Köpfe Rollen
Dem Bühnenbild fehlten noch ein paar Kleinigkeiten, den Puppen fehlte noch das ein oder andere Bein, doch das hinderte uns nicht daran, die Probenphase einzuläuten!
„Hallo ihr lieben großen und kleinen Menschen!“
Das Blinde Vertrauen tritt auf, seine Brille rutscht ihm regelmäßig von der Nase und wohin mit dem Spieler? Soll man stehen, oder sitzen? In der Hocke schmerzen auf Dauer die Knie, aber irgendwie muss man sich ja mit seinem kleinen Schützling über die Bühne bewegen. Mauricius probiert währenddessen verschiedene Schlafpositionen in seiner Hängematte aus. Er soll schlafen, aber da er keine beweglichen Augenlider hat, wirkt es als wäre er im Wachkoma. Der kleine Trotz scheint noch nicht so richtig zu erkennen, wo er hinschaut. Er ist so klein, dass es größerer Anstrengungen bedarf, seinen Gefährten hoch ins Gesicht zu blicken. Angenehmer ist es ihm, mit Mauricius Oberkörper zu reden. Und dann kommen da noch die menschengroßen Spieler_innen dazu! Im ersten Moment fühlt es sich ein wenig seltsam an, mit einer Puppe zu sprechen. Und soll man sich zu ihnen herunterbeugen oder im Stehen spielen?
Zu den spieltechnischen Fragen kamen handwerkliche Probleme. Zwischendurch verlor die eine oder andere Puppe ein Bein oder einen Arm und in einer Szene rollte auf einmal Mauricius Kopf durch den Raum.
Die ersten Proben stellten uns also vor einige Herausforderungen. Uns wurde bald klar, dass es eine Kunst ist, Puppen zum Leben zu erwecken und wir verstehen jetzt, warum es hierzu einer langjährigen Ausbildung bedarf.
Aber wer glaubt, dass uns solche „Kleinigkeiten“ in die Knie zwingen der irrt sich gewaltig. Denn dafür ist sie ja da, unsere Probenzeit. Wenn wir uns nun nächste Woche also wie bisher zum Proben treffen, wird es nicht das letzte Mal sein, dass das Bühnenbild klemmt oder ein Fuß mal wieder nur rum baumelt anstatt zu stehen wo er sollte, dass sich die Farbe an der Nase des Kleinen Trotzes beim wagemutigen Sprung gegen den Berg abschubbert oder die Souffleuse mehr Text zu sprechen hat als alle anderen zusammen.
Wir arbeiten daran.