Wir machen uns auf die Suche nach deutschen Einwanderern und deren Nachfahren in Argentinien. Dazu reisen wir tausende Kilometer durch das Land, von Buenos Aires in die Provinzen Córdoba und Entre Ríos, in das Innere des Landes, nach Mendoza und nach Patagonien. In einer ersten Reise Anfang des Jahres haben wir typisch Deutsches gefunden: Tanzgruppen, Heimatvereine, Dackel, Schäferhunde und Gartenzwerge. Und Menschen, die immer noch gerne ihre Trachten tragen. Auf den ersten Blick ein abschreckendes Bild, doch haben wir auf der Reise gelernt zu differenzieren. Denn, in dem riesigen Land Argentinien, das sich fundamental von Deutschland unterscheidet, gelten andere Regeln. Die Erinnerung an die Heimat begleitet die Eingewanderten ihr ganzes Leben und hinter jedem Neuanfang steht meist ein tragisches Ereignis in der Vergangenheit.
In unserem Projekt geht es uns konkret darum, fotografisch festzuhalten, wie sich die deutsche Kultur in den Menschen, der Landschaft und Architektur über die Jahre hinweg konserviert hat. Mit jeder nachkommenden Generation gehen mehr der alten Werte verloren und es entstehen interessante Mischungen.
Wir wollen ein zweites Mal nach Argentinien aufbrechen, um die Überreste deutscher Kultur in der Hauptstadt Buenos Aires, der gleichnamigen Provinz und im tropischen Nordosten des Landes zu finden. Nach dieser zweiten Reise möchten wir die analog entstandenen Fotos entwickeln, einscannen und zusammen mit den Interviews zu einem Buch und einer Ausstellung in Weimar verarbeiten.
Spannend ist unser Projekt für alle, die wenig von deutschen Traditionen und Bräuchen wissen und sich selbst, wie wir auch, für unpatriotische Weltbürger halten. Denn es ist sehr interessant zu beobachten, wie wichtig Traditionen für die Menschen sind, die ihre Heimat vor langer Zeit verlassen haben und denen für eine vollständige Integration oft der Charakter und die Sprache im Weg gestanden haben.
Unser Projekt ist nicht nur eine Reise nach Argentinien sondern auch eine Reise in die Vergangenheit unseres Landes. Eine Dokumentation konservierter Kultur aus einer anderen Zeit bereichert die Gesellschaft, in dem sie deutlich macht, in welchem Ausmaß sich diese inzwischen weiterentwickelt hat und aus welcher Richtung sie einst gekommen ist.
Das Projekt ist sehr aktuell, da heute ebenfalls viele Menschen aus verschiedenen Gründen auswandern: zum studieren, für einen Job, auf Grund von Kriegen oder wegen Umweltkatastrophe. Historisch und soziologisch gesehen ist das Thema wichtig, denn man kann deutlich sehen mit welchen Problemen Einwanderer gesellschaftlich und psychologisch zu kämpfen haben.
Für unsere kommende Reise brauchen wir etwa 1000 Euro für Busfahrten und Unterkünfte. In Deutschland benötigen wir finanzielle Mittel von weiteren 2000 Euro für die Filmentwicklung, die Ausstellungsdrucke, Bilderrahmen und für die Produktion eines Buches in Kleinauflage.
Wir sind Alexia und Frédéric, Studenten der Visuellen Kommunikation mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Bauhaus Universität in Weimar. Alexia ist in Mendoza, Argentinien, geboren und aufgewachsen. In Buenos Aires hat sie drei Jahre studiert bevor sie 2009 nach Deutschland gezogen ist. Frédéric kommt aus Freiburg im Breisgau und ist mit sechzehn Jahren nach Hamburg gezogen, um dort sein Abitur zu machen. Beide Studieren seit Oktober 2010 in Weimar.
Die Inspiration für das Projekt kommt aus den sich kreuzenden Familiengeschichten. Alexias Großvater ist Deutscher und als 14 jähriger mit seiner Familie nach Argentinien ausgewandert. Er lebt immernoch dort, sowie fast alle seiner Kinder. Frédérics Großeltern sind in den Sechziger Jahren ebenfalls nach Argentinien ausgewandert, um in der kleinen Stadt Mercedes eine Hühnerfarm aufzubauen. Nach sechs Jahren beendete jedeoch eine Geflügelpest den Auswanderertraum und der Familie blieb nur die Rückkehr nach Deutschland. Drei Onkel von Frédéric wurden in Argentinien geboren.
Frederic und Alexia