Mit dem ersten Fundingziel (abzügl. Steuern u. Crowdfundingkosten) können wir alle geplanten Drehtage durchführen um einen ca. 45-minütigen Film zu realisieren.
Unter den Jugendhausbesuchern ist eine heftige Diskussion ausgebrochen: soll das Haus für den geplanten Elternabend tipptopp aufpoliert, oder aber den Eltern ein realistischer Alltagseindruck vermittelt werden? Die Realisten setzten sich durch und fielen abends auf die Nase. Die Diskussion drehte sich nicht um das angesetzte Thema „Sommerfreizeit“ (...), sondern um Dreck, Sauerei, Verwahrlosung...
- Aus: Hören was die Jungen sagen - Begegnungen im Jugendzentrum, Sigmund Kripp - 1984
Die Innsbrucker MK, die Marianische Kongregation am Jesuitenkolleg, war in den 70er-Jahren das größte Jugendzentrum Europas. Zu Spitzenzeiten zählte es an die 1.500 Mitglieder, Kinder und Jugendliche aus der Tiroler Landeshauptstadt und der nächsten Umgebung. Aufgebaut hat es der Jesuitenpater Sigmund Kripp, der die MK 1959 als 29-Jähriger übernommen hatte, und mit dem John F. Kennedy-Haus jungen Menschen eine zweite Heimat, eine zweite Familie gab. Und der mit seinen für die damalige Zeit unkonventionellen, ja ketzerischen Methoden in den Konflikt mit der Amtskirche geriet und im Mittelpunkt eines der größten Kirchenskandale in der Geschichte Tirols stand.
Doch was machte dieses Jugendzentrum so anders? Warum wurde es zum Wohnzimmer einer ganzen Generation Innsbrucker Jugendlicher? Und welchen Einfluss hatte diese Zeit und diese Erfahrungen auf das spätere Leben der Erwachsenen? Eine Generation von Gymnasiasten und Hochschülern, die frei von indoktrinierten, politischen Ideologien aufwuchs und später Schlüsselpositionen in der Stadtverwaltung, Landesregierung und Kunst- und Kulturszene einnahmen. Wie haben Sigmund Kripp und die MK das spätere Gesicht und die Geschicke einer gesamten Stadt verändert?
Träger des Jugendzentrums MK war und ist der Jesuitenorden. Dieser hat in Erziehung und Ausbildung den Hauptschwerpunkt seiner Tätigkeit. Dabei vertritt der Orden ein Erziehungs- und Bildungskonzept, welches sich als grundsätzlich unpolitisch versteht. Allerdings ist es für den Orden essenziell, religiösen Einfluss auf die Jugendliche zu bekommen. Erziehungserfolge misst man an religiösen Kriterien: Sakramentenempfang, eheliche Treue, Eintreten für die Amtskirche, Einhaltung kirchlicher Sexualnormen...
Sigmund Kripp findet für die Jugendarbeit im Innsbrucker Kennedy-Haus einen neuen Ansatz: Die Jugendlichen sollen sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzen, sie sollen die Konsequenzen ihres Handelns erfahren. Dabei soll das Team der MK ihnen zur Seite stehen, sie ihnen aber nicht ersparen. Damit gerät Kripp allerdings in Konflikt mit dem Innsbrucker Establishment, allen voran dem Bischof der Diözese, Dr. Paul Rusch.
Wir sprechen mit Alt-MKlern, mit Architekten, Ärzten, Schauspielern und Beamten der Stadt- und Landesregierung. Wie hat die MK ihre Teenagerzeit geprägt und ihr späteres Erwachsenenleben nachhaltig beeinflusst? Wie haben sie Sigmund Kripp, Religion und die Kirche wahrgenommen?
In einem weiteren Teil sprechen wir dazu mit Kirchenvertretern, Politikern, Pädagogen und Alt-MKlern über diese Zeit der sich zuspitzenden Konflikte zwischen Rusch und Kripp.
Wir wollen mit diesem Film in einer zunehmend ichbezognenen Gesellschaft den Geist und die Motivation dieser Generation des Umbruchs näher bringen. Einer Generation, die im Begriff war, Glauben und Ideale ihrer Eltern abzustreifen und eine ganz eigene Vorstellung von Leben und Gesellschaft entwickelte.
Die MK hat in der Stadt Innsbruck und dem konservativen Tirol zu jener Zeit für Diskussionsstoff gesorgt, Gemüter erregt und für Aufsehen gesorgt. Ein wertvolles Stück Zeitgeschichte, welches exemplarisch für den gesellschaftlichen Umbruch durch die 68er-Bewegung in Österreich steht.
Zum aktuellen Zeitpunkt sind knapp 3/4 des Projektes durch
Eigenmittel (1/4), Kultur Tirol (1/4) und Stadt Innsbruck (knapp 1/4)
finanziert. Um die geplante Anzahl von Drehtagen durchführen zu können, benötigen wir noch zusätzliches Kapital. Zudem ist es notwendig, umfangreiches Archivmaterial aus den 60er und 70er Jahren zu digitalisieren, was ebenfalls mit erheblichen Kosten verbunden ist.
Wildruf Film mit Bernhard Holzhammer als ausführendem Produzenten und Marc Brugger in der Regie. Gefördert von der Stadt Innsbruck und dem Land Tirol.
Produktionsteam
UID: ATU63968807