Exkursion nach Yokohama
Nach zahlreichen Kinobesuchen in den letzten Tagen bot sich heute für die meisten von uns eine willkommene Abwechslung: Während Marion und Martin heute Termine bei NHK und Unijapan hatten, führte mich mein Weg nach Yokohama um die Tokyo University of the Arts zu besuchen. Seit einigen Jahren kooperieren wir mit der TUOA indem wir ausgewählte Abschlussfilme in unserem Festivalprogramm präsentieren. Auch der diesjährige Animationsworkshop mit Yuichi Ito ist ein Resultat unserer Zusammenarbeit.
Nach meiner Ankunft wurde ich vom Assistenzprofessor Hiromitsu Murakami über den Campus geführt. Das Hauptgebäude – eine ehemalige Bank, in der die immer noch vorhandenen Tresore nun als Abstellkammern fungieren – beherbergt den Fachbereich für Film, in dem der bekannte Kiyoshi Kurosawa unterrichtet. Die Eingangshalle diente Kurosawa auch als Drehort für seinen Film „Tokyo Sonata“.
Einen ausführlicheren Einblick bekam ich in den Fachbereich für Animation. Hier werden zwei Klassen mit insgesamt etwa 30 Studenten unterrichtet. Professoren sind unter anderen Yuichi Ito und der Oscar-nominierte Koji Yamamura, die beide schon unser Festival besucht haben. Die Studenten arbeiten im Fachbereich in jeweils nicht einmal 2qm großen Bürozellen (siehe unten) an ihren aktuellen Filmprojekten und auch Yuichi Ito hat sein eigenes Animationsstudio auf dem Campus.
Ein Einblick Yuichi Itos Studio stellte auch, nach einem gemeinsamen Mittagessen und einem Gespräch über unsere weitere Zusammenarbeit, den Abschluss meines Besuchs dar. Ito zeigte mir dort seine zahlreichen Puppen und Knetfiguren, die für seine Stop-Motion-Filme zum Einsatz kommen.
Für touristische Unternehmungen in Yokohama war jedoch keine Zeit, weshalb ich mich am Nachmittag wieder zurück nach Tokio begeben habe, da dort die nächsten Screenings anstanden. Jeweils in letzter Minute konnte ich mir noch Tickets für den neuen Film von Yoji Yamada, sowie für den Anime „Garakowa – Restore the World“ sichern. Yamada wohl ist einer der produktivsten japanischen Regisseure und dreht selbst im Alter von mittlerweile 84 Jahren fast jedes Jahr einen Film. Bei der heutigen Vorstellung – laut Yamada die erste öffentliche Vorführung - konnte er deshalb auch nicht anwesend sein, da er bereits mit der Fertigstellung seines nächsten Films beschäftigt ist.
Das Screening von „Garakowa“ hingegen hatte die Besonderheit, dass ich der einzige nicht-Japaner im Publikum war, weshalb die Dolmetscherin sich, anstatt für alle zu übersetze, neben mich setze und mir die Ausführungen der Synchronsprecher und des Regisseurs simultan übersetzte.
Morgen fahren Marion, Martin und ich nach Kamakura. Was genau wir dort tun werden, könnt Ihr Morgen hier nachlesen.