außerdem las sie sehr gerne und viel und schrieb Dinge in ihrTagebuch.
Ihre Dichtversuche wurden frequentierter und erreichten wohl ihren Tiefpunkt zur selben Zeit wie die Pickel und Hormone ihren Höhepunkt. Sie schrieb triefende Liebessentimentalitäten in ihr kleines Notizbuch nieder und erzählte niemandem davon (zum Glück). Nebenbei hegte sie große Träume ihres eigenen Romans und schrieb nicht weniger als 60 Seiten. Als diese nach einem PC-Absturz spurlos gelöscht wurden, ließ sie die Pläne fallen.
Hin und wieder entstanden eine Kurzgeschichte oder ein paar Gedichtszeilen, die aber für gewöhnlich niemand zu Gesicht bzw. zu Ohren bekam.
Irgendwann erreichte sie dann das Format „Poetry Slam“. Sie saß im Publikum, schaute Videos auf YouTube an und war fasziniert von der Kunst auf der Bühne.
In 2016 wurde sie von ihren Freunden mehr oder weniger zu einem solchen Poetry Slam in Karlsruhe geschubst und stand dann zittrig und schweißhändig mit ihren ersten vier Textversuchen vor einem Mikrofon. Und ja, es brachte ihr Freude, weshalb sie bis heute nicht damit aufhörte.
Natürlich brauchte und braucht es seitdem immer wieder Erfolgserlebnisse; Überwindungen von Selbstzweifeln, Aufregung und Schreibblockaden; motivierende Vorbilder und viele Ermutiger und manchmal kommt ihr die Bezeichnung „Künstlerin“ nicht wirklich leicht über die Lippen.
Ja, so oder so ähnlich lief das ab mit dem „Spokenword-Künstlerin werden“.
Danke, Dankschee, Thank you, Merci, Webalee!! Dafür, dass Ihr im Schwarm seid!
Ohne Euch wäre die Sache weder möglich noch so schön!
Jetzt bleiben noch zwei Wochen, um das Ziel zu erreichen. Vielleicht habt Ihr ja Lust, das Projekt in Euren Dunstkreisen noch etwas zu teilen!
Ganz liebe Grüße an Euch, mit einem Zitat von Christoph Niemann:
„Our situation is shit, but this ist the fertilizer of the future.“
Eure Leah