Noch zu früh zum Endspurt? - Reiseblog zum Crowdfunding Teil VI
Ich sitze in meiner Küche, das Fenster sperrangelweit auf, der Regen stürzt in Kübeln herunter und prescht die letzten Holunderblüten von den Stauden zu Boden. Es riecht so kühl und süß herein, dass der Kaffee vor mir unberührt bleibt - denn ich will nur diesen Duft! Endlich Regen!
Ihr Liebsten, wir sind bei 71% des Fundingslevels angelangt. Der helle Wahnsinn! Da haben zwei Parteien unabhängig voneinander am gleichen Tag Gartenkonzerte gebucht und schwuppsdiwupps waren wir schon so viel weiter! Solche Momente sind ganz, ganz großartig!
Jetzt sind es also nur noch knapp 30%, die gewuppt werden müssen und das schaffen wir auch noch, da bin ich mir sicher. Sagt nochmal allen Bescheid. Das wird!
Ich mag das Konzept...
Dieser Morgen gehört nur mir. Mir und den kleinen grünen Zettelchen, die auf einem Haufen vor mir liegen. Darauf stehen die Titel der neuen Lieder. Ich schiebe sie immer wieder hin und her, horche in mich hinein, gehe die Anfänge und Enden der Lieder erneut und erneut innerlich durch, bis mir der Kopf schwirrt.
So, wie sie jetzt vor mir liegen, in dieser Reihenfolge, spiele ich sie nie. Aber auf dem Album werden die Ansagen fehlen, die einführenden Geschichten. Da müssen sich die Bögen selber spannen, die Stimmungen und Rhythmen die Hand geben, ohne, dass Wiederholungen entstehen oder Ungleichgewicht. Ein Lied muss dem nächsten den Boden bereiten.
Singles veröffentlichen ist einfach. Da steht jedes Lied für sich, hat seinen Raum und seine Daseinsberechtigung ohne Nebenbuhler. Auf einem Album konkurrieren die Lieder unter sich. Das macht die Sache komplizierter aber auch spannender. Es gibt bewährte Stukturen, so ist es nicht. Wenn man die Alben anderer Musiker:innen analysiert, kommt man schnell darauf, dass ein Album oft mit einem Kracher beginnt, die aussagekräftigsten Texte weit vorne zu finden sind, an vierter Stelle eine Ballade, um die aufgeheizten Gemüter zu beruhigen und nach hinten raus wird es sanftmütiger. Passt also LAUF DEINEN SCHUHEN NICHT DAVON an erste Stelle? Normalerweise vermutlich nicht. Aber dieses Mal mache ich trotzdem so und wir werden sehen, wie das ankommt.^^
Eine Stadt ohne Menschen, ein Dorf voller Menschen
Es ist seltsam, wie es bei den Konzerten manchmal aussieht. Man geht nach Merseburg an einem Freitag, die Stadt scheint wunderschön, aber tot und auch in den hübsch angelegten Biergarten finden nur sehr wenige Menschen. Die Besitzerin schüttelt traurig den Kopf und sagt: "Wenn alle so dächten wie ich, wäre es hier voll!"
Am Samstag dagegen, ein Ort im Nirgendwo, umgeben von Feldern, Naturschutzseen und Pferdekoppeln, ist der Laden voll und mir gegenüber surschitzen völlig begeisterte hessische Frauen und Männer und kaufen das kleine grüne Köfferchen leer. Was hat man ihnen versprochen? Dass sie eine weitbekannte, ostdeutsche, Prinzessin vor sich stehen haben?^^ Wie kommt es, dass man an einigen Orten so wenig und an anderen so viel Andrang bekommt? Ist das Marketing, sind das demografische, soziokulturelle Unterschiede, ist das West und Ost, Nord und Süd?
Irgendwann, in ein paar Jahren, kann ich diese Frage vielleicht beantworten. Aber eines ist schon jetzt klar: Die, die zu mir, zu den Konzerten, finden, die liebe ich. Und sie wiederum geben mir das Gefühl, als ginge es ihnen genauso. Solange das so bleibt, bin ich schon zufrieden.
Knutsch,
Paula
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