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Ich bin Journalist und möchte Deutschland für ein Buchprojekt zu Fuß durchqueren. Im Winter. Von Slubice in Polen nach Venlo in den Niederlanden. Mein Weg wird mich ab dem 19.2. durch acht Bundesländer führen. Dabei soll eine sehr persönliche Wanderreportage entstehen, eine Reise zu meinen eigenen Wurzeln. Es geht um den demografischen Wandel, und wie vielleicht doch alles anders kommt, als wir heute glauben.
Datenschutzhinweis
Finanzierungszeitraum
06.03.13 - 05.04.13
Mindestbetrag (Startlevel): €
3.000 €
Stadt
Berlin
Kategorie
Journalismus
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Worum geht es in dem Projekt?

Es geht um eine Reise zu Fuß. Im Winter. Durch Deutschland. Knapp 1000 Kilometer werde ich zurücklegen, von Slubice in Polen nach Venlo in den Niederlanden. Dabei möchte ich ein sehr persönliches Wanderbuch schreiben, in dem es um den demografischen Wandel geht. In den vergangenen Jahren war oft zu hören, dass die deutsche Provinz an Bevölkerung verliert und überaltert. Ich glaube, dass wir derzeit an einem Wendepunkt stehen. Das Leben in den Städten wird immer teurer. Und gleichzeitig haben viele Kommunen endlich angefangen, dem demografischen Trend entgegenzusteuern. Aber neben den Fakten ist da noch so ein Gefühl: Die deutsche Provinz war stets besser als ihr Ruf. Lebendinger, ideenreicher. Ich persönlich kann mir ein Deutschland ohne das, was in all den kleinen und mittleren Städten passiert, nicht vorstellen.

Das hat auch mit meiner Geschichte zu tun. Und davon handelt diese Reise:

Als ich jung war, wollte ich unbedingt weg aus Frankenberg. Heute freue ich mich über jeden, der dageblieben ist.

Meine kleine Heimatstadt in Nordhessen hat weder Showmaster noch Olympiasieger hervorgebracht. Es ist eine Stadt, die 45 Fahrminuten von der nächsten Autobahn entfernt liegt, für nichts auf der Welt bekannt ist und in der jeder große Trend mit mindestens einem Jahr Verspätung imitiert wird. Nach dem Abitur packte ich mein Auto bis unters Dach voll und fuhr ab Richtung Süden.

Ich habe in München studiert, mir von Oberbayern aus einen Überblick verschafft. Über Deutschland. Ich habe einiges gelernt. Zum Beispiel, dass 75 Prozent aller deutschen Kinder in ähnlichen Verhältnissen aufgewachsen sind wie ich, nämlich außerhalb der etwa 100 deutschen Großstädte. Dass der deutsche Mittelstand, der über 60 Prozent der Arbeitsplätze in diesem Land stellt, mehrheitlich in der Provinz zuhause ist. Dass all die beeindruckenden Zahlen von der deutschen Exportweltmeisterschaft niemals möglich wären, wenn es nicht die vielen Menschen im ländlichen Deutschland gäbe, die immer wieder schrullige und geniale Ideen haben, auf die niemand in Berlin, Hamburg oder Köln kommt. Das Telefon ist nicht in München erfunden worden, sondern im südhessischen Friedrichsdorf. Das Kugellager in Schweinfurt. Und der Erfinder des Computers, Konrad Zuse, hat seine ersten wissenschaftlichen Gehversuche in Hoyerswerda gemacht – die deutsche Stadt, die heute am stärksten vom demografischen Wandel betroffen ist. Ich merkte, dass ich jahrelang die Mittelmäßigkeit meiner Heimat beklagt hatte. Und dabei das Besondere übersehen hatte: Der Unternehmer aus der Nachbarstraße, der mit einer Fabrik für industrielle Waffeleisen Weltmarktführer geworden ist. Ich erinnerte mich an meinen alten Musiklehrer, der mit viel Idealismus Musiktalente ausgebildet und ein Orchester an unserer Schule aufgebaut hat. Spätestens während eines Auslandaufenthaltes in Frankreich merkte ich, wie außergewöhnlich es ist, in einem Land zu leben, das von innen heraus wächst – und nicht aus einer einzigen Metropole heraus seine gesamte Bedeutung schöpft. Ich knüpfte Freundschaften mit jungen Franzosen, die es unbedingt nach Paris schaffen mussten, um Erfolg im Beruf zu haben. Eine starke Provinz bedeutet Freiheit. Auch in der Lebensgestaltung.

Der demografische Wandel bedroht diese Freiheit. Deutschland wächst nicht mehr von innen heraus, sondern schrumpft. Demografen zeichnen drastische Zukunftsszenarien, im Jahr 2050 soll der Altersdurchschnitt in den meisten Landkreisen außerhalb der so genannten Metropolregionen bei über 55 Jahren liegen – junge Familien wären dann die Ausnahme. Doch die Zukunft Deutschland lässt sich nicht ausrechnen, weil sich die dafür nötigen Parameter ständig verändern. Schon jetzt steigen die Mieten selbst in früher erschwinglichen Städten wie Berlin auf ein Niveau, dass sich selbst Akademiker nur noch schwer leisten können. Gleichzeitig entstehen auf dem Land Konzepte, um den Wegzug zu stoppen: Praxisorientierte Studiengänge an regional organisierten Fachhochschulen, Familienprogramme, die Herausbildung von Stadtprofilen. Und manchmal sind es auch engagierte Einzelpersonen, die einiges Bewegen.

