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Bei medial inszenierten Geberkonferenzen versprechen Regierungen und Unternehmen Millionen für Hilfsbedürftige - doch nicht alle zahlen. Wenn Versprechen gebrochen werden, gehen Bürgerkriegsflüchtlinge, Erdbebenopfer oder Ebolakranke leer aus. Das kostet Menschenleben, doch niemand fragt nach. Mit meiner Recherche möchte ich das ändern. Ich will herausfinden: wer verspricht Hilfe und wirbt mit seiner Großzügigkeit, zahlt aber nicht oder zu spät?
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19.03.2015

Vanuatu wird Hilfe versprochen - so wie einst Haiti

Marc Engelhardt
Marc Engelhardt3 min Lesezeit

Journalismus bedeutet auch: ständiges Hinterfragen. Bei der Vorbereitung dieses Recherchevorhabens habe ich mich zum Beispiel immer wieder gefragt, ob mein Thema eigentlich wirklich so wichtig ist wie ich anfangs dachte. Jetzt zeigt das Beispiel Vanuatu: ja, das ist es.

Der Zyklon Pam hat das Südseearchipel Vanuatu am vergangenen Wochenende verwüstet. Zwei von drei Bewohnern, insgesamt 171.000 Menschen, haben kein Dach mehr über dem Kopf oder brauchen aus anderem Grunde dringend Hilfe, schätzen die UN. Die Hilfe ist angelaufen, wenn auch unkoordiniert, wie die Regierung bemängelt.

Noch weiß niemand genau, wie groß die Schäden sind. Knapp eine Woche nach dem Sturm sind vor allem die kleineren der 83 Inseln noch nicht erreichbar. Satellitenbilder der UN (dieses hier zeigt eine Aufnahme von der besonders schlimm betroffenen Insel Tanna) belegen aber große Zerstörungen.

Auch ohne Detailwissen veröffentlichen Hilfsorganisationen erste Hilfsaufrufe. Die Internationale Föderation vom Roten Kreuz und Roten Halbmond bittet in ihrem "Aid Appeal" um umgerechnet 3,67 Mio. Euro. Diese frühen Aufrufe sind wichtig: erstens, weil die Hilfe tatsächlich schnell anrollen muss. Zweitens, weil das Gedächtnis von Spendern, Staaten und Unternehmen kurz ist. Um Geld muss gebeten werden, solange die Krise noch frisch ist.

Schon trudeln die ersten Zusagen ein. Australien hat Vanuatu 5 Mio. US$ versprochen, die Niederlande 500.000 €. Die Nachbarinsel Fiji versprach Gebete, und die Seychellen - wie Vanuatu eine Inselrepublik - immerhin 100.000 US$. Und auch die ersten Unternehmen haben Hilfe zugesagt. Die Deutsche Telekom etwa will 50.000 € "schnelle Hilfe" überweisen.

Doch ob diese Summen alle fließen werden? Die Erfahrungen aus der Vergangenheit lassen mich zweifeln.

Anfang 2010 verwüstete ein schweres Erdbeben Haiti. Die Lage dort war ähnlich verheerend wie heute auf Vanuatu, wenn nicht schlimmer. In einem der ärmsten Länder der Welt stand praktisch kein Stein mehr auf dem anderen.

Fast fünf Milliarden Euro versprachen Geber damals bei einer großen Konferenz. Ein halbes Jahr später waren weniger als zwei Prozent ausgezahlt, wie eine Recherche von CNN damals zeigte. Die USA und Venezuela, die beide jeweils mehr als eine Milliarde versprochen hatten, hatten überhaupt nichts überwiesen.

Bis heute sind die versprochenen Hilfen nicht zusammengekommen, sagen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Es glaubt auch niemand mehr, dass sie noch kommen.

Erdbebenopfer leben bis heute in Notunterkünften oder in Blechhütten, weil sie belogen wurden - und mit ihnen die Weltöffentlichkeit die dachte, Haiti werde geholfen. Ich wünsche Vanuatu, dass das versprochene Geld auch ankommt.

Noch besser als ein frommer Wunsch ist Kontrolle. Genau das will ich mit meiner Recherche leisten.

Nach zwei Tagen sind bereits 15% zusammen. Danke allen, die dazu beigetragen haben. Helft mir, weiter die Werbetrommel zu rühren, damit wir am Ende erfolgreich sind!

14.12.2015

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Marc Engelhardt
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