Künstler des Multiphonics Festivals 2015 Three Seasons feat. Annette M
Drei Jahreszeiten: Sommer / Godard / Bebelaar, special guest Annette Maye (cl,bcl)
Der Jahreszeitenzyklus strukturiert unser Leben und jede Jahreszeit hat ihre Eigenheiten, mit denen sie das Jahr prägt. Jede steht, genauso wie die drei Solisten ganz alleine und unverwechselbar für sich. Gemeinsam lassen sie aber ihre künstlerischen Persönlichkeiten ineinander greifen, so wie die Jahreszeiten ineinander übergehen. So wie der Kälteeinbruch im Frühjahr und der spätsommerliche Herbsttag lassen die drei Musiker etwas neues entstehen. So ergibt sich aus dem außergewöhnlichen Trio (Schlagzeug – Tuba – Klavier) ein neuer Klang, in dem die Aufgaben des fehlenden Basses, von allen gleichermaßen übernommen werden. Eben dieser Ausnahmezustand verleiht der Gruppe Ihren Namen: Rhythmusgruppe ohne Bass – Eben DREI JAHRESZEITEN:
Der ehemalige Baden-Württembergische Jazzpreisträger Patrick BebBebelaar und der wohl bekannteste Jazztubist Europas, Michel Godard haben bereits seit vielen Jahren ihr Zusammenspiel entwickelt, das mit der Duo-CD „Dedications“ seinen bisherigen Höhepunkt gefunden hat. Nachdem auch Godard seit einigen Jahren mit dem Gründungsmitglied des Zentralquartetts, Günter "Baby" Sommer im Duo auftreten, entstand die Idee zu einem gemeinsamen Trio. Im September 2014 erschien auf HGBS das Album „Three Seasons“, welche nun in mehreren Tourzeiträumen 2015 vorgestellt wird. Für das Multiphonics Festival 2015 wurde Annette Maye als Special guest auf Klarinette und Bassklarinette eingeladen. Die ehemalige Trägerin des SWR-Weltmusikpreises beschäftigt sich schon seit längerem mit frei improvisierter Musik, wie z.B. im Multiple Joyce Orchestra, Norbert Steins Pata Poetry Orchestra oder im Duett mit Paul Hubweber. Michel Godard begegnet sie derzeit häufiger mit Ensemble FisFüz.
Günter Baby Sommer ist einer der bedeutendsten Vertreter des zeitgenössischen europäischen Jazz, welcher mit einem hoch individualisierten Schlaginstrumentarium zugleich eine unverwechselbare musikalische Sprache entwickelt hat. Sein musikalisches Werk beinhaltet Beiträge zu den wichtigsten Jazzgruppen der DDR, wie dem Ernst-Ludwig-Petrowksy-Trio, dem Zentralquartett und der Ulrich Gumpert Workshop Band. Sommer traf mit so wichtigen Spielern wie Peter Brötzmann, Fred van Hove, Alexander von Schlippenbach, Evan Parker und Cecil Taylor zusammen. Sommers Solospiel prädestinierte ihn für Kollaborationen mit Schriftstellern wie Günter Grass. Seine Diskografie umfasst über 100 veröffentlichte Audio-Datenträger. Als Professor an der Musikhochschule in Dresden nimmt er Einfluss auf die professionelle Vermittlung des zeitgenössischen Jazz an die nachfolgenden Generationen.
Michel Godard ist einer der profiliertesten europäischen Jazzmusiker, der auf der Tuba mehr-stimmige Spieltechniken einsetzt, auch zeitgenössische und Alte Musik spielt und dies in sehr unterschiedlichen Ensembles und Besetzungen. Aktuell spielt Godard u.a. in der Gruppe des aus dem Libanon stammenden Oud-Spielers Rabih Abou-Khalil und einem Quartett mit dem amerikanischen Tuba-Virtuosen Dave Bargeron. Seine CD „Castel del Monte“ machte ihn auch als Bandleader weltweit bekannt. Die ZEIT titelte einen ganzseitigen Artikel über ihn »Die Tuba und ihr größter Virtuose: Der Franzose Michel Godard bringt selbst Elefanten zum Fliegen«.
Patrick Bebelaar wurde im Jahr 2000 mit dem Jazzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Er komponierte im Auftrag der Internationale Bachakademie (2002, 2005, 2008), des Deutschen Literatur-archivs, der Stadt Esslingen u.v.a., arbeitet seit vielen Jahren mit internationalen Kollegen wie Joe Fonda, Gavino Murgia, Herbert Joos, Günter Lenz, Pandit Prakash Maharaj, Mike Rabinowitz. Spartenübergreifend trat er mit Schriftstellern wie Peter O. Chotjewitz, Peter Härtling, Oskar Pastior, Adonis auf. Konzertreisen führen ihn immer wieder nach Indien, Südafrika, Russland, in die USA, Dubai und natürlich durch Europa. Bebelaar gehört zu den wichtigsten kreativen deutschen Pianisten und wurde schon mehrfach zu den besten deutschen Vertretern dieses Instruments gezählt (BNN, 2012). Wie er in zahlreichen Veröffentlichungen der Fachpresse und Interviews immer wieder betont, war ihm die zielstrebige Entwicklung eines eigenen, ihn authentisch vertretenden Stils stets wichtiger, als die Bedienung kommerzieller Trends. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete ihn einst als einen der zehn meist unterschätzten deutschen Jazzmusiker.