Nachruf auf Wölli Rohde aka. Grandmaster Suurbier
Der Verein für Suurbier-Kultur und Handwerk e.V. trauert um Grandmaster Suurbier.
Wölli Rohde ist am 25.04.2016 nach einem langjährigen und tapferen Kampf gegen den Krebs im Kreis seiner Familie verstorben.
Wir schreiben November/Dezember 1982.
Im West-Berliner Vielklang Studio finden die Aufnahmen zu „Ein Vollrausch in Stereo“, kurz “Stimmungshits”-Sampler, statt. Neben den Suurbiers, damals noch unter dem Namen „Frau Suurbier“, spielen hier in diesen Tagen Die Ärzte, Panzerknacker AG, Deutsche Trinkerjugend, Zapfhahnjodler und, als einzige Nicht-Berliner, Campino und Kuddel von den Düsseldorfer Toten Hosen ihre Aufnahmen ein.
Da Bassist und Schlagzeuger der Hosen in der Heimat verblieben sind, treten Campino und Kuddel als „Tangobrüder“ in Erscheinung und rekrutieren sich neben Hans Runge aka. Hans Suurbier als Bassisten kurzerhand den Freund von Campinos Schwester als Schlagzeuger: Wolfgang „Wölli“ Rohde.
Die Wege von Cäpt’n Suurbier und Wölli Rohde kreuzen sich.
Nur wenige Monate später sitzt Wölli als brandneues Suurbier-Familienmitglied an der Schießbude und wird aufgrund seines Alters liebevoll „Grandmaster Suurbier“ getauft.
Wöllis Wohnung, eine Fabriketage in der Liberdastraße in Berlin-Neukölln, wird kurzerhand zur „Werkstatt für Suurbier-Kultur und Handwerk“ umfunktioniert und dient von jetzt an als Proberaum und offizielles Hauptquartier der Band.
Was folgt sind unzählige Touren, Konzerte, Radio- und TV-Auftritte, der Gewinn des Senats-Rockwettbewerbs 1983, diverse Besetzungswechsel, die Umbenennung in „Die Suurbiers“ und schlussendlich die erste eigene Platte, die Mini-LP “Kein Mann für eine Nacht”, bis sich nach 4 Jahren der „Stimmungshits“-Kreis schließt und Wölli zur Profiliga an den Rhein wechselt: Als neuer Drummer der Toten Hosen.
Ein (vorerst) letztes Mal singt Wölli den ihm von Cäpt’n Suurbier auf den Leib geschriebenen Song „Teenage Rebell“ – vor dem bis dato größtem Suurbier-Publikum im Rahmen vom Der-wahre-Heino-Benefiz im Berliner Tempodrom am 18.10.1986.
Noch bei der selben Veranstaltung gibt Wölli sein Debüt bei den Toten Hosen.
Doch auch nach seiner Zeit als aktiver Suurbier bleibt Wölli seiner Famlie treu: Sei es als Besucher von Suurbier-Konzerten oder als Verleger mit seinem Trallala Musikverlag.
Anfang des neuen Jahrtausends veröffentlicht der Grandmaster schließlich auf seinem eigenen Label Goldene Zeiten die Maxi-CD zur Neuaufnahme des Suurbier-Gassenhauers „Möpse“.
Die letzte gemeinsame Zusammenarbeit von Cäpt’n Suurbier und Wölli sind die Aufnahmen zu Wöllis Soloplatte „Das ist noch nicht alles“, welche 2011 veröffentlicht wird und drei von Cäpt’n Suurbier geschriebene Stücke enthält.
Am 29.08.2015 kehrt Grandmaster Suurbier zu den wiedergegründeten Suurbiers zurück und huldigt seinem verstorbenen Freund bei einem Konzert beim radioeins Parkfest in Berlin.
Es ist das letzte Mal das Wölli auf einer Bühne steht.
Doch vorallem blieb Wölli Cäpt’n Suurbier Jahrzehnte lang ein enger Freund und Vertrauter, welcher stets an Michas Können glaubte – selbst wenn dieser mal wieder an sich zweifelte.
Wölli ist nun oben bei Micha.
Wer weiß, was für eine Bigband sie dort oben auf die Beine stellen?
Wir hingegen werfen noch ein allerletztes mal 120 Mark in die Jukebox und Gedenken einer Zeit, als es noch echte Rebellen gab.
Hau rein, Wölli!
Verein für Suurbier-Kultur und Handwerk e.V.
29.04.2016
Foto © 1985 Edition Alaska