Es soll ein Buch entstehen, das entgegen vieler anderer Beschreibungen nicht nur vom Niedergang handelt, sondern auch vom Besonderen im Kleinen. Denn wir können uns ein Deutschland ohne Provinz nicht leisten.

Meine Route (Planungsstand 12.2.13): Slubice - Frankfurt/Oder - Fürstenwalde - Erkner - Berlin - Potsdam - Beelitz - Wittenberg - Leipzig - Halle - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen - Duderstadt - Göttingen - Kassel - Fritzlar - Frankenberg - Willingen - Olsberg - Meschede - Schwerte - Hagen - Dortmund - Herne - Gelsenkirchen - Oberhausen - Duisburg - Moers - Venlo.

Mein Blog: https://deutschlandwanderung.wordpress.com/

Was sind die Ziele und wer ist die Zielgruppe?

Das Buch soll ein Stück literarischer Journalismus werden. Kein Almanach, der die nötigen Zahlen liefert. Sondern eine Erzählung, die verstehen hilft. Eine Entdeckungsreise im Winter. Warum gerade dann? Weil die größten Geheimnisse dann zu entdecken sind, wenn niemand hinschaut. Es gibt genug schöne Werbebilder, die das deutsche Mittelgebirge im Sommer zeigen. Zielgruppe sind all jene, die neugierig auf das Deutschland jenseits von Berlin, Hamburg und München sind.

Warum sollte jemand dieses Projekt unterstützen?

Es geht um unabhängigen Reportagejournalismus, der jenseits der großen deutschen Redaktionen und Verlage entsteht. Es geht um ein Projekt, für das ich seit fünf Jahren kämpfe - und dessen Verwirklichung nun ganz nah ist.

Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?

Die Kosten des Projekts liegen bei etwa 2000 Euro. Darin sind unter anderem die Übernachtungen, Kosten für das Equipment (gute Wanderstiefel, Kamera, Kartenmaterial) und die Kosten für die Rückreise von Venlo nach Berlin enthalten. Jeder weitere Euro hilft mir sehr beim Schreiben des Buches. Wenn ich unabhängig von anderen Aufträgen an dem Buch schreiben kann, wäre ich in der Lage, Verlagen ein fertiges Manuskript anzubieten, das genau meinen Wünschen und Vorstellungen entspricht. Eure Beteiligung ist ein Investment in meine schreiberische Freiheit. Und dafür wäre ich Euch extrem dankbar.

Wer steht hinter dem Projekt?

Sebastian Christ, 32 Jahre alt, Journalist und Schriftsteller. Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München, Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung. War als Redakteur für stern.de und das Handelsblatt tätig, seine Reportagen erschienen darüber hinaus u.a. auch in der ZEIT, ZEIT Campus und bei Spiegel Online.

Sein Roman "... und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!" (Goldmann, 2009) beschäftigt sich mit der sozialen Situation von Praktikanten in Deutschland: http://www.randomhouse.de/Taschenbuch/und-wuenschen-Ihnen-fuer-die-Zukunft-alles-Gute-Ein-Leben-als-Praktikant/Sebastian-Christ/e274275.rhd

„Mindestens einen dieser Schlüsseldialoge des Romans über Starksein, Erfolghaben und Sicherheitssuchen hat jeder zwischen 20 und 30 schon einmal geführt. Sebastian Christ hat diesen Alltag eingefangen und ihn auf den Punkt gebracht. Und deswegen kann man sein Buch ‚…und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!' wirklich einen Generationenroman nennen.“ DIE ZEIT

In "Das Knurren der Panzer im Frühling" (Pattloch /Droemer und Knaur, 2011) schreibt Christ in 30 journalistischen Kurzgeschichten über den Krieg in Afghanistan. http://www.droemer-knaur.de/sixcms/detail.php?template=dkr_buch_detail&id=7768531

"Christs Sprache ist lebendig, anschaulich, zupackend, frei von Pathos und doch einfühlsam, subjektiv und sinnlich: Der Leser schmeckt den Staub der afghanischen Wüste, kämpft mit dem Schlamm an den Stiefeln, riecht den Dieselgestank aus tausenden Aggregaten und schwitzt unter der Last schwerer Schutzwesten. Christs Geschichten sind mal berührend, mal witzig, mal verstörend und mal grotesk, und immer erhellend. Und sie bleiben den Beweis für des Autors These nicht schuldig, dass die Wirklichkeit oft absurder ist als die Fantasie. Dass der Krieg keinen Frieden bringt." Der Tagesspiegel

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2013: Was von Deutschland übrig bleibt
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