Musikrechte, Nachdreh, Schnitt, Farbkorrektur: Ganz ehrlich, 3000 Euro sind ein Anfang. Aber der Film soll überzeugen. Schaffen wir also mehr? Ja, schaffen wir!
14. April 1912. Die Titanic. Wir alle kennen die Tragödie. Wagen wir ein alternatives Gedankenexperiment. In diesem drängen Frauen in die Rettungsboote, werden aber von den Offizieren rüde zurückgehalten. Denn die Weisung von der Brücke lautet: Männer und Kinder zuerst ...
Moment mal, Männer zuerst? Das fühlt sich seltsam falsch an. Erträglicher kommt uns dagegen die Realität vor: dass in jener schrecklichen Nacht vor allem Söhne, Väter, Ehemänner starben.
Sind Frauen wichtiger? Mein Gedankenexperiment zeigt ein Dilemma. Warum erscheint uns das eine Schicksal befremdlicher, obgleich es in beiden Szenarien um Menschen geht? Wieso definiert vorrangig ein bestimmtes Geschlecht die Wertigkeit eines Problems, die Dringlichkeit einer Lösung? Und warum nicht die unmittelbare Betroffenheit von gleichberechtigten Menschen, die dem Problem innewohnt? Es hätten beispielsweise auch zuerst Familien mit Kindern gerettet werden können. Sohn, Tochter, Mutter und Vater.
Und mein Film? Der Titanic-Konflikt ist hochaktuell, denn heute scheinen Frauen noch wichtiger zu sein. Lohn, Sprache, Sport, Gewalt, Familie, Sex, Bildung - egal welches Problemfeld wir nennen: Vor allem das Weibliche wird beachtet, beschützt, bevorzugt. Diese trennende Agenda beginnt im Bundesfrauenministerium, in vielen Landesregierungen ist es ähnlich – immer gilt: ein Name, ein Programm. Und diese Agenda wird zementiert etwa durch Quotenzwänge und Einstellungsboni in Wirtschaft, Kultur, Politik, einem Heer von fast ausnahmslos weiblichen Gleichstellungsbeauftragten sowie steuerfinanzierten Millionen-Förderungen für Frauenverbände und -netzwerke. Männer und ihre Belange, auch ihre Benachteiligungen sind fast immer unsichtbar.
Auf meiner filmischen Reise kritisieren meine Gesprächspartner - Frauen und Männer - genau diese schiefe Geschlechterpolitik und die damit verbundene Abkehr von der Idee der Gleichberechtigung. „Der aktuelle Feminismus ist ein Rückschritt – er bedroht den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft“, so das Statement einer Frau. Oder eine andere: „Viele Frauen denken mittlerweile: Wenn ich im Leben nicht vorankomme … dann kann das nicht an mir liegen, sondern nur an von Männern geschaffenen, unsichtbaren Strukturen.“ Zudem bietet die Dokumentation überraschende Antworten, wem die besagte Schieflage nützt, wie unlogisch diese gerechtfertigt wird, wie Kritiker nicht argumentativ, sondern vor allem moralisch angegriffen werden.
Einige dieser Kritiker spannen in meinem Film einen weiten Bogen: Vom Patriarchat als angebliches Unterdrückungskonstrukt gegen alle Frauen, welches als Kampfbegriff gegen das Männliche und als Rechtfertigung für eine auf Frauen fokussierte Geschlechterpolitik positioniert wurde - bis zu fragwürdigen Kampagnen wie Gleichstellung, Lohnlücke oder MeToo.
Also wird nur gemeckert? Nein, mein Film ist auch konstruktiv - die Kernfrage ist: Wie können wir aus dem befeuerten Geschlechterkrieg aussteigen und etwas Neues gestalten? Das ist gar nicht so schwer, sagen meine Protagonisten. Eine Gesprächspartnerin: "Wenn wir diesen Schritt schaffen, aufzuhören mit den Fingern aufeinander zu zeigen und gemeinsam in eine Richtung schauen, dann können wir die Welt verändern. Ich glaube, das lohnt sich."
Mein Dokumentarfilm will und wird also anecken - weil er auch eine Kritik am Feminismus ist, der aus meiner Sicht eine einseitige Politik gegen Männer betreibt, obwohl er offiziell Gerechtigkeit propagiert.
Das Problem, welches wir in diesem Kontext mittlerweile haben: Kritiker der Geschlechterpolitik werden oft als frauenfeindlich, rechtsgerichtet oder patriarchalisch dargestellt. Das gipfelt etwa darin, eine ganze Gruppe unserer Gesellschaft - sogenannte alte weiße Männer - zu diskriminieren und diesen Menschen das Recht auf Mitsprache im Geschlechterdiskurs zu entziehen. Ein respektvoller Dialog sieht anders aus.
Ich möchte mit meinem Film deshalb denjenigen die Hand reichen, die sich nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben, sondern die Dinge hinterfragen. Diese Menschen stellen die Mehrheit, davon bin ich überzeugt. Denn Frauen und Männer sind in ihrer langen Geschichte noch nie gegeneinander, sondern immer gemeinsam für gesellschaftliche Veränderungen eingetreten. Dieses uns verbindende Gut will ich wieder in Erinnerung rufen.
Wagen wir also eine wirkliche, konstruktive Debatte. Meine Zielgruppe: Alle, die das ebenso wollen.
Weil es zutrifft, was Marie von Ebner-Eschenbach sagte: "Nicht jene, die streiten sind zu fürchten, sondern jene, die ausweichen."
Ein ganzes Jahr an Vorbereitung, Gesprächspartner finden, lange vorbereitende Telefonate, mehr als 5000 Kilometer Reise: Wir als kleines Team sind trotz Corona schon in zeitliche und finanzielle Vorleistung gegangen und haben spannende, kluge, selbstbewusste Menschen in Wien, Berlin, Bayern, Stuttgart, Dresden, Brandenburg getroffen. Ergebnis: Elf Stunden Filmmaterial mit Interviews, welches nun gesichtet, geordnet werden will.
Der Löwenanteil an Arbeit und finanzieller Herausforderungen kommt also erst noch. Eure Spenden sollen meine Kosten minimieren helfen. Danke euch.
Der Film ist mir ein wichtiges Anliegen und darf nicht scheitern, daher werde ich Geld benötigen für bestimmte Rechte von fremdem Filmmaterial, welches in meiner Doku verwendet werden soll. Für etwaige Nachdrehs. Für die Musik. Die Farbkorrektur. Den Schnitt. Und für mein Team, welches an das Projekt glaubt. Ich hingegen werde keinen Cent eurer Spenden für mich als Entlohnung nehmen. Alles soll dem Projekt und den Leuten helfen, die es ermöglichen.
Ich versuche natürlich, eine Filmförderung zu erhalten. Aber angesichts meines womöglich unerwünschten Themas rechne ich nicht mit Geld aus öffentlicher Hand. Deshalb freue mich, wenn ihr uns helft und wir unabhängig bleiben. Denn wir müssen wieder mehr und kritisch miteinander reden - auch über eine aus meiner Sicht einseitige Geschlechterpolitik.
Ich bin 53 Jahre jung, lebe im Erzgebirge, bin Vater eines 14-jährigen Jungen - die Lyrik und das Filmemachen begeistern mich. Einst bin ich als Seemann um die Welt gefahren, noch zu DDR-Zeiten. Mittlerweile arbeite ich schon fast drei Jahrzehnte als Redakteur und Reporter.