Fairfitters - Nicht zu sehr verbiegen!
Viola und Philipp haben zusammen im letzten August ihren Conceptstore Fairfitters im Belgischen Viertel eröffnet. Für Leute wie Joana und mich, mit einer ausgeprägten LIebe für alte Möbel, schöne Kleidung und hübsche Accessoires definitiv ein perfekter Ort. Nicht zuletzt, weil alles fair ist.
Wie seid ihr dazu gekommen, Fairfitters zu gründen?
Kurz und knapp: Ich war unzufrieden mit dem Inhalt meines Jobs als Manager und Viola hatte einen Traum. Aus dieser Kombination, einer Menge kreativer und körperlicher Arbeit und einer großen Portion Glück ist letztendlich Fairfitters entstanden und das, obwohl wir beide nicht aus der Modebranche sind.
Wer kauft hauptsächlich bei euch ein?
Das kann man gar nicht so genau sagen, denn unsere Kunden sind so bunt gemischt wie die Menschen, die in Köln leben. Ungefähr die Hälfte unserer Kunden kommt gezielt, da sie nach fairer und nachhaltiger Mode suchen.
Der anderen Hälfte gefällt einfach unser Ladenkonzept und die schönen Dinge, die wir anbieten.
Eines haben aber alle gemeinsam: Unsere Kunden sind ausgesprochen nett und interessiert.
Seit August letzten Jahres habt ihr geöffnet. Gibt es schon ein Lieblingserlebnis aus eurem Laden?
Erlebnisse gibt es in der Tat mittlerweile eine ganze Menge. Wir hätten nicht gedacht, dass das Leben eines Einzelhändlers so ereignisreich ist.
Ein ganz besonderer Moment war, als eines Tages im Briefkasten ein Fairfitters-Flyer lag, der zur Postkarte umfunktioniert wurde. Eine Kundin aus Bonn bedankte sich auf diesem Weg für das schöne „Shopping-Erlebnis“.
Die Karte hängt jetzt bei uns im Laden.
Was müsste sich eurer Meinung nach ändern, damit ecofaire Mode irgendwann ganz selbstverständlich wird? Wo liegen die größten Probleme?
Das Problem liegt unserer Meinung nach an zwei wesentlichen Faktoren.
Zum einen an der Profitgier vieler Modeunternehmen, die einfach so günstig wie möglich produzieren lassen und dabei weder Rücksicht auf die Arbeiter noch die Umwelt nehmen.
Und zum anderen liegt es auch an der Unwissenheit und/oder dem Konsumverhalten der Menschen.
Die Mehrheit ist leider noch nicht bereit, bewusster zu konsumieren oder auch ein paar Euros mehr für faire Kleidung auszugeben.
Wenn man sich zum Beispiel eine Jeans für 10-40 Euro kauft, dann kann die unter keinen Umständen fair produziert worden sein.
Eine teure Jeans wird aber in den meisten Fällen leider auch nicht fair und nachhaltig produziert, deshalb ist es so wichtig, dass sich der Kunde vorher informiert.
Die Idee, mit Shoppen die Welt zu verbessern, klingt ziemlich verlockend. Wie schätzt ihr den Einfluss von den einzelnen Konsument|innen ein?
Wir glauben, dass wir „Konsumenten“ uns unterschätzen. Wer denkt, was kann ich als Einzelner schon bewirken, der irrt sich. Wenn zum Beispiel immer mehr Menschen Produkte aus Bio-Baumwolle kaufen, dann hat das sehr wohl einen positiven Effekt auf die Baumwoll-Bauern auf der ganzen Welt.
Beim Anbau von konventioneller Baumwolle werden Chemikalien eingesetzt, die in hohem Maße gesundheitsschädigend und umweltbelastend sind.
In der Marktwirtschaft geht es nun mal um Angebot und Nachfrage und wir als Konsumenten bestimmen die Nachfrage. Leider ist der Wille oft da, aber es hapert manchmal an der Umsetzung.
Und zu guter Letzt: Wenn man in seinem Alltag mehr auf Nachhaltigkeit achten will, ist das besonders am Anfang ziemlich überfordernd.
Was für Tipps habt ihr, damit man Stück für Stück weiterkommt? Wie sieht euer Alltag aus?
Wir glauben, dass es wichtig ist, bewusst zu konsumieren.
Dabei sollte man sich aber nicht zu sehr verbiegen, da es sonst nur eine Frage der Zeit ist, bevor man wieder in alte Muster verfällt. Wir kaufen zum Beispiel sehr viel Second Hand, egal ob Möbel oder auch andere Dinge des täglichen Lebens. Wir achten sehr auf eine bewusste Ernährung, kaufen viel regional und fahren lieber Fahrrad statt Auto. Um ehrlich zu sein, können und müssen wir aber in diversen Bereichen noch viel besser werden. Es ist auch für uns ein täglicher Kampf, dem Konsum zu widerstehen. Sollte der ‚innere Kampf’ dennoch mal wieder verloren gehen, dann haben wir mit Fairfitters für uns und andere Menschen zumindest einen Ort geschaffen, wo man ohne schlechtes Gewissen einkaufen kann.
Vielen Dank an die beiden für´s Interview! Und an alle Kölner: schaut mal im Laden vorbei - es lohnt sich. Natürlich hängt dort auch das ein oder andere von SHIPSHEIP auf der Stange.