Das Manuskript - Fertig!
Was für eine Erleichterung. Gestern habe ich endlich den letzen Satz des Manuskripts geschrieben.
Weil die Fertigstellung des Buchs so viel länger dauert als geplant, hat für einige von euch die letzte Saison mit dem Abstieg die Geschichte des Buch überholt. Das verstehe ich völlig. Die letzte Saison hat mir zwischendurch das Schreiben noch schwerer gemacht, als es ohnehin der Fall war.
Doch nun komm ein großes ABER - mit dem ihr auch verstehen werdet, warum das Schreiben immer wieder länger gedauert hat, als ich es mir habe bei allen Zwischenständen jeweils vorstellen können. Buchprojekte gewinnen ein Eigenleben, sobald man mit ihnen anfängt. Dieses Eigenleben gibt es, weil mit jedem Satz, der geschrieben wird, eine Geschichte auch eine innnere Notwendigkeit entwickelt. Etwas, liegt immer in der Geschichte, was der Autor vorher noch nicht wusste.
Obwohl ich zu Beginn wusste und es auch sagte, was beim MSV in den zwei Jahren vom Sommer 2013 bis zum Mai 2015 geschah, ist auch eine Geschichte für Duisburg, war mir vorher nicht klar, wie bedeutsam für mich eine als wahr empfundene Erzählung über diese Zeit gewesen ist.
Für mich ist die Erzählung über die zwei Jahre nicht eine ureigene Geschichte des MSV Duisburg. Für mich beinhalten diese zwei Jahre eine gute Geschichte über Duisburg, in der der sportliche Erfolg des Aufstiegs ein spätes, schönes Ende ist. Duisburg erzählt nicht viele gute Geschichten über sich. Die Rettung des MSV ist eine gute Geschichte, die durch den Abstieg ein Jahr nach dem Aufstieg in keiner Weise geschmälert wird.
Wie gesagt, ich verstehe den anderen Blickwinkel, wenn man nur den Sport betrachtet. Ich bin mir auch nicht sicher, ob dieser Sport bei der Lektüre nicht letztlich doch die Oberhand gewinnt. Dennoch habe ich versucht, dieses komplexe Geschehen der Rettung emotional nacherlebbar zu machen. Damit klar wird, welch große Leistung Menschen vollbracht haben, die trotz sehr unterschiedlichen Meinungen, Haltungen und Einstellungen über alle mögliche Dinge und insbesonder über den MSV zusammen fanden.
Diese Rettung ist für mich ein Bild für das Funktionieren von Gesellschaft. Auf allen Ebenen - ob Fans, ob Funktionäre, ob Gläubiger - wurde dazu beigetragen, ein Ziel zu erreichen. Und alle haben dafür Abstriche in ihrem normalen Alltag gemacht. Viele sind Risiken eingegangen. Mir ist schon in dieser Krisenzeit klar gewesen, wie reduziert der Journalismus - selbst in neutraler Berichterstattung, ohne polemischen Beiklang - über das Geschehen berichtete, wie verkürzt der Blick sein musste. Entsprechend schlecht kamen die Verantwortlichen beim MSV oft weg.
Immer wichtiger wurde mir also beim Schreiben meine als Wahrheit wahrgenommene Erzählung über diese komplizierte Abwicklung des Schuldenschnitts. Das einigermaßen lesbar hinzubekommen und meine "Wahrheit" dabei nicht zu verfehlen war die große Schwierigkeit beim Schreiben.
Kurzum, der Sport ist das eine, und wie gesagt, ich verstehe jeden, der dieses Buch nur als Teil einer sportlichen Geschichte lesen kann. Eigentlich habe ich sie vor Beginn des Schreibens eben schon auch als mehr empfunden. Was das bedeutet und welche Schwierigkeiten sich daraus ergeben, ist mir erst beim Schreiben klar geworden.
