Streßmonat August
Der nächste Brocken, den es anzupacken galt war nun, mit meinen interessierten Musikerinnen mal einen Termin zu finden, um die CD-Einspielung aufzugleisen.
Mein erster Ansprechpartner war Alfred Dünser, allerbester Arrangeur, Fan von Aussergewöhnlichkeiten und kreativ vom Haaransatz bis zum Zehennagel. Er tauchte auch aus der Ferienstarre auf und wir trafen uns auf ein erstes Gespräch. Nun galt es also, einen Termin mit den anderen Musikern zu finden. Die dafür eingerichtete Whatsapp-gruppe brachte mich nicht voran, denn es gab einfach keine Termine in nächster Zukunft, die ein Proben, Üben und Ausprobieren in Aussicht stellten.
Meine 3 SängerInnen, die bis 20.8. bei den Bregenzer Festspielen engagiert waren, erklärten, wann sie wieder verfügbar wären und das war Mitte September..... ich sah schon alle Felle davon schwimmen und schwankte mit meinem Launenpegel von "Geht scho, packen wir an bis hin zu "Ich grab mich ein, das wird nie mehr was" kräftig hin und her und die Ratlosigkeit und Überforderung plagten mich.
Zusätzlich meldete sich die Geigerin und Flötistin ab mit der Begründung, dass ihr das ganze Projekt zu zweifelhaft erscheine und sie genug zu tun habe, um dann noch unbedingt dabei sein zu wollen.
Nach einem Austausch mit meiner ((superar))Kollegin erreichte ich den Tiefpunkt und fühlte mich extrem elend.
Ich stellte alles in Frage und schüttelte den Kopf über mich selbst.
Wie konnte ich mir nur so grosse Schuhe anziehen und dann auch noch glauben, damit laufen zu können???
Ich telefonierte mit Alfred und er sprach es ganz klar aus: Entweder jetzt mit Volldampf dran gehen oder alles abblasen. Hmmmm..... abblasen.......???
Ich merkte, es regte sich der Widerstand.... Michaela blies nie so schnell was ab. Ich begann fieberhaft zu überlegen, wen ich denn noch kennen würde, der auch ein Instrument unterrichtet und was übrig hat für mein Projekt. Ich scannte die Bekannten mit Instrument durch nach Entfernung zum Aufnahmeort, Freundschaftsgrad, Familienstatus und spürte hin, wie gut ich ein Nein verkraften würde, wenn ich Menschen mit so einer Bitte ansprach.
Meine erste Kandidatin (eine Cellistin) war auf Australienurlaub. Die zweite Cellistin im Hinterkopf - da schien mir, dass wir uns zu wenig nahe standen, aber dann fiel mir Ingrid ein.
ingrid hatte ich im Frühjahr schon erzählt, was mir da so vorschwebte und sie wohnte gar nicht so weit weg..... ein Anruf und ein wenig Plaudern und dann - juchuuuu - ihre Zusage und ihre möglichen Probenzeiten für die kommenden Wochen.
Das war schon mal ein guter Ausgangspunkt.
Dann telefonierte ich mit meiner Technikerin, die seit Wochen mit ihrem Equipment kämpfte und eigentlich auch noch nicht wusste, ob und wie sie es hinbekommen sollte. Sie meinte, ich solle doch den Jörg anrufen und mit ins Boot holen.
Ja, Jörg, Jörg war im Frühling so freundlich, die Downloads für die Doblinger-Homepage (und das Klangfenster Finnland) zu betreuen.
Ich wagte es und rief ihn an.... vorsichtiges Fragen und auch er sagte ganz offen und ehrlich, er wäre dabei. Und auch Jörg sagte, wann seine Zeitfenster wären.... so langsam begann sich eine Art Fahrplan herauszukristallisieren.
Jörg meinte ausserdem, warum ich denn nicht Christine nochmals fragen wollte.
Und er hatte Recht, warum nicht. Christine, meine Gesangskollegin war im Frühjahr - genau wie Jörg - auch so unkompliziert gewesen und hatte ohne Umschweife 7 Titel eingesungen und gesagt, dass es ihr Spaß gemacht habe. Ich wollte ihr nicht lästig fallen, immerhin hatte ich sie für ihren Aufwand bislang auch nicht wirklich entschädigt.
Andererseits, eine 50:50 Chance hatte ich bei der Frage, ob sie dabei sein wolle.
Also wählte ich auch ihre Nummer und als ich sie erwischte und von meinem Ansinnen erzählte (sie hatte im Frühsommer nichts mitbekommen von meinem zweiten Buchprojekt), war sie sofort bereit, wieder dabei zu sein.
Eigentlich war ich sprachlos.
Jetzt hatte ich doch glatt zwei Neue, zwei Profis im Boot, die auch in der kommenden (letzten Augustwoche) Zeit hatten für eine Probe, ein Treffen, eine Übezeit.
Beim Waldspaziergang, den ich täglich machte, um gehend über die anstehenden Aufgaben zu meditieren, dachte ich dann auch an Marjut, "meine finnische Sopranistin".
Sie sang bei der Klangfenster-Buchpräsentation zwei Stücke und hatte als Pädagogin auch noch Ferien.... ob sie vielleicht..... und JA, sie machte auch mit und hatte auch ZEIT.
Und so ergab es sich wahrhaftig, dass ein Grüppchen Musiker (Alfred, Ingrid, Mirjam) mit mir einen Startpunkt setzten und wir uns zu einer ersten Probe am Montag nachmittag, dem 28.8. trafen und die Lieder durchgingen, die Mirjam als allererste und allerverlässlichste meiner ursprünglichen Gesangspartnerinnen ausgesucht und einstudiert hatte.
Alfred notierte immer vorne zu die passende Cellostimme für Ingrid und so formten sich erste Klänge im Überaum unter dem Dach im Reichenfeld und es klang - wie ich fand - schon sehr, sehr schön!
Das Eis war gebrochen! Der August fast geschafft!