Dritter Logbuch Eintrag, 13. November 2014, Erde, Niederfinow
ENGLISH VERSION BELOW
Wie alles begann...
Erstmal ein fettes Dankeschön an alle Supporter, die uns bis jetzt unterstützt haben. Noch ist es ein gutes Stück Weg zu den nötigen 8.000 €, aber wir sind guter Dinge. Besonders freuen uns die Angebote diverser Menschen uns mit ihrem Wissen und Fähigkeiten zu unterstützen! Um euch die verbleibenden 30 Tage zu versüßen, gibt es hier im Blog immer wieder Hintergrundinfos und aktuelles zum Film. Und weil Weihnachten bald vor der Tür steht, schaut unsere Dankeschöns nochmal durch. Was gibt es schöneres als seine Familie zu radikalisieren ;-).
Nun aber zum Thema:
Das Projekt nahm seinen Anfang im Jahre 2008. Zufällig hörte ich einen Vortrag des deutschen Anarchisten Horst Stowasser. Er sprach auf einer Konferenz zur partizipativen Demokratie über seine anarchistischen Ansätze und Idee. Es war einer dieser Momente, die einem die Augen öffnen. Ich bin ein systemkritischer Mensch, durch Punk sozialisiert und schon immer mit dem Impuls die Dinge lieber selber in die Hand zu nehmen als sie einer Institution oder höheren Instanz zu überlassen. Stowasser erzählte mir nichts vollkommen neues, aber er fasste die Dinge, die ich tief in mir wußte und für richtig hielt in Worte. Seine Antriebsfeder und Inspiration war dabei der Anarchismus. Damals wie heute liegt der Reiz der anarchistischen Idee(n) für mich nach wie vor darin, dass nicht der ein oder andere Aspekt eines Systems hinterfragt wird, sondern das System an sich. Gleichzeitig bieten die anarchistische Geschichte eine Palette von Ideen an wie man eine Gesellschaft anders organisieren könnte. Wenn wir die herrschende Missstände wirklich ändern wollen, braucht es radikale Ansätze. Radikal im Sinne, das wir das bestehende nicht akzeptieren müssen, sondern bereit sind Dinge neu zu denken. Das Faszinierende am Anarchismus ist, dass er zeigt, dass es in der Geschichte Momente gab, in denen eine andere Form der gesellschaftlichen Organisation durchaus greifbar war.
Horst war natürlich sofort von der Idee begeistert einen Dokumentarfilm über das Thema zu drehen. Kurz darauf kam Marcel mit an Bord, nicht nur als Kameramann sondern als gleichberechtigter Partner. Wenn schon ein Film über Anarchismus, dann sollte sich das auch in unserer Arbeitsweise widerspiegeln. Es folgte intensive Recherche auf theoretischer und praktischer Ebene. Uns ist natürlich bewusst, dass der Anarchismus nicht das Allheilmittel für all unsere Probleme sein kann. Unsere Haltung als Filmemacher ist dennoch klar: Wir sind für eine nicht-hierarchische Organisierung der Gesellschaft.
Leider verstarb Horst Stowasser 2009 viel zu früh an einer Blutvergiftung. Es ist nicht nur für den Film ein großer Verlust, sondern war auch auf ganz persönlicher Ebene ein großer Schock für uns. Horst gilt unser unendlicher Dank für seine Energie und seine Leidenschaft. Sein großartiges Buch „Anarchie: Idee – Geschichte – Perspektiven“ diente uns als Orientierungshilfe und Basis während unterschiedlichen Phasen des Projekts.
Von Anfang an war es unser erklärtes Ziel des Films sowohl eine Einführung in die Idee des Anarchismus zu geben als auch herauszufinden, was es an aktuellen Projekte gibt. Wie bei allen große politischen Visionen ist die Umsetzung in der Realität nicht so einfach, wie man sich das am Reißbrett vorstellt. Die anarchistische Parallelgesellschaft gibt es nicht. Alles was wir tun, findet im Bestehenden statt. Ein Großteil der Energie antiautoritärer Bewegungen geht für den Kampf gegen das System drauf. Wir haben uns entschieden unseren Fokus auf Projekte und Menschen zu richten, die an der konkreten Umsetzung einer anarchistischen Vision arbeiten bzw. erste Schritte in die Realisation einer solchen gehen.
