Besuch von Geistern?
Nein, ich bin kein Geist, auch wenn ich so aussehe und mein Dosenöffner mich so nennt. Geistchen, so ruft er mich. Kann ich etwa was dafür, dass dieser Dummkopf seine Wohnung komplett weiß gestrichen hat? Natürlich fällt vor so viel Weiß eine weiße Perserkatze nicht auf, und er erschrickt, wenn ich mich bewege und er mich vorher nicht gesehen hat. Ebenso natürlich ist er mir schon mehrfach auf die Pfoten getreten oder über mich gestolpert, weil er mich auf seinem ebenfalls weißen Teppich nicht gesehen hat. Wenn ich dann loskreische, lässt er meist vor Schreck alles fallen, was er gerade in den Händen hat. "Geistchen!", ruft er dann, "wie kannst du mich nur so erschrecken!"
Aber manchmal klingt seine Stimme geradezu verzückt, wenn er mich "Geistchen" nennt. Dann nämlich, wenn ich schnurrend auf seinem Schoß liege und mit ihm zusammen den Bildschirm begucke. Er schwört, dass er bei meinem Schnurren besser schreiben kann. Dass er damit mehr Ideen hat. Mehr Geist. Dann nennt er mich manchmal auch seine Muse.
Solange das dafür sorgt, dass er genug Geld mit seiner Schreiberei verdient, um mir leckeres Futter zu kaufen, habe ich nichts dagegen.
Ich schnurre, er tippt, und wir beide haben gutes Futter. Ein lohnendes Geschäft für beide Seiten, nicht wahr?