Freitags-Gedanken zum SENtypha Crowdfunding
Seit einiger Zeit ziehe ich mich freitags gern aus dem Alltag zurück. Um nachzudenken, zu reflektieren, den „Freitags-Gedanken“ ungestört freien Lauf zu lassen. Heute ist der letzte Freitag in unserer Kampagne, der sechste seit Beginn.
Nehmen wir uns Zeit für einen Rückblick.
Es kommen schon einige „wow!“ zusammen:
Über 200 Leute glauben an die SENtypha Geschichte – viele, vielleicht sogar über die Hälfte, kenne ich gar nicht. Wen auch immer ich gebeten habe, mir für Presse und Verbreitung behilflich zu sein – alle haben zugesagt und mit viel Engagement Unglaubliches erreicht: Im Pressespiegel stehen Huffington Post und Wirtschaftswoche (und es kommt noch was). Ich habe mein erstes Podcast-Interview gegeben, per skype aus Dakar. Das senegalesische Umweltministerium, ein mitgründender lokaler Unternehmer, ein Ausbildungspartner sind an Bord. Und ein Verlag für die „Typha-Geschichte in Bildern“.
Es menschelte, ganz kräftig sogar
Mich haben Menschen spontan unterstützt, die ich lang nicht mehr gesehen habe, und Menschen, die mich kaum kennen, zum Teil mit großzügigen Summen. Begleitet mit den Worten: „Heidi, mir ist klar geworden, das ist Dein Leben, dafür brennst Du. Und dann will ich das auch so unterstützen.“ In diesem Moment, in einem voll besetzten Saal, rang ich mit den Tränen.
Auf persönliche Anfrage, uns zu unterstützen, haben sich mir Menschen von Seiten gezeigt, die ich sonst vielleicht nicht hätte kennenlernen dürfen: Die alleinerziehende Mutter, die offenlegt, mit wie wenig Geld sie ihr Leben bestreitet, aber bereitwillig alles teilt, was uns helfen kann. Den Familienvater mit drei Kindern, der müde und ausgelaugt ist von seinem Job und für den „Projekt, Innovation und Motivation gerade Fremdwörter“ sind. Und der mir damit bewusst macht, wie gesegnet ich bin mit einem „Job“, der mich erfüllt.
"Die Welt ist aus den Fugen"
In den knapp sechs Wochen unserer Kampagne sind unzählige Menschen aus ihrer Heimat zu uns geflüchtet in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa. Und zu viele verlieren es dabei. In den letzten vierzehn Tagen haben sich die Meldungen über Anschläge und Gewalttaten gefühlt die Klinke in die Hand gegeben. Ein Israeli, der in Dakar Unternehmer ist, meinte bei einer gemeinsamen Taxifahrt am Tag nach dem Anschlag in Nizza: „Ich denke, daran werdet Ihr Euch in Europa gewöhnen müssen, so wie wir es in Tel Aviv auch mussten.“ Es war ein Freitag, mein Nachdenk-Tag. Das saß.
Plan C wie Crowdfunding
„Deine Kampagne wird auch für mich spannend“ sagte Markus Sauerhammer von startnext bei unserem ersten Gespräch. „Ich kann überhaupt nicht einschätzen, wie das laufen wird. Eigentlich ist es ja kein typisches Crowdfunding Projekt“. Wie recht er hatte – und wie gut, dass er mich dabei ermutigt hat, es auszuprobieren!
Liebe SENtypha Crowd, danke, dass Ihr dabei seid!
Dass jeder Einzelne von Euch mit uns diesen Weg geht, hunderten Senegalesen in ihrer Heimat eine Perspektive zu geben.
Das ist es, was mich antreibt, was mich seit zehn Jahren für meine Arbeit brennen lässt: Aus einem lokalen Rohstoff auch lokale Wertschöpfung zu schaffen. In einem Land, das einen mit seiner Warmherzigkeit fast vergessen macht, dass es an nahezu allem fehlt.
Ich wünsche Euch einen friedlichen Freitag. Ab morgen ist wieder Endspurt.
Herzlich,
Eure Heidi