Ich höre über Lautsprecher eine Wegbeschreibung aus Beirut, eine Bombe schlägt ein und doch befinde ich mich vor einem riesigen Wolkenkratzer in Frankfurt am Main - der Weg wird abgeschnitten.
My Imaginary Cities ist ein auditiver Stadtrundgang, der die Geschichten über die Traumata einer Stadt erforscht. Die Erzähler_innen des Stadtrundgangs sind Blinde und Sehbehinderte, von denen wir andere Formen der Wahrnehmung von Stadtraum erlernen möchten, um uns dort zu orientieren, wo uns die Orientierung verloren gegangen ist.
My Imaginary Cities erlebt Geschichten anhand von Wegen in zwei Städten. Der auditive Stadtrundgang lässt zwei Städte miteinander kollidieren und schafft so eine imaginäre dritte Stadt.
Wir fragen nach dem Trauma der Stadt, dem Krieg und der Wirtschaftskrise.
My Imaginary Cities wird zwischen den Institutionen der Kunst, der Institutionen der Stadt und zwischen Blindenvereinen, -schulen und Verbänden realisiert. Wir hoffen damit nützliches Wissen zu generieren und involvieren Institutionen in Beirut und Frankfurt a.M., die üblicherweise nicht daran beteiligt sind, in die setzende und definitorische Arbeit am kollektiven Gedächtnis, .
Das Projekt My Imaginary Cities zielt in einer Zeit der unablässigen Traumatisierungen auf eine inklusive Erfahrung des öffentlichen Raums.
Die beiden Städte Beirut und Frankfurt a.M., die zunächst die Vergangenheit (hier kommen wir her) und die Zukunft (hier gehen wir hin) unseres künstlerischen Schaffens darstellen, werden zur Grundlage einer methodischen Forschung an deren Ende ein einstündiger Audiowalk mit dem Titel My Imaginary Cities stehen soll.
Wir zielen auf einen Audiowalk, der die Erfahrung von Stadt, Erinnerung und Entzug einem breit gefächerten Publikum zugänglich macht. Das Publikum soll eine klanglich inszenierte Stadt begehen und gänzlich anders imaginieren, sowie zur Reflexion über die Geschichtlichkeit und die strukturellen Begebenheiten des öffentlichen Raumes, eingeladen werden.
Gleichzeitig zielt My Imaginary Cities auf eine internationale Vernetzung von Blindenorganisationen und Vereinen über den europäischen Raum hinaus ab. Das Modell kann auf zahlreiche weitere Städte angewandt werden um ein Archiv aus Erinnerungen, Ereignissen und Traumata zu sammeln, damit diese in zukünftigen Audiowalks vielfältig kombiniert werden können. Über eine Internetplattform sollen Menschen die Möglichkeit haben sich eine Stadt auszusuchen, die sie in ihrer Stadt begehen möchten. Dadurch können Audiowalks individualisiert werden.
Welche Stadt auch immer ich begehen möchte, das My Imaginary Cities - Archiv soll es möglich machen!
Wir laden alle Menschen, die Lust haben auf eine andere Erfahrung des Stadtraums, und die sich für eine andere Form der Erfahrung von Konflikten, Traumata, Geschichtsereignissen interessieren, herzlich ein, mit uns den Audiowalk Ende März 2014 in Frankfurt a.M zu begehen.
Wir hinterfragen den im Stadtraum fast ausschließlich visuellen Zugang zu Stadt und Geschichte! Wir suchen nach anderen Orientierungsmöglichkeiten in einer Zeit in der uns die Orientierung verloren gegangen ist!
Geschichte wird vornehmlich von Sehenden für Sehende gemacht. Dies wird auch in der vor allem auf Bildern fokussierten medialen Aufbereitung erkennbar. Indem wir mit blinden Menschen und ihrer spezifischen Wahrnehmung arbeiten, wird die allgemeine Wahrnehmung der Stadt verfremdet - die Stadt ist für das Auge gemacht – und erzeugt dadurch Staunen und Neugierde. Blinde Akteure, sollen in My Imaginariy Cities andere Sinneswahrnehmungen in den Vordergrund rücken.
Der Zugang blinder und sehbehinderter Menschen zum öffentlichen Raum soll zur Schablone für Richtung, Geschwindigkeit und Rhythmus der Stadtbegehung werden. Im Audiowalk sollen durch die Überlagerung zweier unterschiedlicher Städte, die routinierten Bewegungsabläufe durch die Stadt verändert werden und dadurch die Möglichkeit einer Lücke eröffnet werden, in der Traumata aufscheinen können. Das Staunen über den neu entdeckten Stadtraum soll dazu motivieren, Zusammenhänge anders zu denken.
Es wird genutzt um die Vernetzung von libanesischen und deutschen Blindenvereinen so zu organisieren, sodass am Ende ein, für die Öffentlichkeit begehbarer, Audiowalk entsteht. Das Geld wird zur Realisierung des umfangreichen Projektvorhabens verwendet, dazu gehören Reisekosten, Anschaffung von Audioequipment, Kosten für die Erstellung und Betreibung der Webpräsenz (Website und App), Bezahlung der Sprecher_Innen sowie Editing, Layout und Druck der Publikation und natürlich künstlerische Produktion, Ausgestaltung und Umsetzung des Audiowalks.
Wir, ongoing project (Alexander Bauer, Alma Wellner Bou, Chris Herzog, Jasmin Jerat, Ferdinand Klüsener, Triada Kovalenko) arbeiten in My Imaginary Cities in Kooperation mit internationalen soziokulturellen und künstlerischen Einrichtungen zusammen: kunstrasen giessen e.v. , Ashkal Alwan in Beirut, libanesischen und deutschen Blindenvereinen.
ongoing project ist ein imaginäres Kollektiv, das eine Reihe von Performances, Installationen, Happenings und anderen nichtregistrierten Produktionen herausgibt. Kalkulation, Rechnungsführung, Öffentlichkeitsarbeit, Ausstattung, Vertrieb usw. machen wir gemeinsam, d.h. im arbeitsteiligen Zusammenhang mit den Arbeiten, die aus der künstlerischen Produktion entstehen. Selbstagitation und Erarbeitung der Grundlagen der Verständigung sind bei uns verbindlicher Bestandteil der Kollektivarbeit. Unsere Arbeiten sollen zur Klärung des Kunstbegriffs beitragen, und damit Theorie- und Strategiebildung fördern, deren jede revolutionäre Praxis bedarf. ongoing project ist kein Profitunternehmen.
kunstrasen giessen e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 2003 zur Förderung von Studierenden der Angewandten Theaterwissenschaft und Alumni gegründet wurde. kunstrasen giessen e.V. möchte eine Plattform zur Erforschung der gesellschaftlichen Bedeutung von Kunst bieten.
ongoing project