In diesem Jahr jähren sich zum 20. Mal die Progrome von Rostock-Lichtenhagen (http://de.wikipedia.org/wiki/Ausschreitungen_von_Rostock-Lichtenhagen). In der Stadt selbst ist der Schock der ersten Zeit schon lange verflogen, Rostock und seine Bewohner sind in der westlichen Welt angekommen - und das Vergessen hält Einzug. Wir wollen erreichen, dass die Ereignisse wieder erinnert werden, nicht um in alten Wunden zu bohren, sondern damit auch dieser Teil der Stadtgeschichte endlich nicht mehr einfach verdrängt wird, Eingang in das Selbstverständnis der Stadt findet. Wir glauben, dass es dazu nicht offizielle Gedenkveranstaltungen sondern gemeinsames Erinnern und vorwurfs- und vorurteilsfreie Gespräche braucht und planen deshalb Aktionen, die die Rostocker möglichst direkt und in großer Zahl erreichen. Ein Bestandteil unserer Initiative soll eine Verteilaktion sein, in der 10.000 Rostocker den 1993 entstandenen Film „The truth lies in Rostock“ (http://www.youtube.com/watch?v=xxID53WmMB4), der die Ereignisse authentisch und wenig reißerisch nachzeichnet, im eigenen Briefkasten vorfinden. Der Grundgedanke: Zu Filmabenden (die es natürlich auch geben soll) kommen die ohnehin schon Interessierten, in den eigenen vier Wänden kann man ihn mit deutlich weniger Aufwand und innerer Bereitschaft ansehen. Und wird mit Bildern konfrontiert, die jeden zur inneren Stellungnahme zwingen. Durch den Film ausgelöste Diskussionen finden auf dem von uns ab Juni 2012 freigeschalteten Webportal Raum – Redaktion soll hier nur insofern erfolgen, als dass faschistische, rassistische und sexistische Äußerungen umgehend gelöscht werden.
Anmerkung: Die deutschen Rechte für den Film hat ein Rostocker Filmteam inne, dass seine Zustimmung zur von uns angedachten Verwendung erteilt hat.
Zielgruppe sind vor allem jene Rostocker, die kaum etwas über die Ereignisse vor 20 Jahren wissen und sie auch nicht mehr für so wichtig halten. Wir sind davon überzeugt, dass der Film einen wichtigen Beitrag dazu leistet, mit ihnen nicht nur über die damaligen Ereignisse sondern auch über Rostocks heutiges Selbstverständnis als Stadt zu führen.
Weil Verdrängen keine Lösung ist und eine selbstbewußte und kritische Stadtöffentlichkeit nur entstehen kann, wenn auch Fehler offen und öffentlich diskutiert werden.
Die Verteilung der DVDs übernimmt eine Gruppe engagierter Rostocker im Ehrenamt, gebraucht wird Geld für die Herstellung der DVDs – schon mit 800 EUR lässt sich eine kleinere Aktion finanzieren, kommen 3.000 EUR zusammen, wird eine großflächige Verteilung möglich, die im Endeffekt ca. 1/3 der Rostocker erreicht. Generell gilt hier das Prinzip: Je mehr Geld zusammenkommt, desto höher die Auflagenzahl.
Stadtgespräche Rostock ist eine seit 18 Jahren existierende lokale Zeitschrift, die sich seit dem für konstruktive Diskussionen über Stadtgeschehnisse und eine selbstbewußte öffentliche Meinungsbildung engagiert. Betrieben wird sie ausschließlich von ehrenamtlich arbeitenden und schreibenden Redakteuren und Autoren.