Leseprobe aus Teil II
Während alle Blicke auf dem Geschehen ruhen schein die Zeit still zu stehen
.....Als ich erwachte brannten meine Glieder. Feuer in jeder einzelnen Faser meines geschundenen Körpers. Verschwommen nahm ich vorbei huschenden Gestalten war. Mehr Schatten als Licht.
Verhuschtes, verzischtes Geflüstere. Wollte mich bewegen, mich strecken und schütteln um den Schmerz los zu werden der mich plagte und konnte es nicht. Mühsam den Schlaf aus den Augen gezwinkert, frei gerieben an meinem Arm der direkt vor mein Gesicht geschoben war versuchte ich die Augen zu öffnen.
Dieser Lärm!
Dieses Getöse um mich herum!
Wo war ich nur? Was war mit mir geschehen? Das letzte an das ich mich noch erinnern konnte, war es am Abend zu Bett gegangen zu sein – alles wie immer, nichts Ungewöhnliches. Alles wie immer... Sie! Der Blitz der Erkenntnis durchfuhr mich mit einem Ruck der heftiger nicht sein konnte. Sie! Sie mussten dafür verantwortlich sein. Das alles trug ihre unverkennbare Handschrift.
Die Gesellschaft zur Gleichstellung aller Lebewesen.
Verursacher meiner düsteren Träume. Verunstalter meines Ohrs und meines Lebens. Welche Schwierigkeiten hatten sie mir beschert, was musste ich erdulden ihretwegen, besser gesagt, der Gerechtigkeit wegen. Was war mir aufgebürdet worden! Welche Kraft hatte es mich gekostet das Geschehene zu verbergen, mein Leben wieder in reguläre Bahnen zu lenken. Nicht auf zu fallen.
Mich oben zu halten – und gleichzeitig – die mir aufgetragenen Aufgaben zu ihrer Zufriedenheit zu erfüllen, nachdem sie mir die Freiheit, wenn mit gewissen Einschränkungen verbunden, wiedergeschenkt hatten. Wie ich versuchte das Gute, das Schöne und das Gerechte in mir an die oberste Stelle – ja als erstes Gebot zu stellen.
Wie sehr gekämpft in einer Welt die dem Bösen wohl gesonnen und die Guten unter sich begräbt. Ich hatte es versucht! Mein Bestes gegeben! Mein Leben, mein Denken umgekehrt – war mutig voran geschritten in eine bessere Zukunft mit einem reinen Gewissen!
Und wie schnell waren mir die Schwierigkeiten dieser Umstellung bewusstgeworden. Wie die Vorsätze schon nach kürzester Zeit an die Grenzen des machbaren stießen.
Wie unmöglich es war beiden Seiten – dem erfolgreichen Leben das ich mir aufgebaut hatte – und dem neuen, tugendreichen, gütigen das mir auferlegt worden war – gerecht zu werden. War tiefer und immer tiefer wieder zurück in das Sündenloch gefallen aus dem sie mich gezogen hatten.
Alles vergebens, Chance vertan.
Die Scham über mein Verhalten kehrte zurück – lies mich erröten. Ich konnte förmlich spüren wie die flammende Glut der eigenen Verachtung überzog. Mit dem Mut der Verzweiflung riss ich meine schmerzenden Augenlider auseinander, verklebte Wimpern stoben in alle Richtungen davon. Doch der Anblick der sich mir bot war kaum zu begreifen.
Schluchten. Berge und Türme über und unter, vor und hinter mir, aus Käfigen und Gittern. Eisen und Rost wohin man auch sah. Voller eingepferchter Hühnergestalten die aufgeregt schnatterten und kreischten. Und wie sie aussahen – die armen Tiere!
Mit krummen Schnäbeln, eitrigem Gefieder auf dem große, rote Wunden prangten. Überall herum schwirrten Federn, die sie sich in ihrer Not wohl selbst ausgerupft hatten. Eingerissene Krallenreste, mit denen sie mühsam versuchten sich in ihrer Käfigburg aufrecht zu halten. Was nicht allen gelang.
Viele hatten bereits vor längerer Zeit aufgegeben, das konnte man deutlich sehen. Wimmerten auf dem kalten Eisen liegend, geschlagen und warteten auf den nahenden Tod der sie erlösen würde von diesem grausamen Schicksal.
Kot.
Überall.
Verklebt, verkrustet und versteinert zu einer festen Masse mit Eiter und Blut und Gefieder. Was für ein Gestank! So unerbittlich und brennend das er mir die Schleimhäute zu verätzen schien. Meine bis zur Unkenntlichkeit verbogenen Glieder fühlten sich bereits jetzt wie gebrochen an, ein unglaublicher Schmerz durchzog mich.
Irritiert blickte ich auf den Teil meines Körpers den meine Linsen erhaschen konnten. Rot von dem Gift das in der Luft lag, verkrüppelt und verkrampft in den Hühnerburgen sah auch ich mich meinem Ende nah.....