Mit 1.500 € können wir die Zeitschrift auf jeden Fall realisieren, ggf. in kleinerer Auflage und unter Qualitätseinbußen.
Die Zeitschrift Narthex. Heft für radikales Denken wurde 2014 gegründet. Sie erscheint jährlich und wird im gesamten deutschsprachigen Raum vertrieben. Der Name „Narthex“ bezieht sich dabei auf den Prometheus-Mythos: Der Sage nach entwendete der Titan das von Zeus den Menschen vorgehaltene Feuer mit einem Stängel des Riesenfenchels (griechisch eben: „Narthex“). Dies ist eine Urszene der Aufklärung und des Humanismus, denn das Feuer ist die den Menschen aus dem Tierreich heraushebende Innovation. Es steht symbolisch für den menschlichen Geist und seine Schöpferkraft; sein Raub symbolisiert den Kampf gegen feudale Willkürherrschaft. Das Feuer steht jedoch auch für die Schattenseite eines einseitigen Aufklärungsprozesses, der nicht mehr an die „Materie“ (das „Brennmaterial“ gleichermaßen) rückgebunden ist. Wir sehen uns somit in der Tradition einer Reflexion über die „Dialektik der Aufklärung“, wie sie im 19. Jahrhundert etwa Nietzsche und Marx, im 20. – an sie anknüpfend – die Vertreter der „Frankfurter Schule“ und des „Post-Strukturalismus“ betrieben.
Unsere mittlerweile fünfte Ausgabe soll sich dem Thema der „personalen Authentizität“ widmen, ein Thema, das in aller Munde ist, aber selten wirklich gründlich durchdacht wird. Der Inhalt des Heftes steht bereits weitgehend fest.
Folgende sechs Artikel werden sich dem Thema ausgehend von bestimmten Klassikern des Authentizitätsdiskurses aus einer teilweise eher historisierenden, teilweise aktualisierenden Perspektive nähern:
Drei Artikel widmen sich dem Problem der Authentizität eher ohne die Vermittlung durch eine bestimmte klassische Position:
Des Weiteren werden wir erstmalig ein Interview, das der bedeutende Authentizitätstheoretiker Charles Taylor auf Englisch zu dem Thema geführt hat, ins Deutsche übersetzen.
Zwei weitere Texte von Corinna Schubert und Gary Shapiro werden sich zudem mit unserem Maskottchen, dem Eisvogel (griechisch: „Halkyon“), beschäftigen und seiner philosophischen Botschaft.
Der Begriff der „Authentizität“ bedeutet so viel wie „Echtheit“. Zu unterscheiden sind dabei drei Dimensionen:
a) Wie erscheine ich anderen?
b) Wie bin ich für mich selbst? (D. h.: Was ist mein Selbstverständnis?)
c) Wie bin ich wirklich (unabhängig von allen Selbst- und Fremdzuschreibungen)?
Hält man sich diese drei Ebenen und ihre mannigfaltigen möglichen Wechselbeziehungen vor Augen, erkennt man schnell, wie spannend und problematisch der Begriff der personalen Authentizität zugleich ist. Meistens bezieht sich die Skepsis dabei auf die Frage, ob es die Ebene c) überhaupt gibt. Und wie könnte, wenn es sie gäbe, zwischen allen drei Ebenen jemals eine Einheit bestehen?
Im allgemeinen Diskurs wird entweder so getan, als sei der Begriff der Authentizität vollkommen unproblematisch – man assoziiert ihn etwa mit Bildern wie dem „kernigen Mann vom Lande“ oder dem „unschuldigen Mädchen“ – oder er wird, teilweise sehr polemisch, abgewertet, weil mit der Behauptung von etwas „Echtem“ stets die Abwertung des „Unechten“ verbunden sei.
Diese Debatte erhält insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Diskussion um „Identität“ eine neue Relevanz. Die Konzepte der „Identität“ und „Authentizität“ scheinen dabei eng miteinander verknüpft zu sein: Rechte meinen etwa, die Echtheit der abendländischen Identität gegen fremde Störungen verteidigen zu müssen, Linke kritisieren beispielsweise weiße Männer, die über das Leid von Schwarzen und/oder Frauen sprechen, da diesen die nötige authentische Erfahrung fehle.
Generell kommt heute der Authentizität von Politikern in der Debatte ein bemerkenswerter Stellenwert zu. Donald Trump wird etwa eine besondere Authentizität attestiert, die ihn gegenüber der „streberhaften“, „gekünstelten“ Art Hillary Clintons auszeichne; grünen Politikern wirft man vor, nicht wirklich authentische Klimaschützer sein zu können, wenn sie häufig das Flugzeug für Dienstreisen benutzen.
