"Deutschland sagt sorry" geht viral
Gastbeitrag von Johanna Kleinschrot
Was war passiert? Die POPULISTINNEN stürmten am vergangenen Mittwoch mit einem lauten Peng ein Jobcenter in Dortmund – eine Meute in goldenen Overalls eroberte das Foyer mit roten Luftballons und begann lauthals zu singen: „Deutschland sagt sorry!“.
Wer steckt dahinter? Das Kollektiv Peng und das Schauspiel Dortmund haben den Flashmob inszeniert und ein Musikvideo draus kreiert (siehe unten)
Parallel dazu tauchte eine Fake-Webseite des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales auf: Ein angeblicher Sprecher entschuldigt sich hier in einem Video bei den Leidtragenden der Agenda 2010 und dankt ihnen. (Dafür, dass Deutschland mit ihrer Hilfe zur größten Wirtschaftskraft Europas wurde. Nach dem Motto: Gewinner gibt’s eben nur wenn es auch Verlierer gibt. Und letztere kriegen doch immerhin ein handsigniertes Entschuldigungskärtchen vom Bundespräsidenten höchstpersönlich für ihre Verdienste fürs Vaterland: Deutschland sagt sorry!)
Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurige Realität wäre, worüber Peng da informiert: In Deutschland leben 2,6 Millionen Kinder in Armut, der Niedriglohnsektor hat sich in den vergangenen Jahren auf 24 Prozent vergrößert und immer mehr Menschen sind als sogenannte Aufstocker auf Hartz IV angewiesen – weil ihr Einkommen zum Leben nicht reicht. (Auf der Fake-Webseite berichtet zum Beispiel eine alleinerziehende Mutter, die trotz 30h-Job ihre zwei Kinder nicht ohne Aufstocken mit Arbeitslosengeld II durchrkriegt. Dabei heißt es im Grundgesetz: „Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft.“)
Die Aktion der POPULISTINNEN ging rasend schnell viral – nicht nur in den sozialen Netzwerken. Das Video durchrauscht alle Medien von ZDF über Spiegel Online und Jetzt bis zu Radio 1 und Morgenpost. „Sorry seems to be the hardest word”, schreibt Zeit Online und „Leider ist das ein Fake”, kommentiert die Taz.
Auch das Bundesministerium für Arbeits und Soziales reagierte via Facebook – leider ohne auf den Inhalt der Aktion einzugehen: „Es gab in den letzten Wochen eine lebhafte Debatte in unserem Land darüber, was Satire darf und was nicht […] Heute ist eine Satire-Website online gegangen, die sich mit der Agenda 2010 auseinandersetzt. Wir begrüßen politisches Engagement und Interesse der Betreiber ausdrücklich […] (Wir sind aber auch der Auffassung, dass Satire als solche erkennbar sein sollte. Die Website nutzt das Logo, das Corporate Design und bis auf die Telefonnummer auch das Impressum des BMAS. Es ist auf den ersten Blick also nicht erkennbar, dass es sich um Satire handelt.“)
Da bleibt nur zu sagen: Böhmermann schüttelt im Exil wahrscheinlich grade verzweifelt den Kopf und die Fake-Webseite wurde durch die Initiative inzwischen als Satire erkenntlich gemacht. Der Erfolg der Aktion aber bleibt und motiviert uns umso mehr. Danke Peng!
Helft mit Sanktionen abzuschaffen! Spendet noch bis zum 9. Mai auf sanktionsfrei.de.
Euer Sanktionsfrei Team!