Das Ding mit dem Material
Es tut sich was in unserer kleinen Manteltasche!
Aber weder in Bremen, noch im dörflichen Ottersberg fing es an, nein Bochum war der Ort des Geschehens.
Und so trafen Arne, Johannes und ich uns letzten Dienstag in einem lauschigen Werkkeller wieder, der uns von Arnes Vater freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.
Was wir schon hatten, war ein Pappmodell unserer Traumbühne im Maßstab 1:10 und grobe Ahnungen, was der Baumarkt an Potential, Material und Preisen bietet. Ich hatte schon vor Monaten, noch im Frühsommer, eine Liste mit möglichen Materialien und deren Preisen bei diversen Heimwerkermärkten aufgestellt und verglichen. Ich dachte, dass es mit dieser Vorbereitung ein Kinderspiel werden würde, alle Materialien einzukaufen und auch recht bald zu verbasteln. Für die erste Runde hatten wir drei Tage eingeplant.
Was wir ebenfalls hatten, waren ein Haufen bunter Ideen zu jeder Kleinigkeit und vor allem eine Menge Diskussionsbedarf darüber, welche der Ideen wie umgesetzt und verwirklicht werden soll, wo es Kompromisse braucht und was davon auf später verschoben werden darf.
– Kurzum, wir blieben bei jedem Eckchen, Häkchen und Nägelchen stecken und mussten von vorne anfangen.
Am Ende des ersten Tages schafften wir es tatsächlich noch, eineinhalb Stunden vor Ladenschluss loszufahren. Auf unserer Einkaufsliste standen meterweise Latten, Winkel und Lochbänder für den Rahmen, MDF- Platten zum Verkleiden und natürlich Schrauben. Es hätte so einfach sein können, die Maße standen, also ab auf den Wagen und Los ging es!
Doch das Sortiment welches wir im Laden erwarteten, entsprach bei weitem nicht dem, was wir tatsächlich fanden: Die Kanthölzer für die Rahmen unserer Buchbühne, welche die absolute Grundlage für unsere Arbeit darstellten, waren weder in der ausgesuchten Größe noch in der gewählten Preisklasse zu haben. Auch ein anderer Baumarkt konnte uns da nicht weiterhelfen. Die Kosten dafür hätten sich auf gut das Doppelte des von uns Errechneten belaufen und das dann auch noch um einiges zu dick oder zu dünn und mit viel Verschnitt.
Alles in allem war die Auswahl also mehr als unzufrieden stellend und kein Holz bedeutet auch keine Winkel, keine Lochbänder und keine Schrauben, denn nun mussten wir damit rechnen, dass die Maße uns noch weitere Schwierigkeiten bereiten würden. Leicht desillusioniert zogen wir unverrichteter Dinge von dannen. Wobei, nicht ganz! Immerhin zehn von gut vierzehn MDF-Platten bekamen wir, passend auf unsere Maße zugeschnitten und die waren zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Am Abend und am Morgen des Folgetages erfuhren wir, warum unsere Notizen so fernab von dem lagen, was uns der Markt bot: Ich hatte zwar die Maße und Kosten im Internet auf der Seite eines bekannten Handwerkermarktes gefunden, was mir jedoch die Seite damals nicht verriet, war, dass Hölzer in dieser Form und Größe und auch zu diesen Preisen lediglich in ein paar ausgewählten Märkten in Ost- und Süddeutschland vertrieben werden. Viel zu weit weg für unsere Zwecke und auch online nicht erhältlich. Auch alle anderen namenhaften Märkte hatten nichts dergleichen im Sortiment.