Der Blick in die Geschichte und die philosophischen Reflexionen können dabei helfen, zu verstehen, woher diese Intuitionen eigentlich kommen, was ihre Berechtigung und was ihre Grenzen sind. Hervorzuheben ist dabei insbesondere, dass es einen anderen, existenzphilosophischen Begriff von Authentizität gibt, der mit dem allgemeinen Begriff von ihr nur wenig zu tun hat. Denker wie Sartre, Nietzsche oder Kierkegaard etwa erblickten die Authentizität gerade nicht in einer identitären Abschließung, sondern in der Anerkennung der wesentlichen Offenheit des Menschen, der Sartre den Namen „Freiheit“ gab. Diesen existenzphilosophischen Begriff halten wir für bis heute sehr aktuell, weil er dazu taugt, krude Vorstellungen von Authentizität zu kritisieren. – Wobei natürlich gefragt werden muss, inwiefern der existenzphilosophische Begriff nicht bis zu einem gewissen Grad in den Problemen des populären befangen bleibt.
Das Ziel unseres Heftes ist es mithin nicht, eine klare Antwort zu präsentieren, was Authentizität sei, sondern eher unterschiedliche, mitunter widersprüchliche Perspektiven auf dieses Problem nebeneinander zu halten. Unsere Zielgruppe sind alle, die sich für den Problemkomplex Identität/Authentizität interessieren und darüber mehr lernen wollen.
Wir sind leider noch immer weit davon entfernt, uns durch unsere Verkäufe refinanzieren zu können und auch die HARP ist noch ein sehr kleiner Verein, der nur über wenige Eigenmittel verfügt. Wir sind ein Nischenprojekt, das sich irgendwo zwischen akademischer Philosophie, außerakademischem Denken und linker Gesellschaftskritik bewegt – dafür Fördergelder zu gewinnen, gestaltet sich oftmals sehr schwierig.
Wir sind jedoch trotzdem davon überzeugt, dass unser Projekt gerade aufgrund dieses einmaligen Charakters einen hohen Gebrauchswert generiert – für unsere Leserinnen und Leser, aber auch für die Gesellschaft insgesamt, da wir brisante Themen in einer Art und Weise und einer diskursiven Offenheit unter Wahrung eines hohen Niveaus ansprechen, die anderswo so nicht gegeben ist.
In vier Worten: Wir drucken das Heft.
Die Produktion des Heftes wird insgesamt etwa 4.000 € kosten, davon entfallen jeweils etwa 1.900 € auf das Honor für den Layouter und den Druck sowie weitere 200 € auf Zusatzkosten für Versand, Reisekosten, Verpackung u. ä. Die Hälfte davon wollen wir durch diesen Crowdfundingcall akquirieren, nachdem bereits unsere letzte Kampagne sehr erfolgreich gewesen ist - die andere Hälfte durch Heftverkäufe und Drittmittel. Sammeln wir 2.500 €, werden wir das Heft in besserer Druckqualität und eventuell höherer Auflage drucken können. Sich eventuell ergebende Überschüsse werden wir zu 100 % in die Arbeit an kommenden Ausgaben stecken.
Herausgeberin der Narthex ist die Halkyonische Assoziation für radikale Philosophie, ein überregionaler Zusammenschluss von Philosophieinteressierten, der sich 2014 gegründet hat und bislang v. a. im Rhein-Main-Gebiet aktiv gewesen ist, aber auch in Leipzig und Freiburg. Seit Anfang dieses Jahres 2019 ist die HARP ein eingetragener Verein.
Du erfährst über uns mehr auf unserer Internetseite (dort warten auch weitere Informationen zu den vergangenen Ausgaben des Hefts; die Ausgaben 1, 2 und 3 gibt es dort kostenlos zum Download, das Heft 4 kann man bestellen) sowie unserem Blog.
Die Redaktion der Narthex umfasst gegenwärtig sechs Personen. Wir sind ein sehr gemischter Kreis. Zwei von uns (Paul Stephan und Helen Akin) promovieren in der Philosophie, einer (Mike Rottmann) in der Germanistik. Die drei anderen (Roman Schmidbauer, Alexander Görlitz, Mandus Craiss) gehen unterschiedlichen Beschäftigungen nach.
Für das Layout holen wir uns seit dem zweiten Heft jemanden Externen hinzu, der, im Gegensatz zu allen anderen, gegen ein Honorar arbeitet. Das ist seit der vierten Ausgabe das Kollektiv Gegenfeuer.
Darüber hinaus unterstützt uns ein konstanter Kreis fleißiger Korrekturleser und sonstiger Helfer, dem wir nicht genug danken können.
Redaktion der Narthex
Die Halkyonische Assoziation für radikale Philosophie wurde 2014 gegründet, seit Anfang 2019 existiert sie als eingetragener Verein, dem man auch beitreten und uns dadurch unterstützen kann. Alle Vereinsmitglieder erhalten die Narthex kostenlos zugeschickt - aber die HARP macht noch viel mehr als die Zeitschrift, schaut einfach mal auf unserer Internetseite vorbei.
Das Titelbild und das Vorschaubild der Kampagne hat uns freundlicherweise die Künstlerin Deborah Bergner zur Verfügung gestellt.
In der Beschreibung der Fundingziele ist uns ein kleiner Fehler unterlaufen: Es müssen natürlich jeweils 500 € mehr sein. Wir haben da einfach die Angaben vom letzten Jahr übernommen, als wir noch etwas weniger Geld benötigten. Lasst euch davon bitte nicht irritieren.