Corona Tagebuch #4
Hallo ihr!
Mein Name ist Judith und ich arbeite seit Beginn im Berg & Mental.
Als ich das erste mal hörte, dass es Menschen gibt, die ein Café für mentale Gesundheit eröffnen wollen, war für mich (ich selbst habe schon ein paar Jahre für die Entstigmatisierung seelischer Krankheiten gearbeitet, auch in Form eines Blogs) sofort klar: ich will Teil davon sein und mich mit einbringen!
Tatsächlich wurde ich auch sehr früh Teil der Mental Health Crowd, durfte den Laden mit aufbauen und mit Leben füllen und mir wurde nach drei Jahren der Zwangspause (durch meine eigenen psychischen Erkrankungen) die Chance gegeben, zurück ins (Arbeits)Leben zu finden. Das BERG & MENTAL war und ist für mich nach diesen schwierigen Jahren der ideale Ort, ein selbstbestimmtes Leben zurück zu erlangen. Zu Anfang hatte ich große Sorgen: Würde ich denn überhaupt einen Tag durchhalten können? Kann ich einen strukturierten (Arbeits)Alltag stemmen?
Die Zaubermenschen mit denen ich arbeiten darf, geben so viel Halt, dass ich - bis wir nun Corona-bedingt vorübergehend schließen mussten - keinen einzigen Tag gefehlt habe. Kein Tag, an dem ich meinen Erkrankungen nachgegeben habe. Weil ich durch und durch gestärkt werde. Unterstützt. Das macht mich unheimlich glücklich. Die Arbeit macht mich unheimlich glücklich. Ich bin dankbar, für die Menschen, die uns besuchen, für jedes tiefsinnige, emotionale, aber auch manchmal ganz unkomplizierte Gespräch. Für das Gefühl, dass das was wir täglich machen, wichtig und richtig ist. Dass es Hoffnung gibt, dass man irgendwann so offen und selbstverständlich über seelische Gesundheit reden kann, wie man auch übers Wetter redet.
Wie für viele andere, ist auch für mich die aktuelle Situation sehr herausfordernd. Die erarbeitete Struktur fehlt, wie auch das soziale Leben und der persönliche Kontakt mit Frau Therapeutin.
Es werden Verhaltens- und Gedankenmuster aus früheren, schweren Zeiten angetriggert und die Isolation tut mir absolut nicht gut. Ängste und Zwänge werden stärker und es fällt mir von Tag zu Tag schwerer dagegen anzukämpfen. Allerdings weiß ich nun, wie gut es mir gehen kann. Wie schön es ist, arbeiten zu können. Jeder überstandene Tag ist ein Tag näher an „Normalität“ und ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, wenn wir diese Zeit überwunden haben und das BERG & MENTAL wieder seine Türen öffnen kann. Ich freue mich aufs Kaffee und Säfte machen, Bücher sortieren, doch vor allem auf den Kontakt mit euch. Das miteinander Reden. Das drüber-reden. Und auf die großartigen Mitarbeiter*innenseelen, die viel mehr sind, als einfache Arbeitskolleg*innen. Wir als Team, als Crowd halten ganz fest zusammen.
Haltet durch. Wir werden diese Zeit überstehen und uns ganz sicher wiedersehen.