Inwieweit uns das gelungen ist, müsst ihr anhand des fertigen Filmes selbst beurteilen. Wir hoffen, dass wir mit dem Projekt Diskussionen anstoßen und die anarchistische Theorie wieder mehr in den Diskurs bringen.
In diesem Sinne: Lasst uns wissen, was ihr denkt, schreibt an die Pinnwand auf startnext, postet bei Facebook (https://www.facebook.com/projektafilm?ref=hl) oder schickt uns eine Mail ([email protected]), auf die wir gerne in unseren Blog eingehen.
Moritz
ENGLISH VERSION
Third Blogbook entry, November 10th 2014, Earth, Niederfinow
How it all began…
First of all, a big thank you to all supporters for your help so far. It’s still quite so way down the road to reach the necessary 8,000€, but we’re confident. We’re especially pleased by all the offerings of all kinds of people to support us with their skills and knowledge! To sweeten you the upcoming 30 days, there’ll be background information and news concerning the movie time and again. And because X-Mas is just around the corner, have a look at our thank-you gifts. What’s more pleasant than to radicalize your family. ;-)
But now, right to the topic: how it all started
The roots of the project go back to 2008. By chance I was listening to a speech given by German anarchist Horst Stowasser. He spoke about his anarchist conceptions and ideas at a conference on participative democracy. It was one of those moments which open your eyes. I was alwaysskeptical towards the existing system and felt the impulse to rather get things done by myself, instead of leaving them to some institution or higher entity. What Stowasser referred to wasn’t completely new to me, I knew them deep inside myself, but he found the right words for those things. His trigger and inspiration was anarchism. Then as now, the appeal of the anarchist idea(s) to me is still the fact that you don’t question the one or the other aspect of a system, but the system as such. At the same time anarchism offers a wide variety of approaches how societies could be organized differently. If we really want to change the miserable powers-that-be, then radical approaches will be needed. Radical in a sense, meaning that we don’t have to accept the status quo, but being ready to think out of the box. Anarchism derives its fascination from showing moments in history in which other forms of social organization have really been near at hand.
Of course, Horst was immediately ablaze by the idea of doing a documentary on that topic. Shortly thereafter Marcel joined the project, but not only as a cameraman, but as an equal partner. If you really want to do a movie about anarchism then it definitely had to be mirrored in the way we wanted to work. What followed was doing intensive research on a theoretical as well as practical level. Of course we are aware of the fact that anarchism can’t be the panacea for all the problems mankind encounters. The stance we take as moviemakers is clear nevertheless: We want societies to be organized in non-hierarchic ways.
Tragically Horst Stowasser died way too early due to blood-poisoning in 2009. It’s not only a great loss for the movie, but it also was a big shock for us on a personal level. Our endless gratitude goes out to Horst for his energy and passion. His fantastic book “Anarchie: Idee – Geschichte – Perspektiven” served us as an orientation guide and as a basis throughout the different phases of the project.
From the beginning on, it was our declared goal of the movie, to give an introduction to the idea of anarchism as well as to find out about the latest projects out there. As with all big political visions, realization isn’t as easy as you might imagine at the drawing board. There is no such thing as an anarchist parallel-society. Everything we do takes place inside the existing order. A large part of alternative project’s energy is put in the fight against the system. We decided to focus on projects and people working towards a concrete realization of an anarchist vision, or taking the first steps towards such.
Ifwe have been able to achieve this, you have to judge for yourself by watching the movie.
We hope to start discussions with our project and to bring anarchist theory back into the discourse again.
Having said so much for now:
Let us know what you think, write on the pin-board on startnext, post on Facebook /https://www.facebook.com/projektafilm?ref=hl), or send us mails ([email protected]), towards which we of course like to take recourse in our blog entries.
Moritz