Feature #8: Zeichnung & Tipps für visuelle Beobachter
Liebe Sternfreundinnen, liebe Sternfreunde,
in der vorhandenen Beobachtungs-Literatur zu den Messier-Objekten - egal in welcher Sprache - sind Zeichnungen immer noch unterrepräsentiert. Weil die meisten Autoren wenig Bezug haben zur visuellen Beobachtung oder Fotos der Vorrang gegeben wird, sind sie kaum zu finden, und schon gleich gar nicht vollständig für alle Objekte.
Dabei ist diese Herangehensweise, die scheinbar "objektive" Fotos den "subjektiven" Zeichnungen vorzieht, grundfalsch. Das menschliche Auge arbeitet anders als ein fotografischer Chip. Die Wahrnehmung von Intensitäten, Formen und Farben kann nicht durch Fotos simuliert werden. Das gilt insbesondere nachts, wenn der menschliche Sehapparat auf das skotopische Sehen umschaltet.
Fotos können den visuellen Anblick von Deep-Sky-Objekten nicht wiedergeben. Zeichnungen sind deshalb unverzichtbar, wenn es um eine realistische Einschätzung geht, was im Teleskop zu sehen ist.
Für mich war deshalb von vorherein klar, dass Zeichnungen aller 110 Objekte ein wesentlicher Bestandteil des Messier-Guide sein werden. Dazu gibt es weitere Hilfestellungen für visuelle Beobachter (in der Ansicht der Beispielseite rot umrandet):
- Zeichnung: Nach den Rückmeldungen aus der Detail-Umfrage zur Ausgestaltung des Messier-Guide wurden alle Zeichnungen mit mittlerer Öffnung von 10 bzw. 12 Zoll (250mm bzw. 300mm) erstellt. Nach dem Beobachtungs-Aufenthalt auf La Palma wurden alle flächigen Objekte unter lichtverschmutzten mitteleuropäischen Bedigungen erneut gezeichnet, damit die Ergebnisse den Erfahrungen der Nutzer entsprechen. Anders als die Zeichnungen aus dem interstellarum Deep Sky Guide handelt es sich hierbei nicht um sog. "Akkumulations-Zeichnungen", also Ergebnisse, die die über einen längeren Zeitraum gesichteten Details aufsummieren, sondern Okularansichten (engl. "eyepiece impressions"), also dem Eindruck, den man bei einem ausgiebigen Blick ins Okular bekommt. Dies entspricht besser der Realität der meisten Beobachter und hilft eine realistische Erwartungshaltung zu schaffen.
- Ideales Okular: Ebenfalls eine Rückmeldung aus der Umfrage war, dass sich viele Leser eine Okularempfehlung wünschen. Bei manchen schwachen Objekten kann die Wahl der korrekten Vergrößerung an lichtverschmutzten Standorten sogar zwischen Sehen und Nicht-Sehen unterscheiden! Natürlich ist es bei allen Objekten angesagt von der Minimal- bis zur Maximalvergrößerung selbst zu probieren, welche Vergrößerung mit dem eigenen Teleskop am besten funktioniert. Es gibt aber für die meisten Objekte einen "sweet spot", bei dem die Ausgewogenheit aus Gesichtsfeldgröße, Hintergrundhelligkeit, Leuchtdichte des Objekts und Detailwahrnehmung optimal ist. Dafür wird, ohne dass eine weitere Umrechnung notwendig ist, die Okularbrennweite genannt, und zwar sowohl für typische Refraktoren (Öffnungsverhältnis f/7,5) als auch für Reflektoren (f/5). Diese Werte werden nicht errechnet, sondern durch eigene Beobachtung ermittelt.
- Tipps: Bei manchen Objekten empfehlen sich bestimmte Filteranwendungen oder Beobachtungstechniken. M 1 ist ein gutes Beispiel, denn hier kann der Einsatz eines UHC- oder OIII-Filters die Wahrnehmung unterstützen.
Der Messier-Guide setzt neue Maßstäbe für visuelle Beobachter. Die Zeichnungen zeigen realistisch, was gesehen werden kann, und die Okularempfehlungen helfen schnell, die ideale Vergrößerung zu finden.
Fragen oder Kommentare? Schreiben Sie uns auf der Pinnwand!