Der Titelsong "Echoes"
Der Song "Echoes", nach dem das Album benannt ist, hat eine ganz besondere Bedeutung für mich. Die Idee für die Metapher kam mir zufällig auf einer Reise durch Europa: Ich war alleine mit dem Zug unterwegs und musste in einer kleinen Hafenstadt in Spanien umsteigen. Als ich in Gedanken versunken durch einen langen Tunnel gelaufen bin, meinte ich die Schritte von Jemandem zu hören, der mir entgegen kommt, aber als ich am Ende ankam, bemerkte ich, dass es nur das Echo meiner eigenen Schritte war, was ich gehört hatte. Dieses "Ereignis" mag banal klingen, aber rückblickend fühlt es sich ein bisschen so an, als wäre ein alter Teil von mir in den Tunnel rein gelaufen und ein neuer Teil auf der anderen Seite raus gekommen und diese Metapher des Echos für das Nachklingen der eigenen Erfahrungen ("Schritte auf dem Weg des Lebens") beschäftigte mich seitdem immer wieder.
Bis es am 14. Februar 2017 Zeit war, die Idee in Songform umzusetzen. Ich bin aufgewacht, hab mich sofort ans Schreiben gemacht und war tatsächlich bis um 4 Uhr nachts mit nichts anderem beschäftigt, als den Song zu schreiben und ein Demo davon aufzunehmen. Im Großen und Ganzen entspricht die Version, die ich am Ende dieser einen langen Sitzung hatte ziemlich genau der Aufnahme, die auf dem Album zu hören sein wird (nur natürlich vernünftig im Studio aufgenommen). Ich weiß noch wie verliebt ich allein schon in die rohe Form des Songs, nur mit Gitarre und Stimme war (ironischerweise am Valentinstag), ich hab es mir immer wieder angehört und hatte wirklich das Gefühl, dass dieses Stück jetzt eine neue Ära für mich einleitet. Es war deshalb auch ziemlich schnell klar, dass das der Titelsong des nächsten Albums werden würde.
Wie es oft beim Songwriting der Fall ist, war auch hier "Echoes" als bedeutungsvolle Metapher eine Überschrift, die eine Reihe von untergeordneten Ideen inspirierte. In dem Songtext befasse ich mich mit den Geistern der Vergangenheit, die im Unterbewusstsein wohnen und in wiederkehrenden Träumen immer wieder zum Vorschein kommen. Die Strophen beschreiben tatsächlich einen konkreten wiederkehrenden Traum von mir, in dem ich in einem Keller durch lange endlos scheinende Gänge laufe, irgendwie verloren und scheinbar auf der Flucht vor irgendetwas. Diese wiederkehrenden Träume fand ich schon immer sehr faszinierend, sie scheinen eine große Bedeutung zu haben und sind deshalb auch etwas höchst persönliches. Der Refrain auf der anderen Seite handelt von der endgültigen Abrechnung mit den inneren Dämonen und dem Mut, seine Ängste zu überwinden, nicht mehr wegzulaufen. Aus diesen Gründen ist dieses Lied für mich eines der bedeutungsvollsten und tiefgründigsten, das ich je geschrieben habe. Ich habe das Gefühl, dass ich da ein sehr erwachsenes Thema abhandle, das um einiges tiefer geht als der Herzschmerz über den ich früher so viel geschrieben habe. Aber ähnlich wie Herzschmerz ist es ein Thema, mit dem sich jeder Mensch identifizieren kann, denn jeder Mensch hat Baustellen in seiner Vergangenheit, die seiner bewussten Zuwendung bedürfen, um vernünftig verarbeitet zu werden. Die unterliegende Message des Songs ist also:
Stelle dich den Geistern der Vergangenheit und finde dadurch deinen Frieden in der Gegenwart.
Wie viele Songs auf dem Album, ist auch dieser im Kern eine Ermutigung zur Selbstliebe, d.h. dass du selbst dir wichtig genug sein solltest, dass du an dir arbeitest, um ein besserer Mensch zu werden, den du mögen kannst. Für mich ist "Echoes" auch ein guter Albumtitel, weil jedes meiner Lieder ein eigenes Echo aus der Vergangenheit ist. Wenn ich auf der Bühne stehe und sie spiele, dann klingt etwas von dem Gefühl, was ich zum Zeitpunkt ihrer Entstehung hatte in die Gegenwart nach.
Weil ich jetzt schon so viel zum Inhalt geschrieben habe, will ich mich zur Musik an sich kurz fassen: Die Strophen existierten schon längere Zeit vorher und der Refrain entstand genau in dem Moment, als ich auch den Text und die Melodie geschrieben habe. Ich hab zu der Zeit viel Radiohead, Muse und Queen gehört und habe dadurch inspiriert eine Akkordfolge geschrieben, die etwas dramatischer anmutet und mit mehr Spannung arbeitet als die meisten meiner vorherigen Songs. Die Akkorde und Melodie in den Strophen muten etwas seltsam und düster an, weil es ja auch um einen ziemlich düsteren Traum geht. Speziell an der Instrumentierung ist, dass ich zum ersten Mal ganz bewusst Bläser eingesetzt habe und so hört man am Ende eine sehr präsente Trompete die Hauptmelodie spielen.
Ich könnte noch ewig weiter erzählen, aber ich glaube, ich lasse jetzt einmal die Musik für sich selbst sprechen: Hier unten könnt ihr euch schon mal die Solo-Version davon anhören (nur echt mit der E-Gitarre, auf der der komplette Song geschrieben wurde). Im Crowdfunding Video ist übrigens das ungemischte Instrumental von der Albumversion zu hören!
Danke fürs Lesen und weiterhin danke für die Unterstützung!
Euer Tom