Der Großvater der Familie erwarb das Land – auch bekannt als „Dahers Weinberg“ – im Jahre 1916, zur Zeit der osmanischen Besatzung. Seitdem haben viele Nassars auf diesem Land gelebt und gearbeitet und dabei Oliven, Trauben,Weizen und andere Früchte produziert.
Die Familie besitzt alle Originale der Grundbucheintragungen. Sie haben u.a. das Land 1924/1925 während der britischen Mandatszeit registrieren lassen und haben diese Dokumente 1987 und 2000 beim Grundbuchamt in Bethlehem aktualisieren lassen.
Bis zum Jahr 2005 wurde am obersten israelischen Gericht über die Zugehörigkeit des Landes verhandelt. Nach vielen Verschiebungen und einem aufwendigen Prozess erhielten die Nassars die Erlaubnis, ihr Land registrieren zu lassen – eine einzigartige Entscheidung, da dies den Palästinenser(inne)n seit 1967 verboten ist.
Die Gesamtkosten des Prozesses und der Registrierung belaufen sich auf $145.000. Der Umgang mit dem Land der Familie ist beispielhaft für das, was Palästinenser(innen) erwarten können, wenn sie sich entschließen, gerichtlich vorzugehen.
Auch wenn sie mit der Registrierung ihres Landes einen Sieg errungen haben, gibt es noch immer viele Faktoren, die die Zukunft des Landes bedrohen. Dazu zählen insbesondere Abrißbefehle, Enteignungsversuche, fehlende Baugenehmigungen, kein direkter Zugang zu Trinkwasser und Elektrizität und der Bau der Sperranlage.
„Dahers Weinberg“ umfaßt ungefähr 40 Hektar und befindet sich südlich von Bethlehem, nahe dem arabischen Dorf Nahalin, in einer Gegend, die auch als „Gush Etzion-Block“ bekannt ist. Ein Teil des Landes ist dem Projekt „Tent of Nations/Zelt der Völker“ gewidmet, welches den Lebenstraum von Bishara Nassar repräsentiert. Er hat sein ganzes Leben in Bethlehem sowie auf der Farm selbst gelebt. Sein Traum war es schon damals, ein Zentrum für Begegnung und Dialog zu errichten. Deshalb stellte er einen Teil des Landes der Jugendarbeit zu Verfügung. Bishara starb jedoch 1976 und seine Familie bemühte sich, seine Vision aufrecht zu erhalten.
Das „Tent of Nations“ versucht Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenzubringen, um Brücken der Versöhnung und Verständigung zu bauen. Regelmäßig werden Jugendliche aus der ganzen Welt – und vor allem aus Konfliktgebieten – eingeladen. Zudem steht es Jugendorganisationen, Kirchen sowie Reisegruppen für Projektarbeiten zur Verfügung. Darüber hinaus werden weitere Vorhaben betrieben, die beispielsweise der Stärkung der lokalen Frauen dienen.
Christian Kraatz dokumentiert seit vielen Jahren mit seinen bildgewaltigen Photos diese Arbeit und diese Entwicklung, die nun erstmals im Band We Refuse To Be Enemies versammelt werden. Der Bildband wird ca. 60 Seiten haben und zweisprachig, in deutsch und englisch, erscheinen.
Ziel des Buchprojektes ist es Aufmerksamkeit für die Situation der Familie Nassar zu schaffen, ihre Geschichte für kommende Generationen zu erhalten sowie finanzielle Unterstützung für das Projekt “Zelt der Völker“ zu leisten.
Das Verhalten der Familie Nassar und ihr Projekt Zelt der Völker sind einzigartig und beispielhaft. Angesichts der schwierigen Umstände ist ihre gewaltfreie Einstellung und Handlungsweise, die sich im Motto des Projekts, „Wir weigern uns Feinde zu sein“, manifestiert,wert, unterstützt zu werden.
Nach erfolgreicher Finanzierung wird das gespendete Geld dafür verwendet, die erste Auflage von 2000 Exemplaren zu drucken. Für jedes im Rahmen der Kampagne verschickte Exemplar geht ein weiteres Exemplar an das Projekt Zelt der Völker zum eigenen Verkauf vor Ort. Mit dem so eingenommenen Geld wird es möglich werden, infrastrukturelle Maßnahmen voranzutreiben, zerstörte Felder wieder neu zu bepflanzen und ein Sommerferienlager für palästinensische Kindern zu organisieren.
Hinter dem Projekt stehen der Photograf Christian Kraatz, welcher 6 Jahre an der Serie gearbeitet hat, sowie der Berliner Verlag AphorismA, ein Spezialist in der Literatur zum Nahen Osten, Palästina und Israel (www.aphorisma.eu).
We Refuse To Be Enemies - book project