Ratlos standen wir also am Vormittag unseres zweiten Tages vor einem Haufen beschriebener Zettel um deren Verwirklichung wir bangten, weil es das, was wir wollten, einfach nicht gab. Was also tun? Die rettende Idee kam dann ganz unerwartet. Unweit von Hagen, eine halbe Autostunde entfernt, gibt es einen Holzhandel der uns unsere Kanthölzer in passender Länge und mit fast den gewünschten Maßen verkaufen konnte. Wir hätten auch die Idealmaße bekommen, doch eine Wartezeit von mindestens zwei Wochen wollten wir nicht verschmerzen, wir hatten doch nur noch eineinhalb Tage und wir wollten was schaffen. Leider sollte auch das „spontan“ verfügbare Holz erst am Vormittag des übernächsten Tages abholbereit sein. Aber der freundliche Herr am anderen Ende der Leitung schien Mitleid mit uns zu haben und nach einigem Hin und Her durften wir dann am frühen Nachmittag doch endlich unser Holz mit den fast-Idealmaßen abholen — zu einem Bruchteil der Kosten, mit denen wir gerechnet hatten, chemiefrei und regional; wenn das nicht mal für sich spricht! Und deswegen sei der Holzhandel Holz Kemper hier einmal namentlich erwähnt, wir sind sehr dankbar für die freundliche und offenen Beratung und die spontane Hilfe!
Im Anschluss ging es dann direkt in den nächsten Baumarkt, wir hatten in der Zwischenzeit eine lange Einkaufsliste angefertigt und mit den richtigen Holzmaßen konnten wir nun auch endlich die Schrauben, Winkel und Lochbänder kaufen. Gewindestangen, Scharniere, Unterlegscheiben und Muttern... ach, alles was unsere Bühnenbauerherzen beherzten! Was uns beim Holz noch fehlte hatten wir bei den Kleinteilen zu viel, schier endlose Möglichkeiten machten uns die Entscheidungen schwer und so diskutierten wir über die Anzahl der Löcher in den Winkeln, über linke und rechte Scharniere, über den Nutzen von Unterlegscheiben, Schraubenlängen und Klavierband...
Es ist nicht schwer nachzuvollziehen, dass auch der zweite Tag schon fast um war, als wir endlich wieder in unserer kleinen Werkstatt ankamen. Aber immerhin hatten wir alles, was wir wollten und brauchten. Hinter uns lagen zwei kräftezehrende Tage voller Diskussionen, Rückschlägen und Entscheidungen mit denen in diesem Maße keiner gerechnet hätte. Wir gingen früh zu Bett und
beschlossen am nächsten Tag in aller Frühe voll durch zu starten.
Gesagt, getan!
Der letzte Tag zeigte, dass sich die viele Planerei und Diskutiererei gelohnt hatte. Kurz runtergebrochen kann man sagen, dass wir am Vormittag einübten, was wir am Nachmittag ausspielten. Es ging wie geschmiert. Wir fingen mit einer „Seite“ unserer Buchbühne an. Aus vier Hölzern fertigten wir mit Winkeln einen rechteckigen, menschenhohen Rahmen an, der von beiden Seiten mit MDF-Platten bedeckt wurde. Manche Aufgaben teilten wir auf, Johannes machte sich prima mit dem Dremel an den Gewindestangen, welche in kleinere Stücke zerteilt werden mussten, Funkenflug inklusive und Arne war der Fachmann für das Bohren von Löchern jeglicher Art. Manches wiederum ging nur zu dritt. So mussten zum Beispiel durch jeden Rahmen zehn Löcher ganz gerade durchs Holz gebohrt werden. Das verlangte nach viel Konzentration, Abwechslung und Augenmaß. Neun Stück soll es von diesen „Seiten“ am Ende geben und bis zum Abend hatten wir alle neun Rahmen fertig, ebenso alle zehn MDF-Platten auf fünf der neun Rahmen geschraubt.
Pünktlich zum Abendessen waren wir fertig und wir hätten zufriedener nicht sein können. Jegliches Material dass wir eingekauft hatten, hatten wir auch verarbeitet.
Natürlich sind wir noch lange nicht fertig aber für diese drei Tage waren und sind wir voll im „Rahmen“ und konnten mit einem guten Gefühl wieder den Heimweg antreten.
Diesen Sonntag stand nun das nächste Teamtreffen an und die folgenden „Bau- und Basteltage“ wurden geplant.
Ich bin hochmotiviert und gespannt wie es weitergeht.
Schönen Abend
Katharina
TAM