Mal eben Fachkräfte ausleihen? - shaqo im "Norddeutschen Handwerk"
Die Idee zum Netzwerk für Handwerker kam Andreas
Mill bei seiner eigenen Arbeit. Der gelernte Holztechniker
hat sich auf den europaweiten Bau von Yachten spezialisiert und kommt dafür als Einzelunternehmer immer wieder mit Fachkräften aus ganz Deutschlandund aus anderen Gewerken für ein Projekt zusammen.
Als Soloselbstständiger ist man immer auf der Suche nach
Aufträgen. Die Herausforderung liegt in der Koordination
der verschiedenen Betriebe, die bestimmte Aufgaben für die
Fertigstellung eines Projekts übernehmen“, erklärt Mill. Aber
„shaqo“ (Somali für „Arbeit“) soll nicht nur projektorientierten Einzelunternehmern die Suche nach Aufträgen erleichtern. In Anbetracht der oft schwierigen Suche nach Fachkräften, soll das B2B-Netzwerk Betrieben aus allen Gewerken fachlich versierte Mitarbeiter vermitteln – vorausgesetzt, dass sich beide Seiten auf der Plattform registriert haben.
„Wir möchten den Prozess der Mitarbeitergewinnung und
der Auftragsakquise zusammenbringen“, sagt Ehefrau und
Mitbegründerin Anna Mill. „Betriebe, die gerade volle Auftragsbücher haben, denen aber das Personal fehlt, können in einem bestimmten Radius Arbeitnehmer suchen. Arbeitgeber die bei ihren Aufträgen wiederum etwas Luft haben, können die bei ihnen beschäftigten Gesellen anderen Betrieben gegen ein Entgelt überlassen.“
Die Seite selbst erinnert in puncto Aufbau und Navigation an
die bekannten Sozialen Netzwerke und bei den Trefferquoten (Matches) auch an Online-Single-Börsen. Jeder Betriebsinhaber legt für sich und optional auch für jeden Mitarbeiter ein eigenes Profil mit Fachwissen und Stärken an. So werden beispielsweise bei jedem Nutzer die Fertigkeiten in der „CNC-Technik“, beim „Lackieren“ oder anderen handwerklichen Tätigkeiten als Selbsteinschätzung in Prozenten angegeben.
Sucht nun ein Auftraggeber nach Mitarbeitern mit genau diesem fachlichen Profil, liegt eine Übereinstimmung bzw. ein Match vor. Anhand eines Kalenders kann zudem eingesehen werden, ob eine terminliche Übereinstimmung vorliegt.
Das Ehepaar Mill ist davon überzeugt, dass das exklusiv für
das Handwerk entwickelte Netzwerk den Büroaufwand von
Betrieben vereinfachen kann. „Wenn man überlegt, dass bis
heute Installateure zwecks Akquise abtelefoniert werden, um gemeinsame Baustellen zu planen, dann ist die digitale Auftrags- und Mitarbeiterverwaltung ein Quantensprung“, sagtAndreas Mill.
Künftig könne über die Seite auch der Verleih von Werkzeugen, Werkstätten oder Maschinen abgewickelt werden. Denn mit Blick auf neue, zum Teil teure Technologien, sei nicht jeder Betrieb in der Lage, jeweils eigene vorzuhalten. So findet das moderne Sharing-Konzept, bei dem Teilen den Besitz ersetzt, auch Einzug ins Handwerk.
Mit ihrem Netzwerk hat sich das shaqo-Team, dem auch
IT-Spezialisten und Web-Entwickler angehören, für den Göttinger Wirtschaftspreis 2018 beworben. Bei der Finanzierung der Geschäftsidee setzen Anna und Andreas Mill laut eigener Angabe auf eine Crowdfunding-Kampagne, die ab September 2018 startet und an der sich beliebig viele Kapitalgeber beteiligen dürften.
EIN ARTIKEL VON STEFAN PIETSCH | NORDDEUTSCHES HANDWERK AUSGABE 12, 2018