Im ersten Akt sucht Carol John in seinem Büro auf. Sie sei frustriert und verstünde den Stoff nicht, beteuert aber, ihn verstehen zu wollen und bittet John um Hilfe. Eine wirkliche Unterhaltung findet nicht statt, John hört Carol kaum zu. Es bleibt zweifelhaft, ob sein Mitgefühl aufrichtig ist. Weil er sie aber „mag“, bietet er ihr an, sich privat mit ihr zu treffen, um den Lehrstoff zu wiederholen. Er würde daraufhin ihre Arbeit mit der Bestnote bewerten. Als Carol zunehmend daran verzweifelt, dass sie sich außer Stande sieht den Unistoff zu begreifen, legt ihr John die Hand auf die Schulter.
Ständig klingelt das Telefon. John muss mit seiner Frau die Kaufformalitäten für sein neues Haus koordinieren. Seine anstehende Ernennung zum Professor auf Lebenszeit hat ihm dazu verholfen.
Als John im zweiten Akt Carol erneut zu sich ins Büro ruft, hat sie – von einer nicht näher definierten Gruppe unterstützt – eine Beschwerde bei der Berufungskommission wegen sexueller Belästigung eingereicht. John sieht seine anstehende Ernennung und somit seine berufliche und private Existenz in Gefahr und stellt Carol zur Rede. Die Situation eskaliert und John hindert Carol gewalttätig daran, sein Büro zu verlassen.
Carol fordert John bei einem weiteren Treffen im dritten Akt auf, eine Liste Lehrbücher aus dem Literaturkanon zu streichen. Außerdem solle er öffentlich eine Erklärung verlesen, in der er sich dafür entschuldigt, als Professor versagt zu haben. Im Gegenzug würde Carol die Anklage mildern, die in der Zwischenzeit den Begriff der „Vergewaltigung“ enthält. John sieht sich so unter Druck gesetzt, dass es erneut zu einem brutalen Übergriff von ihm auf Carol kommt. Von den Schlägen wenig beeindruckt, insistiert Carol auf ihre Forderungen.
David Mamet ließ sich für das Stück Oleanna durch den Hill-Thomas-Fall inspirieren, bei dem Anita Hill ihren Vorgesetzten Clarence Thomas der sexuellen Belästigung beschuldigt hatte. Er war zu der Zeit Kandidat für den U.S. Supreme Court.
Student_innen, Schüler_innen, Lehrer_innen, Schauspieler_innen. Feminist_innen, Machos und Frauenversteher_innen. Menschen in Arbeitsverhältnissen, in denen das persönliche Du und das berufliche Sie verschwimmen. Und natürlich Fans des puren Schauspiels, Menschen, die die Intensität zur Bühne lieben und sich entführen lassen wollen in eine andere Welt.
Besonders wichtig ist uns auch, Menschen aus dem Stadtteil Wedding einzuladen und ihnen zu zeigen, was der Kiez kulturell alles drauf hat. Das liegt uns auch deswegen am Herzen, weil 3 unserer 4 Leute selber im Wedding wohnen.
Wir sehen die Inszenierung auch als Beitrag zu aktuellen medialen Debatten. Seien es die Fälle Kachelmann und Brüderle, seien es Diskussionen über die Frauenquote, sei es das "Yes means Yes" Gesetz oder Diskussionen über die Aktualität von Feminismus.
Die Feuilletons schrieben über bisherige Oleanna-Inszenierungen: frauenfeindlich, rassistisch, aber vor allem: politisch unkorrekt!
Wir aber finden: Da geht noch mehr! Denn das Stück ist auch ein bis ins kleinste psychologische Detail analysiertes Gespräch zwischen einer Studentin und ihrem Professor, an dessen Ende kein Guter oder Böser auf der Bühne steht, sondern nur die Macht des gesprochenen Wortes.
Mit unserer Inszenierung werden wir dem Stück die bisherige Täter-Opfer-Zuschreibungen entziehen und Zündstoff schaffen für alt geglaubte Denkmuster. Jede_r, die_der sich in ihrem Leben bisher mit den Themen Schuld, Macht, Machtmissbrauch, Frauen- und Männerrollen in unserer Gesellschaft beschäftigt hat, wird durch das Stück neue Impulse und Denkansätze bekommen.
In unserer Inszenierung liegt der Fokus in der Konfrontation der Zuschauer_innen. Wir möchten nicht nur abbilden, sondern dass ihr euch fragt: Was sind "typisch" weibliche und männliche Rollenverständnisse? Wie entsteht daraus Macht? Und wann verschiebt sich Macht und warum? Welche Ursache hat dabei eine Institutionen oder ein geschütztes System wie die Universität?
Mit dem Geld finanzieren wir
- die Miete für die Spielstätte "Alte Kantine Wedding"
- die Kosten für den Verlag für die Aufführungsrechte
- Kostüme
- Bühnenbild
- Maske
- Personalkosten für Licht/Ton und Kasse
Regie: Hans Hirschmüller, www.hans-hirschmueller.de
Regieassistenz/Produktion: Lara Deininger
Schauspiel/Produktion: Friederike Drews, www.friederikedrews.com
Schauspiel: Thomas Giegerich, www.thomasgiegerich.de
Wir bedanken uns sehr herzlich bei dem Verlag Jussenhoven & Fischer, bei dem Verein societyPlayers theater hautnah e. V., bei Martin Junge für die Kameraführung beim Teaserdreh, bei Jörg Vogel für die Unterstützung beim Videodreh und bei Christian Kesten für die Verwendung seiner Musik im Teaser.
Team Oleanna